Geheimnisvolles um einen uralten Handelsweg
Der Hilinciweg gilt als einer der ältesten Handelswege der Region, er verband im Mittelalter Ratingen mit Heiligenhaus und war wichtiger Teil eines Wegenetzes.
HEILIGENHAUS Was verbindet den Hölenderweg in Ratingen-Eggerscheidt mit der Heiligenhauser Heidestraße? Geografisch auf den ersten Blick nicht viel, knapp 6,5 Kilometer Luftlinie trennen die beiden Straßen, dazwischen eine Autobahn, eine Bahnstrecke und eben eine Stadtgrenze.
Vielleicht also die Spazier- und Wanderwegqualität? Möglicherweise. Tatsächlich ist es aber die Historie, die die beiden Straßen einmal direkt verbunden hat. Die heutigen Verläufe der Straßen gleichen, so die Überlieferung, dem Streckenverlauf des einstigen Hilinciweges, dem Heiligenweg.
Und der galt im frühen Mittelalter als ein Handelsweg von hoher Bedeutung für die Region. Wer heute also auf der Heiligenhauser Heidestraße schlendert, der spaziert, eingebettet von Feldern, die gerade teilweise schon in der strahlend gelben
Rapsblüte stehen oder die vom Bauern zurzeit bearbeitet werden, vorbei an der Autobahntrasse der A 44, auf den Spuren vieler Generationen.
Im Mittelalter schlugen Kaufleute diesen Pfad ein, um ihre Waren beispielsweise vom Rhein bei Kaiserswerth ins Bergische Land zu bringen oder zurück. Adelige waren hier genau so unterwegs wie Tagelöhner auf der Suche nach Arbeit oder Pilger.
Auf Pferden, mit Karren oder zu Fuß waren sie hier unterwegs. Über Jahrhunderte – und höchst wahrscheinlich noch länger. Erstmals schriftlich erwähnt wird der Weg im Jahr 875. Und das in einem offiziellen Dokument, in dem der Pfad die südliche Grenze des Zehntbezirks der Abtei in Werden markiert. 1582 wird der Weg noch einmal im Zusammenhang mit der Werdener Abtei erwähnt. Seit 2007 gilt die historische Straßentrasse Heidestraße als Bodendenkmal.
Denn Experten vermuten, dass der Pfad selbst bereits viel länger von Menschen als Reise- und Handelsweg genutzt wurde und dementsprechend deutlich älter ist als dessen erste schriftliche Erwähnung: Bereits seit der Jungsteinzeit könnten hier Menschen von Köln über das Bergische Land in Richtung Norden und zurück gelaufen sein.
Darauf deuten beispielsweise zahlreiche archäologische Funde hin, die etwa am Hattinger Isenberg, der entlang dem Hilinciweg liegt, gemacht wurden und hier einen regelmäßig genutzten steinzeitlichen Lagerplatz vermuten lassen. Der Hilinciweg wird im Mittelalter als „der kleine Hellweg“, also als kleiner Bruder der großen Hellwege, bezeichnet, die im Mittelalter wichtige Durchgangsstraßen der Herrschenden für den Fernhandel waren und vom Bewuchs freigehalten werden mussten. Der bekannteste in NRW ist der westfälische Hellweg, an dem sich das Ruhrgebiet gründete, sein Verlauf entspricht heute in weiten
Teilen der A 40.
In Ratingen kreuzte sich der Hilinciweg mit einem weiteren bedeutendem Handelsweg, dem Mauspfad (von Maut, Wegezoll), der als Handelsweg den Rheingau, südlich von Limburg an der Lahn, mit Duisburg verband, wo er in den westfälischen Hellweg mündete. Ein gut verknüpftes Wegenetz also. Für
Händler war Ratingen attraktiv, weil es bereits früh das Marktrecht erhalten hatte. Wann genau dies geschah, ist nicht überliefert. Allerdings deutet die zentrale Lage des Marktplatzes auf eine frühe Gründung hin. In einer Urkunde von 1371, in der Düsseldorf das Marktrecht erhielt, wurde Ratingens Marktrecht als Vorbild genannt.