Neues Album – Haaner singt jetzt als Jack McBannon
Soeben ist „True Stories“erschienen. Der Singer/Songwriter über seinen neuen Namen, das Album, die Corona-Krise und darüber, wie sehr er Tourneen vermisst.
HAAN Früher kannte sein Publikum ihn als Thorsten Willer oder meist einfach kurz als „Willer“, jetzt hat er eine neue künstlerische Identität: Der Sänger und Songschreiber aus Haan, der heute in Wuppertal lebt, nennt sich nun Jack McBannon und hat sein erstes Album veröffentlicht. Es heißt „True Stories“und erzählt Geschichten aus dem Leben des Musikers. Mit der Produktion dieses neuen Albums in fast kompletter Eigenregie hat der 39-Jährige das Jahr 2020 kreativ überbrückt.
Wie ist aus dem Selfmade-Musiker Thorsten Willer der Singer/Songwriter Jack McBannon geworden?
McBannon Ich habe schon lange mit dem Gedanken gespielt, mir einen Künstlernamen zuzulegen und im Sommer 2020 fühlte es sich einfach richtig an. Nach ein paar Ideen kam der neue Name einfach zu mir. Jack McBannon war irgendwie schon immer in mir – ob privat oder auf der Bühne.
Ihr neues Album haben Sie „True Stories“ betitelt. Sind alle Geschichten tatsächlich wahr?
McBannon Ja, es sind durchweg wahre Geschichten, weshalb der Album-Titel wirklich als Statement gemeint ist. Ich schreibe so gut wie immer über Geschichten, die mein eigenes Leben erzählen und nicht über erfundene Dinge.
Sie bezeichnen Ihre Alben als Gesamtkunstwerke. Für „True Stories“gilt dies in besonderem Maße.
Ja, weil ich hier wirklich alles selbst gemacht habe: vom Songwriting über das Einspielen und Aufnehmen fast aller Instrumente bis hin zum kompletten Artwork des Albums.
Warum haben Sie weitgehend auf Mitmusiker verzichtet?
McBannon Das ist etwas, was ich so schon seit vielen Jahren machen wollte. Es ist einfach ein sehr guter Lernprozess und man muss dazu über den künstlerischen Tellerrand schauen, damit so etwas auch wirklich funktioniert. Man kann sich nicht auf dem Gedanken ausruhen, dass jemand anderes etwas ausbügelt. Man muss es selbst machen – ohne Ausnahme.
Neben Ihrem neuen Künstlernamen haben Sie auch die Sprache der letzten deutschsprachigen Willer-Alben jetzt in die englische Sprache verwandelt. Warum?
McBannon Am Anfang meiner Karriere habe ich nur auf Englisch getextet und irgendwann beschlossen, auch einmal auf Deutsch zu singen und zu schreiben. Aus dieser Idee sind seit 2014 zwei Alben entstanden, die eher ein deutschsprachiger Ausflug für mich waren. Mir war immer klar, dass ich auch wieder englische Songs schreiben werde. Für meinen Geschmack bekommen es nur ganz wenige Künstler hin, einen guten deutschen Text zu schreiben, der nicht konstruiert klingt. Dies ist im Englischen allein durch den Klang der Sprache leichter.
Sprache ist auch oft Ausdruck eines bestimmten Heimatgefühls. Was bedeutet Ihnen als gebürtiger Haaner der Begriff „Heimat“?
McBannon Ich bin ein Reisender und das war schon immer so. Gerade deswegen fällt es mir in der jetzigen Corona-Zeit schwer, nur an einem Ort zu sein. Heimat hat für mich eher etwas mit den Menschen als mit einem bestimmten Ort zu tun.
Sie sind mit Ihren Alben normalerweise das ganze Jahr über unterwegs. Was macht für Sie den Reiz des Tournee-Lebens aus?
McBannon Ich liebe es einfach, unterwegs zu sein, in Hotels und Motels zu wohnen und auf den Bühnen dieser Welt zu stehen. Die Interaktion mit dem Publikum und diese ganz besondere Energie ist einfach unbeschreiblich. Das geht nur auf Tournee...
... Und das ist derzeit alles unmöglich.Wie bewerten Sie in dieser Hinsicht die finanziellen Hilfen vom Staat für Kulturschaffende?
McBannon Ich sage es mal so: In Deutschland geht es uns besser als den meisten Menschen in fast allen anderen Ländern. Trotzdem stehe ich nicht hinter allen politischen Entscheidungen.
Zum Beispiel?
McBannon Es gibt so viele gute Konzepte, wie etwa die Kulturstätten, Restaurants und Kneipen auf sichere Art und Weise öffnen könnten. Stattdessen sagt die Politik den Leuten, dass sie zu Hause bleiben sollen. Wenn man kontrollieren will, dass alles sicher abläuft, ist es weitaus besser, dies mit guten Konzepten in öffentlichen Betrieben zu machen als in privaten Räumen.
Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft?
McBannon Mir fehlt das Reisen sehr und selbstverständlich fällt mir oft die Decke auf den Kopf. Aber ich bin dankbar, dass es mir gut geht.