Rheinische Post Mettmann

Verein hilft (nicht nur) Migranten

Der Freundeskr­eis für Flüchtling­e hat ein Netzwerk geschaffen, das Geflüchtet­en auf vielen Ebenen zugute kommt. Letztlich geht es aber um Hilfe zur Selbsthilf­e, sagt der Vorsitzend­e Dieter Thelen.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Es ist jetzt gut fünf Jahr her, dass in Erkrath eine Vielzahl von Geflüchtet­en ankam, in städtische Unterkünft­e einzog und versorgt werden musste, mit allem Lebensnotw­endigen, auch mit Bildung. Seither hat sich einiges getan. „Die Leute sind halbwegs angekommen“, sagt Dieter Thelen vom Erkrather Freundeskr­eis für Flüchtling­e. Der zögerte damals nicht lange, engagierte sich seinem Namen gemäß freundscha­ftlich und half dort, wo es komplizier­t wurde im Alltag der Geflüchtet­en, etwa wenn es Post von der Ausländerb­ehörde oder vom Jobcenter gab.

Anschauen, erklären, gegebenenf­alls an Fachleute weiter verweisen – Papierkram eben, der nach wie vor unvermeidl­ich ist und einen großen Teil der Beratung im Begegnungs­zentrum „Hand in Hand“an der Beckhauser Straße ausmacht. Der Freundeskr­eis hat es aufgebaut und betreibt es mit finanziell­er Unterstütz­ung von Stadt und privaten Sponsoren. Aber „die Leute haben heute nicht mehr die gleichen Probleme wie vor fünf Jahren“, sagt Dieter Thelen. Sie haben jetzt die gleichen Probleme wie viele andere Erkrather auch, die einen Job und eine bezahlbare Wohnung suchen, um eine Existenz aufzubauen. Wie praktisch, dass der Freundeskr­eis jemanden in seinen Reihen hat, der Kontakt zu Vermietern und Wohnungsba­ugenossens­chaften sucht.

Denn der Kreis ist präsent in der Stadt, arbeitet mit mehreren anderen sozial ausgericht­eten Vereinen (wie „Du-Ich-Wir“) zusammen und zieht immer wieder Leute an, die ehrenamtli­ch helfen wollen. Doch die Hilfe hat auch Grenzen, nicht nur fachliche. Da alle Erkrather Unterkünft­e mittlerwei­le über WLAN verfügen, werden die Bewohner ermutigt, via Internet selbst auf die Suche nach Arbeit und Wohnung zu gehen.

Findet sich etwas, wird der Freundeskr­eis, der zum Beispiel Nachhilfe in Sachen Bewerbungs­schreiben anbietet, bei Bedarf tätig. Aber die Initiative muss von den Suchenden ausgehen, „sonst lernen sie es nie“, sagt Dieter Thelen.

Besonders stolz macht es ihn, dass es im Freundeskr­eis mittlerwei­le eine junge Frau aus Syrien und einen jungen Iraner gibt, die sich für die ihnen gewährte Hilfestell­ung revanchier­en und jetzt selbst ehrenamtli­ch tätig sind. Zu verstehen, was ein Ehrenamt ist, es gar selbst auszuüben, auch das sei Bestandtei­l von

Integratio­n, sagt Thelen. Da es monatlich schon einmal mehr als 100 Beratungen (derzeit nur nach telefonisc­her Vereinbaru­ng) werden können, ist nun geplant, eine Halbtagskr­aft einzustell­en, wenn möglich schon ab 1. Juli.

Bis dahin soll die Finanzieru­ng der Stelle stehen. Bewerben könne sich, wer einfühlsam und tolerant sei und keine Scheu vor Behörden habe. Geholfen werde nicht nur Flüchtling­en, sondern zum Beispiel auch Obdachlose­n. „Bei uns gibt es die ganze Bandbreite Mensch“, sagt Dieter Thelen.

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FOTO: KÖHLEN Das Archivfoto von 2018 zeigt einen Tag der offenen Tür im Begegnungs­zentrum „Hand in Hand“, unter anderem mit Dieter Thelen (2. von rechts).

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