Deutsch-polnische Freundschaft
Heresbach-Gymnasiasten pflegen und hegen ihre Beziehungen zu Partnerschulen – derzeit virtuell.
METTMANN/LUBLIN Die Hürden für bilaterale Beziehungen scheinen hoch zu sein: Eine schwer erlernbare Sprache, die Vergangenheit ist auch leidvolle Geschichte und die politischen Beziehungen sind vielfältig – dass ein lebendig-inspirierender Schüleraustausch gut funktioniert, beweist der seit 1983 regelmäßige Austausch zwischen dem Konrad-Heresbach-Gymnasium (KHG) und zwei Schulen im polnischen Lublin, nämlich dem Gebrüder-Vetter-Berufskolleg und dem Unia- Lubelska-Lyzeum.
Alle zwei Jahre machen sich junge Leute auf den Weg, mal Deutsche Richtung Polen, mal Polen Richtung Mettmann. Sie alle wollen sich kennen lernen, Vorurteile aus der Welt schaffen und Freundschaften schließen. Der Förderverein des KHG und das Deutsch-Polnische Jugendwerk fördern und unterstützen das Projekt, das mittlerweile Generationen von Schülern das jeweilige Nachbarland näher gebracht hat. Aus den Kontakten sind Freundschaften fürs Leben entstanden.
Wer treibt diesen Austausch am KHG voran? Da ist besonders Joanna Zo zu nennen, die mit ihren Kollegen Christine Nagel und Stefan Castelli diesen Austausch organisiert und mit Herzblut bei der Sache
ist. Kein Wunder, denn Joanna Zo ist gebürtige Polin und als junge Erwachsene im Alter von 16 Jahren aus Rybnik in Oberschlesien nach Deutschland gekommen. „Das Verständnis füreinander, ein freundschaftliches Miteinander zu fördern“, ist ihr wichtig und Motor für ihren idealistischen Einsatz.
Der Austausch wird an den Schulen intensiv vorbereitet. Sprache, Kultur und Geschichte der beiden Länder werden erarbeitet, in Workshops oder an Projekttagen sind die Aufarbeitung der Geschichte beider Länder und der Menschen, die dort lebten und heute leben, Thema, die bei aller Gastfreundschaft beiderseits nicht vergessen werden darf.
„Das Programm eines Besuches in Polen hat nichts mit dem üblichen Reisetourismus zu tun“, führt die engagierte Lehrerin aus. Für die Schülerinnen und Schüler des KHG ist immer ein dreitägiger Besuch der Hauptstadt Warschau mit der Besichtigung historischer Stätten, die die Grausamkeiten des 2. Weltkrieges in Erinnerung rufen, ebenso selbstverständlich wie auch der Besuch des Konzentrationslagers Majdanek Teil des Programms ist, einer der zahlreichen Orte, an denen Unfassbares Teil der Weltanschauung war.
So ist der Austausch eng und verbunden über die Jahre mit den Partnern in Polen gewachsen. Die Corona-Pandemie
hat auch hier tiefe Spuren hinterlassen. „Der letzte persönliche Austausch fand vor zwei Jahren statt“, und ob er im Jubiläumsjahr 2023, dann feiert diese polnisch-deutsche-Verbindung 40-jähriges Bestehen, wieder belebt werden kann, ist die große Hoffnung von Joanna Zo und ihrer Kollegin Katarzyna Słoboda vom Unia Lyzeum. Dank der emsigen Lehrerinnen ist der Kontakt nicht abgerissen.
„Seit Januar treffen sich Schüler des KHG und des Lubliner Lyzeums regelmäßig virtuell, lernen einander kennen, bilden kleinere Projektgruppen zu verschiedenen Themen“, zählt Joanna Zon gemeinsame Aktivitäten auf. So werden beispielsweise als Straßen der Begegnung Adressen mit polnisch/deutsche Straßennamen sowohl in Lublin als auch in Mettmann benannt, oder die „Via Regia“thematisiert, sie war eine der bedeutendsten Handelswege des Mittelalters, die „älteste Ost-West-Route, die seit dem Mittelalter das Rheinland mit Schlesien verbindet“, wie die Lehrerin ausführt.
Ziel aller Begegnungen im intensiven Austausch ist, das Verständnis füreinander und den respektvollen Umgang miteinander zu entwickeln und zu erhalten. Größter Erfolg: „Die entstandenen Freundschaften kann uns keiner mehr nehmen.“