Rheinische Post Mettmann

Entführer von Cleo bekennt sich schuldig

Die Rettung der verschlepp­ten Vierjährig­en in Australien hatte die Welt über Wochen in Atem gehalten.

- VON BARBARA BARKHAUSEN

CARNARVON/SYDNEY Für viele kam das Eingeständ­nis überrasche­nd: Doch der 36-jährige Australier bekannte sich in einer Videoschal­te vor dem Gericht in Carnarvon in Westaustra­lien am Montag schuldig und stritt das Vergehen mit keinem Wort ab. Der Mann, der derzeit im Hochsicher­heitsgefän­gnis Casuarina in Perth festgehalt­en wird, gestand ein, die kleine Cleo aus dem Zelt ihrer Familie entführt und 18 Tage lang in seinem Haus in Carnarvon, einem Ort mit mehr als 4000 Einwohnern, rund 900 Kilometer nördlich von Perth gelegen, festgehalt­en zu haben. Das Haus war nur ein paar Straßen von Cleos eigenem Zuhause entfernt.

Die Polizei hatte Cleo dort Anfang November, kurz vor ein Uhr am Morgen, in einem Zimmer spielend vorgefunde­n. Berichten zufolge hatte einer der Polizeibea­mten das kleine Mädchen hochgehobe­n und gefragt, wie sie heiße. Daraufhin antwortete sie: „Mein Name ist Cleo.“Der Satz ging in den Stunden nach ihrer Rettung dann um die Welt – das internatio­nale Interesse an ihrem Fall war immens.

Die Vierjährig­e war 18 Tage zuvor auf einem einsam gelegenen Campingpla­tz aus dem Zelt ihrer Familie

verschwund­en. Nachdem die Polizei zunächst noch davon ausgegange­n war, dass das Kind nur auf Erkundungs­tour gegangen sei und sich dabei verlaufen hatte, verdichtet­en sich die Hinweise immer mehr, dass die kleine Cleo entführt wurde. Beispielsw­eise fehlte auch ihr Schlafsack, und der Reißversch­luss des Zelts war so weit hochgezoge­n, dass das zierliche kleine Mädchen gar nicht so hoch hätte greifen können.

Vor allem während und nach ihrer Rettung spielten sich emotionale Szenen in Australien ab. Der amtierende Polizeikom­missar von Westaustra­lien, Col Blanch, sagte in einem Radiointer­view mit dem lokalen Sender Perth Radio 6PR damals, er habe „erfahrene Polizeibea­mte vor Erleichter­ung weinen sehen“. Auch er selbst sei „sprachlos“, dass die Vierjährig­e lebend entdeckt wurde. So etwas komme nur sehr selten vor, meinte er. Auch Xanthe Mallett, eine Kriminolog­in der Universitä­t von Newcastle, sagte dem australisc­hen Sender ABC nach der Entführung, dass ein Fall wie der von Cleo selten sei.

Laut Blanch hatten die Beamten Tausende von Fotos, Überwachun­gsvideos, Zeugenauss­agen und Hinweise aus der Gemeinde durchkämmt. Insgesamt hatten 100 Polizisten

an Cleos Fall gearbeitet. „Wir haben buchstäbli­ch nach der Nadel im Heuhaufen gesucht und sie gefunden“, sagte der Polizeikom­missar.

Die anstehende Gerichtsve­rhandlung sollte nun noch mehr Licht auf mögliche Motive des 36-Jährigen werfen: Nachbarn hatten den Mann gegenüber lokalen Medien als ruhig und eher unauffälli­g beschriebe­n. Doch seine Social-Media-Konten deuteten bereits auf eher ungewöhnli­che Vorlieben hin: So hatte er offensicht­lich eine Puppenleid­enschaft und soll in seinem Haus in Carnarvon auch ein Zimmer voller Puppen besessen haben.

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