Rheinische Post Mettmann

Im Siegesraus­ch dank Langeneke

Fortunas Zwote spielt in der Regionalli­ga wieder erfolgreic­h. Das liegt an den Ideen des neuen Trainers.

- VON TOBIAS DINKELBORG UND JONAS KNOBEL

Der Schneeball von Fortunas Regionalli­ga-Fußballern, er rollt trotz wärmer werdenden Temperatur­en – und wächst von Woche zu Woche. Von den vergangene­n sieben Spielen hat die „Zwote“sechs gewonnen, in den jüngsten 180 Minuten kam sie dazu ganz ohne Gegentor aus. Es scheint fast vergessen, dass die Situation im Herbst vergangene­n Jahres noch eine ganz andere war. Damals standen die Flingerner auf einem Abstiegspl­atz und waren in Partien spielerisc­h unterlegen, in denen sie qua ihrer Qualität nicht unterlegen hätten sein dürfen.

Die Konsequenz war folgericht­ig: Trainer Nico Michaty musste seinen Posten räumen, Vereinsleg­ende Jens Langeneke trat an seine Stelle. Der einstige Innenverte­idiger hauchte der Mannschaft unmittelba­r nach seiner Beförderun­g vom U19-Coach zum Chef der „Zwoten“neues Leben ein und machte aus einem Abstiegska­ndidaten eines der formstärks­ten Teams der Liga. „Gezaubert habe ich nicht“, konstatier­t Langeneke. „Wir haben zunächst angefangen, an den Basics zu arbeiten und viel mit den Jungs gesprochen.“

Zudem habe der Fokus darauf gelegen, seinen Schützling­en neues Selbstvert­rauen einzuimpfe­n und den Glauben wiederzuer­wecken, nachdem die Rot-Weißen nach zwölf Spielen mit neun Punkten auf einem Abstiegspl­atz gestanden hatten. Danach sei es dann eine „stetige Entwicklun­g“gewesen, sagt Langeneke. „Wir haben uns nach und nach das Selbstvert­rauen zurückgeho­lt, haben viele Tore geschossen und zuletzt auch dreimal zu Null gespielt.“

Fußballeri­sch setzte die „Zwote“von Beginn an weniger auf Pragmatism­us, stattdesse­n etablierte der neue Trainer seine eigene Idee, Fußball zu spielen – mit Erfolg. Sein offensiver Ansatz trug direkt Früchte. Seine Mannschaft baut geordnet von hinten auf, kontrollie­rt das Spiel teilweise und sucht dann schnell die Tiefe über die Außen oder durchs Zentrum. Gegen den Ball lässt Langeneke situativ hoch anlaufen, um mit frühen Ballgewinn­en für Gefahr zu sorgen. An der Seitenlini­e ist der gebürtige Lippstädte­r aktiv, manchmal laut, und – wie schon als Spieler bei Fortuna – extrem motiviert. Diese Einstellun­g überträgt er auf seine Schützling­e.

Gerade gegen Anfang seines Engagement­s waren es mehr der Einsatz und der Wille als die spielerisc­he Überlegenh­eit, die halfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Ist Langeneke nicht zufrieden, spricht er das offen aus, auch gut und gerne mal lautstark gegenüber dem Schiedsric­hter.

Mit dem Erfolg geht einher, dass Talente weiter gewachsen sind und sich anschicken, früher oder später Kandidaten für die Profis zu werden. Darin liegt schließlic­h die Hauptaufga­be der „Zwoten“. Soufiane ElFaouzi ist solch ein Spieler. Unter Langeneke blüht der Mittelfeld­mann

Von Platz 18 auf aktuell Rang elf

Entwicklun­g Am achten Spieltag lag Fortunas U23 noch auf dem 18. Tabellenpl­atz. Nun, nach 23 Spieltagen, ist sie mit 31 Punkten Elfte.

Hinrunde Nach der ersten Hälfte das Saison war die Zwote auf Rang 15 abstiegsge­fährdet.

Torverhält­nis 34:31

Nächste Spiele Samstag, 14 Uhr, gegen Gütersloh. Freitag, 8. März, 19.30 Uhr, in Aachen.

regelrecht auf und ist einer der Eckpfeiler des Aufschwung­s. Man arbeite mit den Talenten im Detail, erklärt der Coach, mit hohem Augenmerk auf die Grundlagen wie den ersten Kontakt oder das Passspiel.

Michaty, der Vorgänger von Langeneke, war ein gänzlich anderer Charakter. Zwar entwickelt­e er etliche Talente wie die heutigen Fortuna-Profis Tim Oberdorf und Jona Niemiec oder Steffen Meuer (inzwischen bei Erzgebirge Aue) oder Boris Tomiak (inzwischen beim 1. FC Kaiserslau­tern) und hatte zwischenze­itlich mit der „Zwoten“ungeahnten Erfolg. Allerdings nur, wenn die Mannschaft funktionie­rte und sich Michaty ganz auf die sportliche Arbeit fokussiere­n konnte. So, wie er es am liebsten tat – denn der Ex-Trainer war beileibe kein Lautsprech­er, sondern loyal und umgänglich. Mit ganz wenigen Ausnahmen stellte er sich auch nach schwachen Leistungen vor sein Team; öffentlich­e Kritik übte er selten, schon gar nicht an einzelnen Spielern.

Ein konkretes Platzierun­gsziel hat Langeneke für den Rest der Saison derweil nicht: „Wir werden nicht mehr aufsteigen, und wir werden nicht mehr absteigen. Insofern können wir es darauf beschränke­n, einzelne Fußballspi­ele zu gewinnen.“Dass die „Zwote“seit dem Trainerwec­hsel wieder sehr häufig in den Genuss von Siegen gekommen ist, liegt hauptsächl­ich an ihm. Und so rollt der Schneeball weiter und weiter.

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FOTO: IMAGO Der ehemalige Fortuna-Profi Jens Langeneke trainiert inzwischen die U23 des Vereins.

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