„Es ist wichtig, keine Zeit zu verlieren“
Das Protokoll
Als Facharzt für Pneumologie will Gunther Öhlschläger die Impfkampagne unterstützen, unterstreicht aber auch die Bedeutung der Impfzentren in den Städten.
Impfen ist unser bester Weg aus dieser Pandemie heraus, da bin ich mir sicher. Es ist wichtig, dass wir alle geimpft sind, so schnell das möglich ist. Deshalb habe ich auch selbst schon mehrmals im Wuppertaler Impfzentrum Dienste übernommen und hunderte Patienten geimpft. Ich habe viel über die Handhabung der verschiedenen Impfstoffe gelernt und die möglichen Probleme, entsprechend bin ich bestens vorbereitet, um in meiner eigenen Praxis ebenfalls Patienten zu impfen. Das sollte allerdings nur eine Ergänzung zu den Impfzentren sein, die für mich weiter die primären Anlaufstellen sind. Nachdem ich die Arbeit gesehen habe, die dort geleistet wird, denke ich, dass dort weiterhin der Hauptteil der Impfungen stattfinden sollte. Das sind alles Leute, die das freiwillig machen und das großartig organisiert haben.
Offiziell darf ich seit dieser Woche in meiner Praxis in Düsseldorf impfen, starten will ich voraussichtlich am kommenden Montag. Das Impfen in der Praxis braucht jedenfalls eine umfassende Vorbereitung. Das beginnt schon mit einer speziellen Software, die wir vorher anschaffen und aufspielen mussten. Beim Bestellen des Impfstoffes wird man dann genau rechnen und auch ein wenig pokern müssen. Denn es ist möglich, zwischen zehn und 50 Dosen zu bestellen; aber es ist nicht sicher, dass man tatsächlich die vollständige Zahl der bestellten Dosen bekommt. Dazu kommt noch, dass man mit einigem Vorlauf planen muss, denn bestellt wird bis Dienstag um 12 Uhr, der Impfstoff kommt dann am folgenden Montag.
Impfen werde ich zunächst mit Biontech, später sicher auch mit Astrazeneca; die Mengenverhältnisse der beiden Impfstoffe zueinander verändern sich momentan ständig. Biontech kann man auch in den Kühlschränken der Praxis eine Woche lagern, das sollte machbar sein. Astrazeneca ist sogar noch länger haltbar – der Impfstoff wird wegen der gerade geltenden Einschränkungen nur an Patientinnen und Patienten ab 60 aufwärts verimpft. Damit könnten wir viele Menschen versorgen, denn es ist reichlich davon da. Ich weiß natürlich, dass viele Menschen auch in dieser Altersklasse inzwischen verunsichert sind durch die öffentlichen Äußerungen und die Berichte dazu. Trotzdem bin ich überzeugt, dass Astrazeneca ein sicherer Impfstoff ist.
Neben dem normalen Praxisbetrieb kann man die Termine natürlich nicht einfach einstreuen. Ich kenne Praxen, die deshalb an Nachmittagen öffnen, an denen sie eigentlich gar keine Sprechstunden hätten. Das möchte ich aber für meine Mitarbeiter und mich nicht. Geplant ist jetzt, dass wir an mindestens zwei Tagen mittags anfangen mit dem Impfen und dann jeweils sechs Leute impfen. Natürlich kommen wir da ein bisschen in die Mittagspause, aber das ist im Grunde kein Problem. Wir werden eine Art Einbahnstraßensystem einrichten, damit die Leute dann sozusagen auf einem Weg rein- und danach wieder rausgehen, ohne den anderen zu begegnen.
Natürlich habe ich mir bereits Gedanken gemacht, welche meiner Patientinnen und Patienten als erstes geimpft werden sollten. Als niedergelassene Ärzte sind wir weniger strikt als die Impfzentren an die Priosierunglisten gebunden. Es ist wichtig, dass diejenigen als erstes drankommen, die die Impfung besonders dringend brauchen und bei denen die Gefährdung am größten ist.
Ich finde es nicht richtig, dass es jetzt viele Menschen gibt, die mit aller Macht aus einer früheren Erkrankung
eine schwere Vorerkrankung machen wollen. Es macht kein gutes Gefühl und befremdet mich – zumal es vor der Pandemie eher so war, dass viele ihre Erkrankungen eher kleinreden wollten. Da wollte niemand freiwillig sagen, dass er nicht nur Allergien hat, sondern sogar Asthma.
Wir leiden wie viele andere Praxen auch darunter, dass unsere Telefonleitungen dauerhaft blockiert sind von Anrufern, die sich nach den Impfungen erkundigen. Natürlich kann ich das verstehen, zumal es offenbar keine zentralen Anlaufstellen gibt, bei denen all diese Fragen umfassend beantwortet werden. Aber wir können das eben auch nicht leisten. Diejenigen, die bei uns mit dem Impfen drankommen, werden wir natürlich anrufen und in die Praxis bestellen, sobald wir sicher wissen, dass der Impfstoff auch da ist.
Wenn das alles nach Plan geht, dann bin ich zuversichtlich, dass wir es schnell schaffen können, die erwachsene Bevölkerung durchzuimpfen. Dann hätten wir Luft, um bald auch die Kinder impfen zu können. Und es ist ja inzwischen auch die Rede davon, dass möglicherweise auch eine dritte Impfung gebraucht wird. Umso wichtiger ist es, dass wir keine Zeit verlieren.
Gunther Öhlschläger ist Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Allergologie und hat eine Praxis in Düsseldorf-Stadtmitte.
Protokolliert von Nicole Lange.