Entführer von Cleo bekennt sich schuldig
Die Rettung der verschleppten Vierjährigen in Australien hatte die Welt über Wochen in Atem gehalten.
CARNARVON/SYDNEY Für viele kam das Eingeständnis überraschend: Doch der 36-jährige Australier bekannte sich in einer Videoschalte vor dem Gericht in Carnarvon in Westaustralien am Montag schuldig und stritt das Vergehen mit keinem Wort ab. Der Mann, der derzeit im Hochsicherheitsgefängnis Casuarina in Perth festgehalten wird, gestand ein, die kleine Cleo aus dem Zelt ihrer Familie entführt und 18 Tage lang in seinem Haus in Carnarvon, einem Ort mit mehr als 4000 Einwohnern, rund 900 Kilometer nördlich von Perth gelegen, festgehalten zu haben. Das Haus war nur ein paar Straßen von Cleos eigenem Zuhause entfernt.
Die Polizei hatte Cleo dort Anfang November, kurz vor ein Uhr am Morgen, in einem Zimmer spielend vorgefunden. Berichten zufolge hatte einer der Polizeibeamten das kleine Mädchen hochgehoben und gefragt, wie sie heiße. Daraufhin antwortete sie: „Mein Name ist Cleo.“Der Satz ging in den Stunden nach ihrer Rettung dann um die Welt – das internationale Interesse an ihrem Fall war immens.
Die Vierjährige war 18 Tage zuvor auf einem einsam gelegenen Campingplatz aus dem Zelt ihrer Familie
verschwunden. Nachdem die Polizei zunächst noch davon ausgegangen war, dass das Kind nur auf Erkundungstour gegangen sei und sich dabei verlaufen hatte, verdichteten sich die Hinweise immer mehr, dass die kleine Cleo entführt wurde. Beispielsweise fehlte auch ihr Schlafsack, und der Reißverschluss des Zelts war so weit hochgezogen, dass das zierliche kleine Mädchen gar nicht so hoch hätte greifen können.
Vor allem während und nach ihrer Rettung spielten sich emotionale Szenen in Australien ab. Der amtierende Polizeikommissar von Westaustralien, Col Blanch, sagte in einem Radiointerview mit dem lokalen Sender Perth Radio 6PR damals, er habe „erfahrene Polizeibeamte vor Erleichterung weinen sehen“. Auch er selbst sei „sprachlos“, dass die Vierjährige lebend entdeckt wurde. So etwas komme nur sehr selten vor, meinte er. Auch Xanthe Mallett, eine Kriminologin der Universität von Newcastle, sagte dem australischen Sender ABC nach der Entführung, dass ein Fall wie der von Cleo selten sei.
Laut Blanch hatten die Beamten Tausende von Fotos, Überwachungsvideos, Zeugenaussagen und Hinweise aus der Gemeinde durchkämmt. Insgesamt hatten 100 Polizisten
an Cleos Fall gearbeitet. „Wir haben buchstäblich nach der Nadel im Heuhaufen gesucht und sie gefunden“, sagte der Polizeikommissar.
Die anstehende Gerichtsverhandlung sollte nun noch mehr Licht auf mögliche Motive des 36-Jährigen werfen: Nachbarn hatten den Mann gegenüber lokalen Medien als ruhig und eher unauffällig beschrieben. Doch seine Social-Media-Konten deuteten bereits auf eher ungewöhnliche Vorlieben hin: So hatte er offensichtlich eine Puppenleidenschaft und soll in seinem Haus in Carnarvon auch ein Zimmer voller Puppen besessen haben.