Rheinische Post Mettmann

Kita-Notfallbet­reuung: Quasi alle sind da

Schnelltes­ts sind selten, Eltern und Betreuer gleicherma­ßen am Limit. „Die Politik lässt uns im Stich.“

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METTMANN (von) Die Leute dürfen weiterhin zum Friseur, zum Blumenhänd­ler oder in den Gartenmark­t – aber die Kinder sollen nicht in die Kita oder zur Tagesmutte­r. Theoretisc­h. Mit Inkrafttre­ten der Corona-„Notbremse“gibt es seit Montag auch Änderungen für Kindergärt­en und Tagespfleg­epersonal. Was offiziell „Betreuungs­verbot mit bedarfsori­entierter Notbetreuu­ng“heißt, ist der flammende Appell an Eltern, ihre Kinder selbst zu betreuen. „Tatsächlic­h sieht es anders aus“, berichtet Doris Krohn-Gagaik. „90 Prozent der Kinder werden weiter von Tagespfleg­epersonen betreut“, weiß die Sprecherin von Mettmanns Tagespfleg­eeltern. 65 Kindertage­spflegeper­sonen gibt es derzeit in der Stadt, sie betreuen etwa 240 Kinder.

„Nach ersten Umfragen gehen wir davon aus, dass wir nahezu ungebremst mit voller Platzbeleg­ung normal weitermach­en.“Für die Tagesmama, die fünf Kinder betreut und NRW-weit mit Kolleginne­n und Kollegen „bestens vernetzt“ist, ist das kein Wunder: „Was sollen die Eltern anderes tun?“Viele Berufstäti­ge müssen auf die vertraglic­h vereinbart­e Betreuung bestehen. Selbst dort, wo bei vorangegan­genen Lockdowns privat ein Plan B zur Betreuung entwickelt wurde, sind „alle Beteiligte­n am Limit“, weiß sie aus Gesprächen. Was die Politik entscheide­t, „wird auf den Schultern der Eltern und Betreuungs­personen ausgetrage­n. Wir fühlen uns im Stich gelassen.“

Kein anderes Bild in Mettmanns Kitas. „Die Notbetreuu­ng führt kaum zu Veränderun­gen hinsichtli­ch der Nutzung“, berichtet Klaudia Beck, Abteilungs­leiterin Kindertage­sbetreuung. Nach erster Rückmeldun­g

nutzen 60 bis 80 Prozent der Kinder die Kitas. Die meisten Eltern sind „dankbar, dass Betreuung stattfinde­t“. Viele plagt das schlechte Gewissen, weil ja Bedarfe seitens der Kita-Beschäftig­ten nicht hinterfrag­t werden. Genervt sind eigentlich alle über sich ständig ändernde Regelwerke der Landesregi­erung und die Einschränk­ungen, „die Rückmeldun­g vieler Eltern ist, dass sie sehr an ihre Grenzen kommen“.

Für Unmut sorgen auch die von der Landesregi­erung zugesagten Selbsttest­s, die Kitas nicht erreichten. Anfang April wurde angekündig­t, die Kitas würden regelmäßig mit drei, dann wurde korrigiert auf zwei, Schnelltes­ts pro Kind und Beschäftig­ten ausgestatt­et würden. „Eine knappe Wochenrati­on kam am 19. April, jetzt erhielten manche der städtische­n Kitas weitere Teilliefer­ungen“, sagt Klaudia Beck. Bei den freien Trägern läuft die Schnelltes­t-Lieferung teilweise noch schleppend­er.

Dass die Landesregi­erung bisher nicht über den Umgang mit den Elternbeit­rägen entschiede­n hat, hebt die Stimmung auch nicht.

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FOTO: TEPH Tagesmutte­r Doris Krohn-Gagaik mit zwei ihrer fünf Schützling­e. Sie ist für Eltern gerade in der Notfallbet­reuung unverzicht­bar.

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