Für Nawalny setzte Jacques Tilly seinen Mottowagen ein
STADTMITTE Russische Lieder ertönten aus einer Box, während ein Polizeitrupp die Szenerie am frühen Mittwochabend beobachtete: Gut 200 Menschen hatten sich zum Start dieser aufsehenerregenden Aktion am Corneliusplatz zusammengefunden. Einer der diesjährigen Mottowagen von Karnevalswagenbauer und Satiriker Jacques Tilly, der Nawalny-Putin-Wagen, stand vor dem Kö-Bogen. Die Initiative Freies Russland wollte so auf die lebensbedrohliche Situation für den in einem Straflager in einen Hungerstreik getretenen Kreml-Gegner Alexej Nawalny und auf die politische Situation in Russland aufmerksam machen. Parallel zur Düsseldorf-Aktion gingen am Mittwoch auch Hunderttausende Menschen in Russland auf die Straße, daher hatte die Initiative die Veranstaltung in der Landeshauptstadt kurzfristig initiiert.
„Demokraten und Menschenrechtler aller Länder, vereinigt euch“, sagte Tilly in Anlehnung an ein Karl-Marx-Zitat und mit Blick auf Nawalny, der im Hungerstreik und ohne jegliche ärztliche Hilfe bald sterben könnte. Ebenfalls gekommen war Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsführer des Comitees Düsseldorfer Carneval (CC). Der hatte grünes Licht für den Einsatz des Wagens gegeben. „Die Karnevalisten machen ja nicht nur Party“, sagte er, „es geht ja auch um politische Inhalte. Das zeigt auch so eine Veranstaltung hier. Mit Jacques Tillys Mottowagen haben wir schon auf viele böse Dinge in der Welt hingewiesen.“Das Wetter spielte Tüllmann und Tilly in die Hände, es war warm, und es regnete nicht. „Wäre aber auch nicht so schlimm. Die Mottowagen halten schon ein paar Tage Regen aus“, sagte Tilly.
Möglicherweise findet am kommenden Samstag erneut solch eine Nawalny-Aktion in Düsseldorf statt. Nach Auskunft von Lina Witte von der Initiative Freies Russland ist aber jetzt schon klar, dass es spätestens am 1. Mai in der Landeshauptstadt eine Folgeaktion geben wird.