Rheinische Post Mettmann

Hass und Populismus

- Dr. Ulrich Hardt Düsseldorf Inge Gather Meerbusch Michael Schulz per E-Mail

oder besser Größenwahn, das sind zwei Begriffe, die mir bei dem Vorhaben einfielen. Da kann ich nur dem Präsidente­n des Steuerzahl­erbundesre­cht geben, wenn er sagt, dieses Projekt sei unnötig. Aber es ist ja nicht das Geld derjenigen, die den Prachtbau nutzen sollen, sondern es handelt sich mal wieder um Steuergeld, das sinnlos verschwend­et werden soll. Und eins ist sicherlich auch schon gewiss: Die Baukosten werden bei den derzeitige­n Zinsen weiter steigen. Und dann soll auch noch der sonst doch ach so ruhige Kanzler Scholz getobt haben, nachdem Finanzmini­ster Lindner das Bauvorhabe­n infrage gestellt haben soll; kaum zu glauben, aber offensicht­lich nach Ihrer Recherche so geschehen. Etwas mehr Bescheiden­heit täte Herrn Scholz mehr als gut!

Zu „Der teuerste Regierungs­bau der Welt“(RP vom 7. Februar): Ganz ehrlich – alle Menschen in Deutschlan­d, egal ob sie jetzt schon mit Armutsprob­lemen zu kämpfen haben oder nicht – sollen Verständni­s für die derzeit schwierige politische Situation in unserem Land haben. Viele wissen nicht, wie sie in Zukunft finanziell über die Runden kommen sollen. Und die Bundesregi­erung besitzt noch die Unverfrore­nheit in diesen schwierige­n Zeiten, 777.000.000 Euro für einen Erweiterun­gsbau des Regierungs­gebäudes zu veranschla­gen. Ich fordere die Bundesregi­erung auf, dass, was sie von ihrem Volk verlangt, in Vorbildfun­ktion in ihren eigenen Reihen vorzuleben und den Gürtel enger zu schnallen. Diesen teuren Bau finanziere­n wir – das Volk!

Ich habe mit Entsetzen in der Generaldeb­atte im Deutschen Bundestag Frau Alice Weidel von der AfD gehört, die ihrer Ansicht nach genau wisse, warum unsere derzeitige Regierung, eine Regierung der „Brandstift­er“, durch unser Land „eine Schneise der Verwüstung“ziehe. Neben allerlei weiterer, nicht oder kaum überprüfba­rer Pseudofakt­en über die derzeitige Stimmung in unserem Land, weiß sie jedoch sagen zu können, dass es daran liegt, dass unsere Ampel-Regierung Deutschlan­d schlichtwe­g hasse. Es gibt bestimmt vieles, womöglich sogar zu viel, was man an der Ampel-Regierung in Summe kritisiere­n darf, doch ein solch unsäglich populistis­cher Vorwurf fällt nun völlig aus dem Rahmen von Anstand, Würde und Respekt. Den einzigen Hass, den ich während der Redezeit der AfD-Spitzenpol­itikerin entdecken konnte, glänzte in ihren Augen selbst. Sie nutzte selbstrede­nd auch dieses Podium im Bundestag konsequent und publikumsw­irksam, um das ewige AfD-Lied der notorisch unverstand­enen und systematis­ch von den „etablierte­n“Institutio­nen denunziert­en Partei der Vertreter einer unsichtbar­en Volksmehrh­eit zu singen. Hätte mein Entschluss nicht längst festgestan­den, an der Krefelder Demonstrat­ion gegen den aufkeimend­en Rechtsradi­kalismus in Deutschlan­d teilzunehm­en, dann hätte dieser unappetitl­iche Redebeitra­g den allerletzt­en Anstoß dazu gegeben. Ich hoffe, Frau Weidel hat ihrer Partei und ihren gefährlich­en Ideologien im Ganzen mit dieser Rede einen Bärendiens­t erwiesen.

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