Verwirrung wegen geplanter Fahrradstraße
Viele Anwohner der Gutenberg- und Limburgstraße lehnen die Planung ab und fühlen sich von der Stadt nicht ausreichend informiert.
GRAFENBERG An der Gutenbergstraße lebt es sich gut, das kann jeder Anwohner bestätigen. Auf der einen Seite stehen zum Teil sehr ansehnliche Häuser, auf der anderen verläuft vom Staufenplatz aus ein künstlich angelegter Grünstreifen mit Spielplatz über der einst noch offenen Güterzugstrecke. Es ist zudem eine Sackgasse, die in einem Wendehammer endet, daher bleibt der Verkehr der Anlieger überschaubar. Und genau aus diesem Grund ist die Gutenbergstraße irgendwie insgeheim auch Spielstraße, die von den Kindern in Beschlag genommen wird, gerade die asphaltierte Fläche des Wendehammers wird zum Skaten oder sogar Ball spielen genutzt. „Ich wohne seit 30 Jahren hier, und das war immer ein funktionierendes Miteinander von spielenden Kindern, Radfahrern, Spaziergängern mit Hunden sowie Joggern, und auch die wenigen Autofahrer haben stets ein waches Auge auf das, was auf der Straße passiert“, sagt Cornelia Hegmanns-Lehsau.
Das könnte sich aber bald ändern, denn die Gutenberg- ebenso wie die sich auf der anderen Seite der Grafenberger Allee anschließende Limburgstraße sollen inklusive der Unterführung als Teil der geplanten Veloroute „Nord-SüdRoute Ost“zu einer Radstraße ausgebaut werden. „Der Umbau war eigentlich schon für 2020/21 angesetzt, bis heute ist aber nichts passiert“, sagt Laura Schuster. Das finden die Anwohner weniger schlimm als die mangelnde Transparenz seitens der Stadt. „Keiner weiß, was Sache ist, mit uns redet niemand, wir wurden schlichtweg nicht in die Planung einbezogen“, kritisiert Laura Schuster.
Nun ist es ja auch nicht so, dass die Grafenberger rund um den Staufenplatz gegen einen Radweg wären, aber welche Rechte Fußgänger und eben auch spielende Kinder noch auf einer ausgebauten Radstraße hätten, das fragen sich die Betroffenen eben schon. „Wir befürchten die Übervorteilung einer bestimmten Gruppe von Verkehrsteilnehmern. Radfahrer hätten dann alle Rechte, und wir werden allenfalls noch geduldet. Ist dann hier vielleicht sogar Spielen verboten?“, fragt sich nicht nur Cornelia Schmitz.
Auch Cornelia Hegmanns-Lehsau ist ganz klar für die Beibehaltung des Status quo: „Wir kommen hier alle wunderbar miteinander klar, es gab nie einen Unfall, und daher besteht einfach keine Notwendigkeit für eine Radstraße, zumal der vorhandene Platz dafür gar nicht ausreicht, ohne andere Personenkreise auszusperren.“Nicht zuletzt befürchtet Heiner Seebode, dass Radfahrer, die mit ordentlich Tempo unterwegs sind, nicht mehr auf querende Kinder achten, da sie auf einer Radstraße ja quasi absolute Vorfahrt genießen würden.
Und wenn die Radstraße dann halt doch unbedingt kommen soll, „warum nimmt man nicht die parallel verlaufende Ernst-Poensgen-Allee als Alternative, die würde sich doch viel eher anbieten? So ist das nicht innovativ, sondern für uns nur ein gewaltiger Rückschritt“, sagt Laura Schuster. Cornelia Hegmanns-Lehsau will jetzt jedenfalls nicht länger warten, „bis sich die Stadt aus ihrem stillen Kämmerlein auf uns Anwohner zubewegt: Wir werden Flugblätter anfertigen, um alle zu informieren. Wir machen Druck“.
Von der Stadt heißt es, dass es durch die stetig steigende Anzahl an Radfahrern in dem Bereich vermehrt zu Beschwerden von Anwohnern und Nutzern der Grünfläche über Konflikte mit dem Radverkehr gekommen sei, sodass eine bessere Trennung von Fuß- und Radverkehr als notwendig erachtet wurde – und eine Führung des Radverkehrs auf der Straße sei dabei als die beste Lösung erschienen. Für Anwohner soll weiterhin die Möglichkeit bestehen, die Straße mit dem Auto zu nutzen, dafür garantiere die Zusatzbeschilderung „Anlieger frei“. Die Grünanlage soll nur noch von Fußgängern genutzt werden. Lediglich der Bereich der Unterführung soll weiterhin für beide Gruppen nutzbar bleiben. Insgesamt müssten jedoch die Anschlüsse zur Fahrbahn optimiert werden. Ein Umsetzungszeitraum könne aufgrund der erforderlichen Plananpassungen derzeit noch nicht genannt werden.