Fans fordern den Trainerwechsel
Fortuna-Anhänger formulieren in einem offenen Brief ihren Ärger. Sie glauben nicht an eine Wende unter Christian Preußer.
In der Arena waren die Unmutsbekundungen sehr deutlich wahrnehmbar. Immer wieder im Verlauf der Partie gegen den 1. FC Nürnberg skandierten Fans einzeln oder in Grüppchen „Preußer raus“. Wie würdig solche Forderungen – öffentlich vorgetragen – für alle Beteiligten sind, darüber kann man sicher trefflich streiten. Es ist aber eben eine Ausdrucksform von Anhängern, die mit dem Verein in einem größeren Ausmaß leiden. Und am Freitag waren ja auch nicht in der Mehrzahl Eventies in der Arena, sondern vor allem jene Unterstützer, die Fortuna wirklich auch in miesen Zeiten begleiten.
Und gerade ist es mal wieder nicht besonders schön. Die Krise in Düsseldorf nimmt ein immer größeres Ausmaß an. Nach den Turbulenzen rund um den Vorstand, kommt nun auch im sportlichen Bereich einfach keine Ruhe rein. Allerdings nicht nur Fans haben mit gehobenem Unverständnis reagiert, dass Sportvorstand Klaus Allofs selbst nach der Pleite gegen die Franken nicht reagiert hat und Preußer auch in der Länderspielpause im Amt belässt.
Nun haben vier Anhänger einen offenen Brief an den Aufsichtsrat
„Natürlich habe ich Angst, dass wir in der Dritten Liga landen.“
Christian von Larisch
Initiator
und Allofs verfasst – das Schreiben liegt unserer Redaktion vor. Um einen möglichst unverfälschten Blick darauf zu ermöglichen und eine Debatte darüber zu ermöglichen, haben wir ihn im Internet unter www. rp-online.de/fortuna in voller Länge veröffentlicht. Hier in gekürzter Form. „Wir sind keine InternetRambos“, sagt Marc Pesch, einer der Initiatoren. „Wir machen uns große Sorgen um den Verein. Wir greifen nicht den Menschen Christian Preußer an, wir sind einfach nicht mehr davon überzeugt, dass er als Trainer die nötigen Impulse noch einbringen kann.“
Und Dirk Schreiber ergänzt: „Wir möchten einfach für die Situation sensibilisieren. Wir sprechen nicht für die gesamte Fan-Szene, aber es ist schon auffällig, dass in den gängigen Foren Einigkeit bei diesem Thema wie sonst eigentlich nie gibt.“Christian von Larisch wünscht sich vor allem, dass der Verein den Ernst der Lage erkennt und daraus die Konsequenzen zieht: „Natürlich habe ich Angst, dass sich Geschichte wiederholt und wir plötzlich in der Dritten Liga landen.“
In dem Brief heißt es unter anderem: „(...) Wir schreiben diesen Brief aus großer Sorge um unseren Verein und hinsichtlich der weiteren Entwicklung. Die Aussagen von Andre Hoffmann nach dem Spiel kann man noch mit dem erhöhten Adrenalinspiegel erklären. Aber die Aussagen eines Christian Preußer nach dem Spiel bei Sky und in der anschließenden Pressekonferenz sind, wohlwollend betrachtet, verstörend. Aber er mag da auch von der Sorge um seinen Job getrieben worden sein. Aber es ist einfach nicht hinzunehmen, wenn er dort die Leistungssteigerung gegenüber dem Spiel in Bremen hervorhebt, ein Spiel was schlechter auch nicht mehr geht, oder seine Aus- bzw. Einwechselungen lobt.“
Und weiter schreiben die Fans: „Noch unverständlicher als der Auftritt von Herrn Preußer war der von Ihnen, Herr Allofs. Ihre Äußerung gegenüber der Presse in der letzten Woche ließ viele von einem Endspiel für Herrn Preußer sprechen. Gestern sagten Sie nach dem Spiel bei Sky, dass Sie dieses nie so gemeint hätten. Wieso haben Sie das nicht sofort richtiggestellt, sondern erst nach einem erneut enttäuschenden Auftritt unserer Mannschaft? Sie betonten auch, dass Sie Fortschritte gegenüber der Leistung von Bremen gesehen haben. Die Leistung gegen Werder Bremen war so schlecht, dass sie nicht zu unterbieten ist. Soll es Ihr und unser Anspruch sein gegen eine Mannschaft wie den 1. FC Nürnberg, die gestern wahrlich keine Übermannschaft war, eine schlechte Leistung zu bringen und diese nach einer katastrophalen Leistung in Bremen noch als Leistungssteigerung schön zu reden?
Es reiht sich inzwischen ein schlechter Auftritt an den Anderen. Unterbrochen von einigen wenigen Highlights wie den Spielen gegen Darmstadt, KSC oder Pauli. Aber das alleine reicht nicht. Es war sicherlich ein lohnendes Experiment, mal einen anderen Weg mit einem jungen Trainer, der sehr sympathisch ist, zu gehen. Man muss dann aber auch einsehen, wenn dieses Experiment gescheitert ist. Nach jedem Spiel, mit Ausnahme des Spiels gegen Bremen, wird immer wieder betont, dass die Mannschaft einiges
Verfasser
nicht gut gemacht, aber andersrum auch vieles recht gut gemacht hat. Wenn dieses so wäre, stünde Fortuna woanders in der Tabelle.“
Es sei bis jetzt recht ruhig geblieben und man habe viel Geduld gehabt, aber langsam müsse es damit auch vorbei sein. „Die Leistungsdaten der meisten Spieler während des Spiels zeigen eindeutig nach unten. Daran muss ein Herr Preußer sich messen lassen. Diese Schönrederei hatten wir unter Norbert Meier in unserer Abstiegssaison 2013. Da war es ähnlich, und niemand wollte das Offensichtliche sehen. Von den 1990ern ganz zu schweigen“, heißt es in dem Schreiben. „Natürlich sollte man nicht vorschnell handeln,
aber hier setzt sich ein gefährlicher Trend fort, der nur von einzelnen Ausnahmen unterbrochen wird. Die letzten drei Spiele sind da sehr aussagekräftig. Jetzt ist aber langsam die Existenz unseres geliebten Vereins gefährdet. Sollte es zum Abstieg kommen, sind zudem Arbeitsplätze gefährdet. Somit hängen da auch menschliche Existenzen dran für die Sie, Herr Allofs, auch eine Verantwortung haben. Das dürfen Sie nie vergessen. Trainer und Mannschaft scheinen es vergessen oder verdrängt zu haben. Sie sind Vorstand Sport geworden, um zu Entscheiden und Verantwortung zu tragen.
Wir fordern Sie und den Aufsichtsrat hiermit auf, ihrer Verantwortung für den Verein, die Angestellten, deren Familien und den Mitgliedern gerecht zu werden. Jetzt ist der Zeitpunkt, wo ein Trainerwechsel das letzte Mal in dieser Saison Sinn macht. Entbinden Sie Herrn Preußer von seinen Aufgaben und holen Sie einen erfahrenen Trainer, der uns aus dieser Situation herausholt und den Spielern klar macht, welche Verantwortung und Bringschuld sie gegenüber ihrem Arbeitgeber haben, der aber auch junge Spieler mit einbauen kann.“
Bleibt abzuwarten, welche Wirkung die Worte der Fans haben. Die nächsten Tage bleiben spannend.
„Wir greifen nicht
den Menschen Christian Preußer an“
Marc Pesch