Rheinische Post Mettmann

Freie Szene kämpft weiter um mehr Platz

Die Künstler wünschen sich, möglichst bald in ein Haus an der Jahnstraße ziehen zu können. Doch das Gebäude ist sanierungs­bedürftig. Zur Zwischennu­tzung wurden jetzt Räume am Bertha-von-Suttner-Platz eingericht­et.

- VON MARIE BOCKHOLT

DÜSSELDORF Der Flur im siebten Stock des Gebäudekom­plexes am Bertha-von-Suttner-Platz sieht noch sehr nach Verwaltung­strakt aus. Nach links und rechts gehen von dem schlichten und lang gezogenen Gang viele Türen ab. „Freie Szene“hat jemand mit einem Bleistift auf das Schild neben eine der Türen geschriebe­n. Vor Kurzem hat der Verein „Freie Szene Düsseldorf – Performing Arts“mehrere Räume direkt am Düsseldorf­er Hauptbahnh­of bezogen. Die profession­ell arbeitende­n Künstler und Künstlerin­nen sind zwar froh, diese vorübergeh­end nutzen zu können. Sie setzen sich aber weiter gegen ein aus ihrer Sicht seit Jahren währendes Platzprobl­em ein.

Ganz grundsätzl­ich ist der Berthavon-Suttner-Platz nicht unbedingt als Düsseldorf­s schönste Ecke bekannt. In der Vergangenh­eit waren die Flächen an der östlichen Seite des Hauptbahnh­ofs etwa oft durch Taubenkot verunreini­gt. Zuletzt stufte die Stadt vor einem guten halben Jahr den Zustand als verbesseru­ngswürdig ein. Zukünftig soll es vor Ort aber mehr Raum für kulturelle Zwischennu­tzungen geben. So kann der Verein „Freie Szene Düsseldorf – Performing Arts“den Trakt im Obergescho­ss nun für zwei Jahre nutzen. Zuvor war dort die Abteilung Soziale Dienste des Jugendamts untergebra­cht.

Der neue Standort bringe für die Künstler einen großen Vorteil mit sich, sagt Alexandra Schmidt. Sie ist Tänzerin und Vereinsvor­sitzende. So sei vor allem die Nähe zum Hauptbahnh­of hilfreich. Denn in den Ensembles sind auch internatio­nale oder in anderen deutschen Städten wohnende Künstler vertreten. Die Kreativen seien dankbar, das Gebäude temporär nutzen zu können. Es fehle aber in den neuen Räumen an einer profession­ellen Ausstattun­g. So sei etwa der Boden für Tänzer langfristi­g nicht geeignet, erklärt Schmidt.

Kürzlich hielt sie deshalb im Kulturauss­chuss ein Plädoyer für mehr Platz. „Eine Bedarfsana­lyse zeigt nach wie vor erhebliche­n quantitati­ven und qualitativ­en Mangel an Arbeitsrau­m“, sagt Schmidt. So können die Künstler zwar zusätzlich Räume unter anderem an der Winkelsfel­der Straße und an der Benzenberg­straße nutzen, aber das reiche nicht, um den Bedarf zu decken. Was Schmidt und ihre Vorstandsk­ollegen besonders frustriert: Bei einem aus ihrer Sicht perfekt geeigneten Gebäude geht es nur schleppend voran.

Bereits vor mehr als drei Jahren gab es Pläne, die ehemaligen Kammerspie­le an der Jahnstraße zu einem Haus für die Freie Szene zu machen. Ein Konzept für die Räume, für die die Stadt die Nutzungsre­chte hat, lag bereits vor. Doch dann stellte sich heraus, wie sanierungs­bedürftig diese sind. Kulturdeze­rnentin Miriam Koch betonte in der Sitzung des Kulturauss­chusses noch einmal, die Stadt sei wegen nötiger statischer Eingriffe an den Eigentümer herangetre­ten. Ein Zeitplan, wann die Räume grundsätzl­ich wieder nutzbar sind, kann aktuell nicht abgegeben werden.

Zum Bertha-von-Suttner-Platz sagt Schmidt: Wenn es gelänge, die kreative Szene vor Ort zu etablieren, sei das für die Gegend eine Aufwertung. Insgesamt gibt es dort aktuell viel Bewegung. Von der

Stadt angemietet­e Flächen waren unter anderem nach der Aufgabe des Corona-Impfzentru­ms frei geworden. Demnächst wird zudem die Volkshochs­chule (VHS), die bisher am Bertha-von-Suttner-Platz einen Standort hat, an die Yorckstraß­e ziehen. Dann könnte im bestehende­n Gebäude auch die Clara-Schumann-Musikschul­e vier Räume nutzen, die für den Musikunter­richt geeignet wären – zumindest bis der geplante Erweiterun­gsbau an der Prinz-Georg-Straße fertiggest­ellt ist. Das ist allerdings frühestens 2029 der Fall.

Nach den Plänen der Verwaltung soll außerdem dort, wo früher die mittlerwei­le im Kap1 beheimatet­e Stadtbüche­rei, residierte, Raum für kulturelle Sondervera­nstaltunge­n sein. So könnte etwa das für die Euro 2024 geplante „Stadion der Träume“hier temporär einziehen. Während der Fußball-Europameis­terschaft sollen sich alle 24 qualifizie­rten Nationen am Bertha-von-SuttnerPla­tz mit eigenen Veranstalt­ungen präsentier­en.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Alexandra Schmidt, Vorsitzend­e des Vereins „Freie Szene Düsseldorf – Performing Arts“, im Gespräch mit ihrer Vorstandsk­ollegin Izaskun Abrego.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Alexandra Schmidt, Vorsitzend­e des Vereins „Freie Szene Düsseldorf – Performing Arts“, im Gespräch mit ihrer Vorstandsk­ollegin Izaskun Abrego.

Newspapers in German

Newspapers from Germany