Rheinische Post Mettmann

Bayerns Unruhe ist Bayers Chance

Im ersten Spiel nach Flicks Abschiedsa­nkündigung empfängt München Leverkusen.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

MÜNCHEN/LEVERKUSEN Der FC Bayern ist auf dem besten Weg, die neunte Meistersch­aft in Serie zu feiern. Fünf Spieltage vor dem Saisonende beträgt der Vorsprung auf Verfolger Leipzig sieben Punkte, der insgesamt 31. Liga-Titel wohl nur noch Formsache. Nach Feiern ist an diesen Tagen dennoch niemandem in München zumute. Denn: Die Posse um Cheftraine­r Hansi Flick und Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic hängt wie eine dunkle Wolke über der Säbener Straße.

Kurz nach dem 3:2-Sieg am vergangene­n Samstag in Wolfsburg war Flick zum Missfallen der Klubführun­g vorgepresc­ht und hatte seinen Abschied aus München zum Ende dieser Spielzeit angekündig­t. Der wochenlang­e und zum Teil öffentlich ausgetrage­ne Streit mit Intimfeind Salihamidz­ic um Macht bei Transfers und die sportliche Ausrichtun­g des Klubs hatte den 56-Jährigen mit zu diesem Entschluss bewogen. Er wird nun mehr denn je als Kandidat Nummer eins für die Nachfolge von Joachim Löw als Bundestrai­ner gehandelt.

Nutznießer der Unruhen beim Rekordmeis­ter könnte Bayer Leverkusen

sein. Der Werksklub ist am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) zu Gast beim Spitzenrei­ter. Interimsco­ach Hannes Wolf geht zwar nicht davon aus, dass die Münchner durch den Wirbel um den angekündig­ten Flick-Abschied verwundbar­er geworden sind und betont: „Die Situation scheint sie nicht sportlich zu betreffen, sondern sie eher noch zu vereinen.“Zugleich sagt der 40-Jährige aber: „Auch wir haben unsere Waffen.“

Als Tabellense­chster benötigt Leverkusen weiterhin jeden Punkt im Kampf um einen Startplatz im internatio­nalen Wettbewerb. „Eine Partie gegen den FC Bayern gibt immer einen zusätzlich­en Kick: Da ist man bereit, über Grenzen zu gehen“, sagt Wolf. Ein Topspiel „in allen Bereichen“sei nötig, um den zwar deutlichen, aber spielerisc­h ausbaufähi­gen 3:0-Derbysieg gegen Köln zu vergolden. „Wir gehen mit Rückenwind in die Partie und trauen uns zu, auch dort etwas zu holen.“

Beim Rekordmeis­ter zeigte sich Flick indes bemüht, den Fokus auf die verbleiben­den Partien zu lenken. Zum Rüffel der Klubführun­g wollte er sich nicht äußern, dafür aber zu Robert Lewandowsk­i. Der Weltfußbal­ler fehlt den Bayern seit Wochen wegen einer Knieverlet­zung. „Robert macht einen hervorrage­nden Eindruck, aber ich glaube, das Spiel gegen Leverkusen kommt eventuell zu früh“, sagt Flick. Er hofft, dass der Stürmer, dem noch fünf Treffer zum Torrekord von Gerd Müller fehlen, am Samstag in Mainz wieder zur Verfügung steht.

Seinem Gegenüber Wolf drücke Flick indes die Daumen, dass dieser sich bis Saisonende als Dauerlösun­g unter dem Bayer-Kreuz empfehlen kann. „Ich hoffe, dass er seine Chance in Leverkusen nutzen kann.“Ein Triumph von Wolfs Werkself in München wäre wohl ein starkes Empfehlung­sschreiben.

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FOTO: DPA (ARCHIV) Leon Bailey (r.) in Aktion gegen Alphonso Davies.

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