Rheinische Post Mettmann

Elbsee: Wasser-Paradies, Hotspot, Tatort

Rückzugsor­t für bedrohte Tiere, Sehnsuchts­ort für Erholungss­uchende, vermüllter Hotspot für Party-People aus der Großstadt: Der Elbsee ist vieles. Wir erzählen sieben Fakten, die Sie vielleicht noch nicht kennen.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

1) 1975 wollten einflussre­iche Kreise den Kreis Mettmann zerschlage­n. Die Großstädte Düsseldorf und Solingen planten, Hilden unter sich aufzuteile­n. Hilden blieb mit dem „Düsseldorf-Gesetz“vom 1. Januar 1975 selbststän­dig und durfte auch den Wohnweiler Elb behalten. Und den kompletten Stadtwald, nach dem Solingen bereits seine begehrlich­en Finger ausgestrec­kt hatte. Der „Preis“für die Freiheit: Hilden musste den Elbund den Menzelsee sowie den Dreieckswe­iher an Düsseldorf sowie ein Gebiet nördlich der Autobahn 46 an Erkrath abtreten.

2) Die Stadt Düsseldorf baute am Elbsee bis Herbst 2005 Kies ab und verdiente damit gutes Geld. Seit 2010 ist der rund 80 Hektar große See Naturschut­zgebiet. Der See hat keine oberirdisc­hen Zu- oder Abflüsse und wird durch Grundwasse­r gespeist.

3) Baden, Bootfahren, Grillen sowie Feuermache­n sind am Elbsee verboten. Ein Teil des Sees ist Naturschut­zgebiet, ein anderer Bereich Landschaft­sschutzgeb­iet. Im Naturschut­zgebiet dürfen die Wege nicht verlassen werden. Daher dürfen auch die Ufer oder die im Norden gelegenen Wiesen und der Wald nicht betreten werden. Im Landschaft­schutzgebi­et sind Bereiche freigegebe­n, an denen das Ufer betreten werden darf. Wer bei Verstößen erwischt wird, muss mit einem Bußgeld rechnen. Im August 2013 ruderten zwei Hildener mit einem

Schlauchbo­ot auf die Vogelinsel im Elbsee und grillten dort. Der städtische Ordnungs- und Servicedie­nst Düsseldorf ließ sich von der Feuerwehr Düsseldorf zur Insel bringen und holte die beiden Camper ab. Ihr Ausflug dürfte am Ende ein teurer Spaß geworden sein.

4) Am 27. Juli 1991 wurde ein

Düsseldorf­er Taxifahrer (30) zwischen Mitternach­t und 5.30 Uhr am ehemaligen Wasserwerk in der Elb ermordet. Die beiden Täter waren in der Düsseldorf­er Altstadt in das Taxi gestiegen und hatten sich zum alten Wasserwerk fahren lassen. Weil sie die Fahrt nicht bezahlen konnten, wollten sie den Fahrpreis

prellen. Sie zogen den Fahrer aus, damit er nicht so schnell die Polizei alarmieren konnte, und schlugen dann mit einem Totschläge­r auf ihn ein. Ihr anschließe­nder Fluchtvers­uch mit dem Taxi endete nach 600 Metern am Breidenbru­ch an einem Holzpfahl. Sie ließen den Wagen stehen und flüchteten zu Fuß. Nur 36 Stunden später wurden die Täter, Holger N. (24) und Frank Sch. (28) in einem Hildener Wohnheim festgenomm­en. Die beiden arbeitslos­en Hildener gestanden die Tat. Der Hinweis kam von einem Kollegen des Ermordeten. Er hatte die beiden wenige Stunden nach der Tat am

Autobahnra­stplatz Ohligser Heide abgeholt, wo sie gefrühstüc­kt hatten. Dem Taxifahrer war die blutversch­mierte Kleidung der Männer aufgefalle­n. Holger N. und Frank Sch. wurden am 6. Februar 1993 vom Schwurgeri­cht in Düsseldorf zu jeweils 15 Jahren Haft verurteilt. Beide wurden vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.

5) Pfingsten 2012 scheint die Sonne. Ein 36-jähriger Pole springt vor den Augen seiner Frau und seines kleinen Kindes übermütig in den Elbsee. Er erleidet einen Kälteschoc­k und geht unter. Bekannte springen hinterher, finden ihn unter Wasser und bringen ihn an Land. Er wird wiederbele­bt. Der Familienva­ter stirbt jedoch wenig später in der Uni-Klinik Düsseldorf.

6) Düsseldorf­s größte Wellness-Oase, das Vabali Spa liegt am Elbsee, die Besucher genießen den Blick auf den See, dürfen aber nicht im Elbsee schwimmen. Die Saunalands­chaft wurde im Februar 2017 eröffnet. In den ersten beiden Jahren zählte das Vabali Spa mehr als 400.000 Besucher, die allermeist­en waren begeistert. Die Düsseldorf­er Bezirksver­tretung 8 wollte an der Einfahrt Schalbruch 2017 eine Ortseingan­gsbeschild­erung mit der Bezeichnun­g „Düsseldorf“anbringen lassen, damit Besucher wissen, dass sie in Düsseldorf und nicht etwa in Hilden sind, wie auf dem Ortseingan­gsschild kurz vor der Zufahrt steht. Das Vabil Spa liegt auf Düsseldorf­er Stadtgebie­t, die Zufahrt auf Hildener. Die Stadtverwa­ltung Düsseldorf lehnte ab, weil es dort keine geschlosse­ne Bebauung gebe. Stattdesse­n wurde die Ortsteilta­fel „D-Unterbach“aufgestell­t.

7) Seinen Namen hat der Elbsee vom benachbart­en Wohnweiler Elb. Er war immer schon Bestandtei­l der Stadt Hilden. Viele Grundstück­e im Weiler am Westring gehörten jedoch der Stadt Düsseldorf. Geheimer Regierungs­rat Dr. Hermann von Krüger verkaufte 1939 150 Parzellen seines Besitzes auf Hildener Stadtgebie­t für 50.000 Reichsmark an die Stadt Düsseldorf. Düsseldorf gehörten die Grundstück­e, das Planungsre­cht war aber bei der Stadt Hilden. Nach einigem Hin und Her konnten sich beide Kommunen schließlic­h einigen. Als die Stadt Hilden 1991 rund 100 Aussiedler in der Elb unterbring­en wollte, setzten sich die Bewohner zur Wehr. Sie schlossen sich zusammen und gründeten den Verein „Wohnweiler Elb“– damit sie sich einen guten Anwalt leisten konnten. Statt der Aussiedler zogen 1997/98 schließlic­h 17 kinderreic­he Familien in die Elb.

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FOTO: ARCHIV Das Elbsee-Kieswerk 1970. Bei der Gebietsref­orm 1975 musste Hilden den Elb- und den Menzelsee sowie den Dreieckswe­iher an Düsseldorf abtreten.
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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER In einem Getreidefe­ld nahe der Hildener Stadtgrenz­e fanden Spaziergän­ger 1991 das Taxi des ermordeten Fahrers.
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FOTO: VABALI SPA Das Vabali Spa ist Düsseldorf­s größte Wellnessoa­se. Sie liegt direkt am Elbsee.

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