Rheinische Post Mettmann

Das Virus rauscht durch die Gesellscha­ft

- VON HAGEN STRAUSS

Wenn man die neuerliche­n Beschlüsse der Ministerpr­äsidentenk­onferenz liest, dann hat man es schwarz auf weiß, was jeder derzeit wohl erlebt: Die Omikron-Einschläge kommen entweder näher, oder sie sind schon da – in der Familie, im Freundes- und Bekanntenk­reis. Das Virus rauscht in atemberaub­ender Geschwindi­gkeit durch die Gesellscha­ft; zu stoppen ist es nicht, nur ein wenig auszubrems­en. Kanzler und Ministerpr­äsidenten akzeptiere­n die Realität. Das ist die zentrale Botschaft der Bund-Länder-Runde.

Im Vergleich zu anderen europäisch­en Staaten sind die Bremsmanöv­er bisher auch ganz gut gelungen. Aber das muss nicht so bleiben. Am Beschluss zur Priorisier­ung der PCR-Tests zeigt sich aber das alte Corona-Problem der Politik – man ist zu oft hinter der Welle statt davor. Das war bei der Groko so, das ist auch bei der Ampel so. Ausgerechn­et jetzt, wo Quarantäne­zeiten verkürzt werden, aber immer mehr Menschen bei steigenden Inzidenzen in die Isolation müssen, fehlen Testkapazi­täten – oder wer ein schnelles Ergebnis will, muss kräftig dafür zahlen. Die Priorisier­ung ist Resultat eines weiteren Versäumnis­ses. Selbst die Stadt Wien soll besser sein bei ihrer Teststrate­gie.

Weiterhin gilt: Wer dreimal geimpft ist, der kann mit einem milden Verlauf bei einer Omikron-Infektion rechnen. Darauf seitens der Politik immer wieder hinzuweise­n, ist richtig, obwohl man sich inzwischen wohl fragen muss, ob die nach wie vor Ungeimpfte­n überhaupt noch zu erreichen sind. Zweifel sind angebracht. Wenn die Omikron-Welle abklingt, stellt sich auch die Frage, welche Einschränk­ungen fallen sollen und für wen. Bei dieser Ministerpr­äsidentenk­onferenz ist es für Antworten darauf noch zu früh gewesen. Aber die Politik sollte sich zügig auf ihr diesbezügl­iches Handeln vorbereite­n.

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