Im Siegesrausch dank Langeneke
Fortunas Zwote spielt in der Regionalliga wieder erfolgreich. Das liegt an den Ideen des neuen Trainers.
Der Schneeball von Fortunas Regionalliga-Fußballern, er rollt trotz wärmer werdenden Temperaturen – und wächst von Woche zu Woche. Von den vergangenen sieben Spielen hat die „Zwote“sechs gewonnen, in den jüngsten 180 Minuten kam sie dazu ganz ohne Gegentor aus. Es scheint fast vergessen, dass die Situation im Herbst vergangenen Jahres noch eine ganz andere war. Damals standen die Flingerner auf einem Abstiegsplatz und waren in Partien spielerisch unterlegen, in denen sie qua ihrer Qualität nicht unterlegen hätten sein dürfen.
Die Konsequenz war folgerichtig: Trainer Nico Michaty musste seinen Posten räumen, Vereinslegende Jens Langeneke trat an seine Stelle. Der einstige Innenverteidiger hauchte der Mannschaft unmittelbar nach seiner Beförderung vom U19-Coach zum Chef der „Zwoten“neues Leben ein und machte aus einem Abstiegskandidaten eines der formstärksten Teams der Liga. „Gezaubert habe ich nicht“, konstatiert Langeneke. „Wir haben zunächst angefangen, an den Basics zu arbeiten und viel mit den Jungs gesprochen.“
Zudem habe der Fokus darauf gelegen, seinen Schützlingen neues Selbstvertrauen einzuimpfen und den Glauben wiederzuerwecken, nachdem die Rot-Weißen nach zwölf Spielen mit neun Punkten auf einem Abstiegsplatz gestanden hatten. Danach sei es dann eine „stetige Entwicklung“gewesen, sagt Langeneke. „Wir haben uns nach und nach das Selbstvertrauen zurückgeholt, haben viele Tore geschossen und zuletzt auch dreimal zu Null gespielt.“
Fußballerisch setzte die „Zwote“von Beginn an weniger auf Pragmatismus, stattdessen etablierte der neue Trainer seine eigene Idee, Fußball zu spielen – mit Erfolg. Sein offensiver Ansatz trug direkt Früchte. Seine Mannschaft baut geordnet von hinten auf, kontrolliert das Spiel teilweise und sucht dann schnell die Tiefe über die Außen oder durchs Zentrum. Gegen den Ball lässt Langeneke situativ hoch anlaufen, um mit frühen Ballgewinnen für Gefahr zu sorgen. An der Seitenlinie ist der gebürtige Lippstädter aktiv, manchmal laut, und – wie schon als Spieler bei Fortuna – extrem motiviert. Diese Einstellung überträgt er auf seine Schützlinge.
Gerade gegen Anfang seines Engagements waren es mehr der Einsatz und der Wille als die spielerische Überlegenheit, die halfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Ist Langeneke nicht zufrieden, spricht er das offen aus, auch gut und gerne mal lautstark gegenüber dem Schiedsrichter.
Mit dem Erfolg geht einher, dass Talente weiter gewachsen sind und sich anschicken, früher oder später Kandidaten für die Profis zu werden. Darin liegt schließlich die Hauptaufgabe der „Zwoten“. Soufiane ElFaouzi ist solch ein Spieler. Unter Langeneke blüht der Mittelfeldmann
Von Platz 18 auf aktuell Rang elf
Entwicklung Am achten Spieltag lag Fortunas U23 noch auf dem 18. Tabellenplatz. Nun, nach 23 Spieltagen, ist sie mit 31 Punkten Elfte.
Hinrunde Nach der ersten Hälfte das Saison war die Zwote auf Rang 15 abstiegsgefährdet.
Torverhältnis 34:31
Nächste Spiele Samstag, 14 Uhr, gegen Gütersloh. Freitag, 8. März, 19.30 Uhr, in Aachen.
regelrecht auf und ist einer der Eckpfeiler des Aufschwungs. Man arbeite mit den Talenten im Detail, erklärt der Coach, mit hohem Augenmerk auf die Grundlagen wie den ersten Kontakt oder das Passspiel.
Michaty, der Vorgänger von Langeneke, war ein gänzlich anderer Charakter. Zwar entwickelte er etliche Talente wie die heutigen Fortuna-Profis Tim Oberdorf und Jona Niemiec oder Steffen Meuer (inzwischen bei Erzgebirge Aue) oder Boris Tomiak (inzwischen beim 1. FC Kaiserslautern) und hatte zwischenzeitlich mit der „Zwoten“ungeahnten Erfolg. Allerdings nur, wenn die Mannschaft funktionierte und sich Michaty ganz auf die sportliche Arbeit fokussieren konnte. So, wie er es am liebsten tat – denn der Ex-Trainer war beileibe kein Lautsprecher, sondern loyal und umgänglich. Mit ganz wenigen Ausnahmen stellte er sich auch nach schwachen Leistungen vor sein Team; öffentliche Kritik übte er selten, schon gar nicht an einzelnen Spielern.
Ein konkretes Platzierungsziel hat Langeneke für den Rest der Saison derweil nicht: „Wir werden nicht mehr aufsteigen, und wir werden nicht mehr absteigen. Insofern können wir es darauf beschränken, einzelne Fußballspiele zu gewinnen.“Dass die „Zwote“seit dem Trainerwechsel wieder sehr häufig in den Genuss von Siegen gekommen ist, liegt hauptsächlich an ihm. Und so rollt der Schneeball weiter und weiter.