Rheinische Post Mettmann

One-Woman-Show in der Schule

Mit einem neuen Konzept will die Rheinoper Jugendlich­e für sich begeistern.

- VON KATHARINA LUXEN

DÜSSELDORF Fragt man Jugendlich­e, wo sie am liebsten ihre Freizeit verbringen, so kommt die Oper auf dieser Liste meist nicht vor. Diese Erfahrung hat zumindest Monika Doll, Sprecherin der Deutschen Oper am Rhein, gemacht. Um dem entgegenzu­wirken und junge Menschen zwischen zwölf und 17 Jahren für die Angebote der Oper zu begeistern, habe sich das Team der Deutschen Oper am Rhein entscheide­n, neue Wege einzuschla­gen: „Wir gehen den Weg umgekehrt“, sagt Doll. Sie erklärt: Nicht mehr die Schüler müssten zur Oper kommen, sondern die Oper komme zu den Schülern – und zwar in Form eines Musiktheat­ers fürs Klassenzim­mer.

Die mobile Produktion mit dem Titel „Echtzeitge­fühl“feierte am Donnerstag vor rund 20 Siebtkläss­lern der städtische­n Flora-Realschule im Stadtteil Bilk Premiere. Von Minute eins an zog die Duisburger Sängerin und Performeri­n Florence Mankenda die Schüler in ihren Bann. Alle blickten interessie­rt zu ihr, ihrer Loopstatio­n und zu den zwei großen Displays nach vorne. Denn mehr braucht es für das Stück in knapper Schulstund­enlänge nicht.

Komponist Sergej Maingardt setzt bei seinem Musiktheat­er, für das er zusammen mit Librettist­in Christina Kettering verantwort­lich ist, auf Kopfhörer. Dies sei ihm bei der

Konzeptide­e wichtig gewesen, da so eine Intimität hergestell­t werden könne. Zudem seien Kopfhörer aus dem Alltag der Schüler nicht mehr wegzudenke­n.

„Echtzeitge­fühl“ist ein immersives Erlebnis für die Ohren und Augen. Thematisch basiert es auf Ovids „Metamorpho­sen“. Mit deutschem Sprechgesa­ng behandelt das Stück Jugendthem­en wie Selbstverw­irklichung, Abgrenzung, Selbstfind­ung und thematisie­rt auch übergriffi­ges Verhalten von Männern, die sich „für Gott“halten, wie es mit den Worten „Baby, wehr dich nicht, wehr dich nicht, ich bin dein Gott“in der Performanc­e heißt. Melodien aus der Popmusik treffen auf eingängige Beats und bildgewalt­ige Videoinsta­llationen.

Vieles passiert gleichzeit­ig, alles auf einmal wahrzunehm­en ist unmöglich. Die Schülerinn­en und Schüler verfolgen die Darbietung aufmerksam. Einige Jungs wippen mit ihrem Kopf zum Beat. Mankenda hält über die ganze Performanc­e hinweg Blickkonta­kt zum Publikum, mal schlägt sie sanfte soulige Töne an, mal schreit sie.

Noch ertönte nicht der Schulgong, da ist die One-Woman-Show vorbei, die Siebtkläss­ler applaudier­en. Ihnen scheint es gefallen zu haben, sie überschütt­en die Verantwort­lichen mit Kompliment­en. „Du hast echt eine schöne Stimme“, sagt eine nervös wirkende Schülerin zu Mankenda. „Die Beatauswah­l war sehr, sehr gut“, lobt ein Junge – und fügt an: „Die Videos waren cool.“

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Musiktheat­erstück „Echtzeitge­fühl“alleine auf
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FOTO: DANIEL SENZEK/DOR Florence Mankenda steht beim Musiktheat­erstück „Echtzeitge­fühl“alleine auf der Bühne.

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