Vom Schreiner zum preisgekrönten Künstler
Jan Göller findet Inspiration weltweit. Die prämierte Kunstreihe „Verve“ist bis Ende Mai zu sehen.
WÜLFRATH (seg) Jan Göller hat mit seinen 36 Jahren bereits einen spannenden Lebensweg hinter sich. Seit 20 Jahren widmet sich der „Wülfrather Jung“schon der Kunst. Seine Jugend verbrachte der gebürtige Esslinger in Wülfrath, wo noch bis heute seine Eltern wohnen. Er selbst tingelte nach einer Ausbildung zum Schreiner lange durch die Weltgeschichte und ließ sich inspirieren von Land und Leuten und erkannte dabei seine wahre Berufung.
Gefesselt in den Normen des Schreinerhandwerks, das er mit 16 Jahren erlernte, entschied sich Göller als Geselle zunächst dafür, am bergischen College seine Fachhochschulreife zu absolvieren. „Ich bin dann lange durch Australien gereist, um als Handwerker mehr zu lernen.“In Down Under landete er bei einem Kunsthandwerker. „Bei ihm habe ich viele weiter Möglichkeiten entdeckt, den Normen des deutschen Handwerks zu entfliehen“, erinnert er sich. „Danach bin ich auch für länger Zeit durch Südostasien gereist, wo ich von Menschen mit sehr wenig Möglichkeiten lernen durfte, dass gerade dies die Kreativität fördern kann.“
Fasziniert und inspiriert von den geringen Ressourcen, aber den dafür verblüffend schönen Erzeugnissen der Südostasiaten fand Göller nach seiner Reise den Weg ins Wuppertaler Atelier des englischen Bildhauers Tony Cragg. „Bei ihm habe ich für mich gelernt, dass Kunst alles ist, was aus meinem Kopf und meinen Gefühlen entstehen kann, es gibt keine Grenzen, keine Normen.“Beflügelt von seinen Erkenntnissen entschloss sich Göller schließlich für ein Studium an der Kölner Design Akademie Ecosign mit Schwerpunkt Fotografie.
Heute ist er preisgekrönter Künstler, wurde im vergangenen Jahr für seine Reihe „Verve“, die derzeit noch im Niederbergischen Museum zu sehen ist, von Landesministerin Ina Scharrenbach mit dem Staatspreis
NRW für das Kunsthandwerk in der Kategorie Bild und Druckmedien ausgezeichnet und erhielt ein Preisgeld von 10.000 Euro. Diese Reihe zeigt Algen im Großformat. Im Aquarium fotografiert und aus vielen Einzelaufnahmen zusammengesetzt hat Göller die knapp fünf Zentimeter kleinen Algen auf 1,60 Meter großen Bilder dargestellt. Aus der Ferne betrachtet wirken sie wie perfekte Aquarelle, schwungvoll, farblich ansprechend. Doch die Reihe soll mehr als nur eine weitere Schönheit der Weltmeere zeigen.
„Die Fotoserie Verve ist aus dem Interesse entstanden, was uns Menschen ausmacht, was uns lenkt“, erklärt Göller. „Dieses Porträt sollte nicht bloß die äußere Hülle aufnehmen, sondern ein Abbild des Inneren widerspiegeln.“
Man darf gespannt sein, was der Künstler, der zwar in Wülfrath aufwuchs, aber in der Welt zu Hause ist, in seinem weiteren Werdegang erschaffen wird, auch wenn er jetzt als frischgebackener Zweifach-Papa natürlich mehr Zeit der Familie widmen will.