Rheinische Post Mettmann

Verwirrung wegen geplanter Fahrradstr­aße

Viele Anwohner der Gutenberg- und Limburgstr­aße lehnen die Planung ab und fühlen sich von der Stadt nicht ausreichen­d informiert.

- VON MARC INGEL

GRAFENBERG An der Gutenbergs­traße lebt es sich gut, das kann jeder Anwohner bestätigen. Auf der einen Seite stehen zum Teil sehr ansehnlich­e Häuser, auf der anderen verläuft vom Staufenpla­tz aus ein künstlich angelegter Grünstreif­en mit Spielplatz über der einst noch offenen Güterzugst­recke. Es ist zudem eine Sackgasse, die in einem Wendehamme­r endet, daher bleibt der Verkehr der Anlieger überschaub­ar. Und genau aus diesem Grund ist die Gutenbergs­traße irgendwie insgeheim auch Spielstraß­e, die von den Kindern in Beschlag genommen wird, gerade die asphaltier­te Fläche des Wendehamme­rs wird zum Skaten oder sogar Ball spielen genutzt. „Ich wohne seit 30 Jahren hier, und das war immer ein funktionie­rendes Miteinande­r von spielenden Kindern, Radfahrern, Spaziergän­gern mit Hunden sowie Joggern, und auch die wenigen Autofahrer haben stets ein waches Auge auf das, was auf der Straße passiert“, sagt Cornelia Hegmanns-Lehsau.

Das könnte sich aber bald ändern, denn die Gutenberg- ebenso wie die sich auf der anderen Seite der Grafenberg­er Allee anschließe­nde Limburgstr­aße sollen inklusive der Unterführu­ng als Teil der geplanten Veloroute „Nord-SüdRoute Ost“zu einer Radstraße ausgebaut werden. „Der Umbau war eigentlich schon für 2020/21 angesetzt, bis heute ist aber nichts passiert“, sagt Laura Schuster. Das finden die Anwohner weniger schlimm als die mangelnde Transparen­z seitens der Stadt. „Keiner weiß, was Sache ist, mit uns redet niemand, wir wurden schlichtwe­g nicht in die Planung einbezogen“, kritisiert Laura Schuster.

Nun ist es ja auch nicht so, dass die Grafenberg­er rund um den Staufenpla­tz gegen einen Radweg wären, aber welche Rechte Fußgänger und eben auch spielende Kinder noch auf einer ausgebaute­n Radstraße hätten, das fragen sich die Betroffene­n eben schon. „Wir befürchten die Übervortei­lung einer bestimmten Gruppe von Verkehrste­ilnehmern. Radfahrer hätten dann alle Rechte, und wir werden allenfalls noch geduldet. Ist dann hier vielleicht sogar Spielen verboten?“, fragt sich nicht nur Cornelia Schmitz.

Auch Cornelia Hegmanns-Lehsau ist ganz klar für die Beibehaltu­ng des Status quo: „Wir kommen hier alle wunderbar miteinande­r klar, es gab nie einen Unfall, und daher besteht einfach keine Notwendigk­eit für eine Radstraße, zumal der vorhandene Platz dafür gar nicht ausreicht, ohne andere Personenkr­eise auszusperr­en.“Nicht zuletzt befürchtet Heiner Seebode, dass Radfahrer, die mit ordentlich Tempo unterwegs sind, nicht mehr auf querende Kinder achten, da sie auf einer Radstraße ja quasi absolute Vorfahrt genießen würden.

Und wenn die Radstraße dann halt doch unbedingt kommen soll, „warum nimmt man nicht die parallel verlaufend­e Ernst-Poensgen-Allee als Alternativ­e, die würde sich doch viel eher anbieten? So ist das nicht innovativ, sondern für uns nur ein gewaltiger Rückschrit­t“, sagt Laura Schuster. Cornelia Hegmanns-Lehsau will jetzt jedenfalls nicht länger warten, „bis sich die Stadt aus ihrem stillen Kämmerlein auf uns Anwohner zubewegt: Wir werden Flugblätte­r anfertigen, um alle zu informiere­n. Wir machen Druck“.

Von der Stadt heißt es, dass es durch die stetig steigende Anzahl an Radfahrern in dem Bereich vermehrt zu Beschwerde­n von Anwohnern und Nutzern der Grünfläche über Konflikte mit dem Radverkehr gekommen sei, sodass eine bessere Trennung von Fuß- und Radverkehr als notwendig erachtet wurde – und eine Führung des Radverkehr­s auf der Straße sei dabei als die beste Lösung erschienen. Für Anwohner soll weiterhin die Möglichkei­t bestehen, die Straße mit dem Auto zu nutzen, dafür garantiere die Zusatzbesc­hilderung „Anlieger frei“. Die Grünanlage soll nur noch von Fußgängern genutzt werden. Lediglich der Bereich der Unterführu­ng soll weiterhin für beide Gruppen nutzbar bleiben. Insgesamt müssten jedoch die Anschlüsse zur Fahrbahn optimiert werden. Ein Umsetzungs­zeitraum könne aufgrund der erforderli­chen Plananpass­ungen derzeit noch nicht genannt werden.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Auf einer Fahrradstr­aße haben die Radler absoluten Vorrang. Sie dürfen auch nebeneinan­der fahren.
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Nico Lehmann-Tolkmitt hat dieses Drohnen-Foto gemacht. Er sagt: „Die Bebauung würde viele Kindern durch schnelle Radfahrer einem Risiko aussetzen.“
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RP-FOTOS (2): ARC Der Wendehamme­r der Gutenbergs­traße wird von Kindern gerne als Spielfläch­e genutzt. Hier wird viel geskatet und auch mal Ball gespielt.

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