Ringvorlesung über Beuys und die Wissenschaft
Zum 100. Geburtstag des Künstlers richtet die Heinrich-Heine-Universität eine digitale Veranstaltungsreihe aus, die sich für Einsteiger ins Thema eignet.
DÜSSELDORF „Jeder Mensch ist ein Künstler“, „Ich denke sowieso mit dem Knie“, „Mit dummen Fragen fängt jede Revolution an“– der Künstler Joseph Beuys war nie um eindrückliche und bisweilen rätselhafte Aussagen verlegen. Viele dieser Formulierungen geben einen Einblick in sein Weltverständnis, sie helfen, Beuys’ Intentionen und Denkweise zu verstehen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die neue Ringvorlesung der Heinrich-Heine-Universität ein Zitat von Beuys im Titel trägt, das die Grundidee der Vorträge auf den Punkt bringt. Er lautet: „Ich bin auf der Suche nach dem Dümmsten.“Joseph Beuys und die Wissenschaft.
Es soll deutlich werden, an wen sich die zwölf Vorlesungen der Reihe richten. „Jeder soll die Möglichkeit haben, den Ausführungen der Dozierenden zu folgen. Egal, ob man Kunstgeschichte studiert, oder sich vorher noch nie wirklich mit Beuys auseinandergesetzt hat“, berichtet Timo Skrandies, Professor für Kunstgeschichte an der Heinrich-Heine-Uni. Die Organisatoren folgen einem Grundsatz des Künstlers: „Für Beuys war der Dumme, also der Unwissende, quasi ein Universalist. Jemand, der unbedarft und offen für Fragen- und Problemstellungen ist.“
Ebenso universal wie die Zielgruppe wird auch der thematische Umfang der Vorlesungsreihe sein. Übergeordnet stehen zwar das Denken und die Kunst von Beuys im Zentrum, die Blickwinkel der Dozierenden jedoch könnten nicht unterschiedlicher sein. Naturwissenschaftler, Pädagogen, Philosophen und andere Fachleute kommen in den nächsten Wochen zu Wort. Sie sprechen über Ideen, Aktionen und Kreationen von Beuys, die ihre jeweilige Disziplin inhaltlich berühren.
Der Künstler selbst hatte eine ganz eigene Herangehensweise, seine Welt und die Wissenschaft zu verbinden. „Er hat wissenschaftliche Weltbeschreibungen beobachtet und sie nach seinem Interesse übersetzt. Die Grundidee dahinter war, dass wir alle Teil eines plastischen gesellschaftlichen Prozesses sind, an dem jeder teilhaben kann und auch sollte“, berichtet Skrandies und erklärt das Prinzip am Begriff der Wärme und einem Kunstwerk von Beuys: der Fettecke. „Fettklumpen sind im kalten Zustand unbeweglich und starr. Werden sie warm, kann das Fett jedoch in geometrische Formen gebracht und gestaltet werden. Es ist eine physische Beschreibung gesellschaftlicher Prozesse. Nur durch ein aktives Anstoßen, etwa Provokation, kann man für Bewegung und damit auch Veränderung sorgen.“
Die Ringvorlesung beginnt am Dienstag, 20. April, um 18.30 Uhr mit Skrandies’ Vortrag „Joseph Beuys und die Kunst als Forschung“. Jede Woche folgt eine neue Vorlesung. Alle werden online übertragen:
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