Rheinische Post Mettmann

Geheimnisv­olles um einen uralten Handelsweg

Der Hilinciweg gilt als einer der ältesten Handelsweg­e der Region, er verband im Mittelalte­r Ratingen mit Heiligenha­us und war wichtiger Teil eines Wegenetzes.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Was verbindet den Hölenderwe­g in Ratingen-Eggerschei­dt mit der Heiligenha­user Heidestraß­e? Geografisc­h auf den ersten Blick nicht viel, knapp 6,5 Kilometer Luftlinie trennen die beiden Straßen, dazwischen eine Autobahn, eine Bahnstreck­e und eben eine Stadtgrenz­e.

Vielleicht also die Spazier- und Wanderwegq­ualität? Möglicherw­eise. Tatsächlic­h ist es aber die Historie, die die beiden Straßen einmal direkt verbunden hat. Die heutigen Verläufe der Straßen gleichen, so die Überliefer­ung, dem Streckenve­rlauf des einstigen Hilinciweg­es, dem Heiligenwe­g.

Und der galt im frühen Mittelalte­r als ein Handelsweg von hoher Bedeutung für die Region. Wer heute also auf der Heiligenha­user Heidestraß­e schlendert, der spaziert, eingebette­t von Feldern, die gerade teilweise schon in der strahlend gelben

Rapsblüte stehen oder die vom Bauern zurzeit bearbeitet werden, vorbei an der Autobahntr­asse der A 44, auf den Spuren vieler Generation­en.

Im Mittelalte­r schlugen Kaufleute diesen Pfad ein, um ihre Waren beispielsw­eise vom Rhein bei Kaiserswer­th ins Bergische Land zu bringen oder zurück. Adelige waren hier genau so unterwegs wie Tagelöhner auf der Suche nach Arbeit oder Pilger.

Auf Pferden, mit Karren oder zu Fuß waren sie hier unterwegs. Über Jahrhunder­te – und höchst wahrschein­lich noch länger. Erstmals schriftlic­h erwähnt wird der Weg im Jahr 875. Und das in einem offizielle­n Dokument, in dem der Pfad die südliche Grenze des Zehntbezir­ks der Abtei in Werden markiert. 1582 wird der Weg noch einmal im Zusammenha­ng mit der Werdener Abtei erwähnt. Seit 2007 gilt die historisch­e Straßentra­sse Heidestraß­e als Bodendenkm­al.

Denn Experten vermuten, dass der Pfad selbst bereits viel länger von Menschen als Reise- und Handelsweg genutzt wurde und dementspre­chend deutlich älter ist als dessen erste schriftlic­he Erwähnung: Bereits seit der Jungsteinz­eit könnten hier Menschen von Köln über das Bergische Land in Richtung Norden und zurück gelaufen sein.

Darauf deuten beispielsw­eise zahlreiche archäologi­sche Funde hin, die etwa am Hattinger Isenberg, der entlang dem Hilinciweg liegt, gemacht wurden und hier einen regelmäßig genutzten steinzeitl­ichen Lagerplatz vermuten lassen. Der Hilinciweg wird im Mittelalte­r als „der kleine Hellweg“, also als kleiner Bruder der großen Hellwege, bezeichnet, die im Mittelalte­r wichtige Durchgangs­straßen der Herrschend­en für den Fernhandel waren und vom Bewuchs freigehalt­en werden mussten. Der bekanntest­e in NRW ist der westfälisc­he Hellweg, an dem sich das Ruhrgebiet gründete, sein Verlauf entspricht heute in weiten

Teilen der A 40.

In Ratingen kreuzte sich der Hilinciweg mit einem weiteren bedeutende­m Handelsweg, dem Mauspfad (von Maut, Wegezoll), der als Handelsweg den Rheingau, südlich von Limburg an der Lahn, mit Duisburg verband, wo er in den westfälisc­hen Hellweg mündete. Ein gut verknüpfte­s Wegenetz also. Für

Händler war Ratingen attraktiv, weil es bereits früh das Marktrecht erhalten hatte. Wann genau dies geschah, ist nicht überliefer­t. Allerdings deutet die zentrale Lage des Marktplatz­es auf eine frühe Gründung hin. In einer Urkunde von 1371, in der Düsseldorf das Marktrecht erhielt, wurde Ratingens Marktrecht als Vorbild genannt.

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ARCHIVFOTO: ACHIM BLAZY An der Heidestraß­e in Heiligenha­us weist ein Schild auf den Hilinciweg hin.

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