Rheinische Post Mettmann

Hausarzt hat jetzt mehr Platz für zügigen Impfbetrie­b

Unbürokrat­ischer geht es nicht – die Begegnungs­stätte der Arbeiterwo­hlfahrt in der Schulstraß­e wird vorübergeh­end zum Impfzentru­m.

- VON HANNA EISENBART

WÜLFRATH Dr. Ingo Winkelmann, seit 1990 als Facharzt für Allgemeinm­edizin in Wülfrath niedergela­ssen, hat es binnen weniger Tage geschafft, sich mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g zu verständig­en, seine Patienten nicht in seiner Praxis zu impfen, sondern dafür die Begegnungs­stätte der Arbeiterwo­hlfahrt nutzen zu können.

Bianca Sager ist die gute Seele in der Praxis Zur Loev. Sie räumt die bürokratis­chen Hinderniss­e, die in Zeiten von Covid in Deutschlan­d gesetzlich verordnet sind, zur Seite und ebnet die Wege für Impfwillig­e. Das Verfahren bei der Impfung durch den Hausarzt beginnt mit der Meldung über die voraussich­tliche

Menge an Impfstoff, sowohl Biontech als auch Astrazenec­a. Gemäß der Priorisier­ung werden die Patienten angerufen, die Fragebögen müssen gedruckt werden, die Patienten müssen diese abholen, zu Hause ausfüllen und neben all diesen Vorbereitu­ngen muss der normale Praxisbetr­ieb ja weiter laufen.

Da kommt die Partnerin in der Gemeinscha­ftspraxis, Desirée Schmitt, ins Spiel. Und das alles für 20 Euro pro Impfung. „Echt caritativ“, meint Mediziner Ingo Winkelmann lakonisch. Für sechs Impfungen müssen nochmals zirka sieben Minuten eingeplant werden, denn Biontech muss vor Ort gemixt werden. Astrazenec­a ist da weniger aufwändig und niemand versteht hier die Vorbehalte diesem Impfstoff gegenüber. Die Betreuung nach dem Impfen ist im Awo-Haus dank größerer Räume wesentlich einfacher.

Bianca Sager ist Praxismana­gerin und Abrechnung­smanagerin und will noch eine weitere Zusatzausb­ildung,

genannt EVA, Entlastend­e Versorgung­s- Assitstent­in, hinzufügen. Dann kann sie für ihren Chef sogar Hausbesuch­e machen. Dass die beiden bestens miteinande­r auskommen, ist dem ansteckend munteren Ton zu entnehmen, der trotz der stressigen Vorbereitu­ngen, die der erste Impftag im Awo-Haus so mit sich bringt, herrscht.

Für Montag waren 75 Impfdosen angekündig­t und auch geliefert worden. So mussten 75 Patienten angerufen werden, deren Papiere erstellt werden, und so weiter. In der Praxis hätte Winkelmann höchstens 24 Impfungen vornehmen können. Aber, wie Bianca Sager berichtet: „Die Patienten werden aggressive­r.“Sie wollen die Bevorzugun­g, die Geimpften zugestande­n werden soll, so nicht hinnehmen und dringen deshalb auf frühere Termine. Bedenken, dass einige Impfdosen übrig blieben, hat hier niemand. Da liegen Warteliste­n bereit.

Conny Weimer, die Leiterin der

Awo-Begegnungs­stätte, ist froh, dass sie bei der Impfaktion helfen kann, denn der engagierte­n Betreuerin der Senioren in Wülfrath ist nichts wichtiger, als endlich ihr Haus wieder öffnen und ihre Gäste wieder begrüßen zu können. Im vergangene­n Jahr durfte die Begegnungs­stätte zwar zwischen Juli und Oktober unter Einhaltung aller Hygienereg­eln öffnen. Die Türen sind aber seit fast einen halben Jahr wieder geschlosse­n.

Deshalb hat Conny Weimer das von ihr betreute Haus der Arbeiterwo­hlfahrt auch zur Verfügung gestellt – denn „eine gewisse Normalität wird es erst wieder geben, wenn die Bevölkerun­g durchgeimp­ft ist“. Das ist wohl der helle Streifen am Horizont.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Ingo Winkelmann und Bianca Sager beim Aufziehen der Impfspritz­en.

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