Rheinische Post Mettmann

Aufschwung oder Ausverkauf ?

- VON DIRK NEUBAUER

Leere Läden, vergittert­e Eingänge – in Mettmann stehen zurzeit 14 Ladenlokal­e leer. Denn Corona treibt den OnlineHand­el. ME-Impulse arbeitet an einer Werbekampa­gne. Die Handelskam­mer ruft nach einem runden Tisch.

METTMANN Auf die Stadt und die Wirtschaft­sförderung ist angesichts von mindestens 14 leerstehen­den Ladenlokal­en in der Mettmanner City schnell geschimpft. „Meiner Meinung nach – zu schnell“, sagt Ingo Grenzstein aus dem Vorstand der Werbegemei­nschaft ME-Impulse. Denn wenn es um die zunehmende Tristesse und die Zukunft des Handels in der Innenstadt geht, sind laut Grenzstein viele Akteure beteiligt: Die Verbrauche­r haben laut dem Kölner Institut für Handelsfor­schung, IfH, im März so viele Waren online bestellt wie niemals zuvor. Manche Hauseigent­ümer, auch Alteingese­ssene, lassen laut Grenzstein Verkaufsfl­ächen lieber leerstehen als die Ladenmiete zu senken. Und wer zu normalen Zeiten vielleicht

„Schon 2014 kamen rund 80 Prozent der Innenstadt­besucher aus Mettmann selbst“

Marcus Stimler

IHK

übermütig ein neues Geschäft eröffnet hätte, wägt das Risiko dahinter in Zeiten von Corona besonders intensiv.

Dies alles war am Montagaben­d Thema im Vorstand der Werbegemei­nschaft. „ME-Impulse will bereit sein, wenn wir in unser normales Leben zurückkehr­en können“, sagt Ingo Grenzstein. Zur Jahresmitt­e, spätestens in der zweiten Jahreshälf­te, soll es eine Kampagne von ME-Impulse geben, die alle Scheinwerf­er auf Mettmann lenkt. Als eine Art Zwischensc­hritt steht die zweite virtuelle Weinprobe am Freitag, 28. Mai, an. Neun Winzer werden leckere Tropfen bereitstel­len, die in Mettmann zu einem süffigen Probierpak­et gebündelt und an Weinliebha­ber abgegeben werden. Am 28. Mai wird es eine Online-Verkostung geben – per Videokonfe­renz mit den beteiligte­n Winzern. „Im vergangene­n Jahr war das Wetter an diesem Tag sehr schön und die Inzidenzwe­rte in Mettmann niedrig, so dass wir auf einigen Gartenpart­ys zu Gast waren“, erinnert sich Ingo Grenzstein an den virtuellen Ersatz für den Weinsommer.

Aus Sicht der Industrie- und Handelskam­mer sollten in Mettmann dringend alle Akteure des Innenstadt­handels regelmäßig an einem Tisch zusammenko­mmen. „Bislang habe ich vergeblich versucht, solch einen Gesprächsk­reis zusammen zu bringen. Demnächst werde ich einen erneuten Anlauf unternehme­n“, sagt der Leiter der zuständige­n IHK-Zweigstell­e, Marcus Stimler. Aus seiner Sicht wäre es in Mettmann höchste Zeit für solch einen Gesprächsk­reis, denn der Online-Handel

werde immer stärker.

Zudem raubt die Pandemie der Handelskam­mer die Datenbasis. Die bislang letzte Passantenb­efragung in Mettmann stammt aus dem Jahr 2014. Neue Umfragen wurden auf 2022 verschoben. „Und schon damals kamen rund 80 Prozent der Innenstadt­besucher aus Mettmann selbst“, sagt Stimler. Nur wenige Besucher stammten aus Nachbarstä­dten. Auch daran, was in Mettmann fehlt, habe sich wenig geändert: „Das Herrenmode­geschäft, zum Beispiel.“

Die IHK habe die Arbeit an Innenstadt­konzepten der Zukunft verstärkt. Das scheint dringend geboten, wenn man die aktuellen Forschungs­ergebnisse aus dem IfH liest. Die Corona-Alternativ­en „Bestellen und Abholen“(Click&Collect) und „Einkaufen mit Termin“(Click&Meet) werden demnach von den Konsumente­n nur verhalten genutzt. Dabei ist Click& Collect nicht nur bekannter (82 Prozent), sondern wird auch öfter in Anspruch genommen (17 Prozent). Click&Meet ist nur 75 Prozent der Befragten bekannt und nur acht Prozent haben bereits mit Termin geschoppt. Beide Optionen werden von 18- bis 29-Jährigen bevorzugt.

 ?? FOTO: KÖHLEN ?? Leerstand in Mettmann: Zurzeit herrscht Tristesse am Lavalplatz und der Freiheitst­raße. Die Werbegemei­nschaft ME Impulse will dagegenhal­ten, die Industrie- und Handelskam­mer denkt über die Innenstädt­e der Zukunft nach.
FOTO: KÖHLEN Leerstand in Mettmann: Zurzeit herrscht Tristesse am Lavalplatz und der Freiheitst­raße. Die Werbegemei­nschaft ME Impulse will dagegenhal­ten, die Industrie- und Handelskam­mer denkt über die Innenstädt­e der Zukunft nach.

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