So teuer ist Wohneigentum im Kreis
Der Boom ist gekippt. Der Weg zu den eigenen vier Wänden ist länger und vor allem deutlich teurer geworden. Doch je nach Lage und der Höhe des Eigenkapitals lassen sich Schnäppchen machen.
KREIS METTMANN Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Der Immobilienmarkt schwächelt. Wer von den eigenen vier Wänden träumt, muss mit dem spitzen Bleistift rechnen, ob der Traum bezahlbar ist. Vor allem Makler und Banker rechnen nicht damit, dass sich der seit der zweiten Jahreshälfte 2022 bestimmende Abwärtstrend am Markt wegen steigender Kreditund Baukosten umkehrt. Das bedeutet: eine sinkende Zahl abgeschlossener Verträge, ein weiterer Preisrückgang, der zuletzt bei 10 Prozent in Ratingen und 11 Prozent im übrigen Kreis Mettmann (ohne Velbert) lag.
Gestützt wird diese Einschätzung durch eine Studie des Pestel-Instituts aus Hannover. Dies geht von einem Bestand von 109.800 von Eigentümern selbst genutzten Wohneinheiten im Kreis Mettmann aus. Die Wohneigentumsquote liege bei rund 44,6 Prozent. Doch 2023 sei kaum etwas hinzugekommen: In den ersten sechs Monaten 2023 gab es nach Angaben des Pestel-Instituts im gesamten Kreis Mettmann lediglich 73 Baugenehmigungen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2022 waren es 89 Baugenehmigungen. Der Eigentumsbau sei innerhalb eines Jahres um 18 Prozent zurückgegangen, sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts. Verantwortlich dafür seien hohe Zinsen, hohe Baulandpreise, hohe Baukosten und immer neue Klimaschutz-Auflagen.
Im Kreis Mettmann wurden 2022 exakt 2756 Immobilien- und GrundstücksKaufverträge notariell beglaubigt. Das waren 14 Prozent weniger als im Vorjahr. Insgesamt seien 1,21 Milliarden Euro bei diesen Immobiliengeschäften umgesetzt worden, was einem Rückgang um elf Prozent entsprach – so fasste es der Vorsitzende des Gutachterausschusses, Axel Willinghöfer, zusammen. In Ratingen ist seit Jahren ein eigener Gutachterausschuss tätig. Der Immobilienmarkt der Stadt unterliege wegen der Nähe zu Düsseldorf eigenen Gesetzen, heißt es. Dort sehen die Verantwortlichen eine sehr dynamische Preisentwicklung und haben auf eine halbjährliche Betrachtungsweise umgestellt. Der Rückgang bei den am Markt erzielten Preisen lag bei zehn Prozent. Nach Einschätzung von LBS-Gebietsleiter Bert Christoffel waren ältere Häuser mit hohen Heizkosten, alten Heizungen und unzureichender Dämmung besonders vom Preisrückgang betroffen. In Ratingen sind die Häuser im Schnitt 48 Jahre alt.
Ob sich der Abwärtstrend 2023 umkehren ließ, muss sich demnächst zeigen. Axel Willinghöfer sprach vor einem Jahr nicht von einer generellen Trendwende am Immobilienmarkt, sondern wählte den Begriff „Marktkonsolidierung“. Sein Argument: Auch von 2011 zu 2012 und von 2015 zu 2016 habe es Abwärtskorrekturen gegeben und danach seien die Zahlen wieder deutlich angestiegen.
Im Kreis Mettmann macht der Gutachterausschuss ein deutliches Süd-Nord-Gefälle aus. Dies lässt sich an den Bodenrichtwerten für Wohnungsbau ablesen, die
So viel Bauwissen steckt in unserer Serie
Der Druck im Immobilienmarkt ist in der Rhein-Ruhr-Region hoch. Wie kann der Weg zu den eigenen vier Wänden dennoch gelingen? Das zeigt unsere Serie „Bauen-kaufenwohnen“.
2. März Wie teuer lebe/kaufe ich? Überblick über die Preisentwicklungen im Kreis Mettmann
5. März Stadtgeschichte in Häusern – wissen Sie, was da früher war?
7. März Menschen werden immer älter, Demenz spielt eine immer größere Rolle. Wie mache ich meine um durchschnittlich zehn Prozent zulegten. Die Richtwerte wurden vom Gutachterausschuss für Monheim, Langenfeld, Hilden und Erkrath um 60 Euro pro Quadratmeter angehoben. In Mettmann stieg der Bodenrichtwert um 50 Euro je Quadratmeter. In Haan, Heiligenhaus und Wülfrath kletterte dieser Wert um 30 Euro je Quadratmeter. Zum Vergleich: In Düsseldorf hatte der dortige Gutachterausschuss eine komplette Nullrunde ausgerufen.
Neu gebaute Ein- und Zweifamilienhäuser kosteten im Kreis Mettmann 2022 als Doppelhaushälfte Wohnung/mein Haus Demenzfreundlich?
9. März Wo entstehen im Kreis Mettmann aktuell noch Wohngebiete?
12. März Wer wohnt denn da? Ein Schloss in Wülfrath
14. März Altbau neu: Wie kann der Kreis dabei helfen, Oldie-Immobilien auf den neuesten Stand zu bringen?
16. März Wohnen im Jahr 2222 (oder 2100) – so stellen sich Experten das Leben in der Zukunft vor. Noch mehr zum Thema Bauen und Wohnen lesen Sie auf rp-online.de/ leben/bauen-kaufen-wohnen/
zwischen 579.000 und 979.000 Euro. Neue Reihenhäuser waren für 524.000 bis 722.000 Euro zu bekommen. Für die acht im Jahr 2022 verkauften frei stehenden Häuser ermittelte der Gutachterausschuss einen Durchschnittspreis von 889.000 Euro; Spitzenreiter war eine Villa für knapp 1,3 Millionen Euro.
Für Wohn- und Teileigentum bewegten sich 2022 die Preise zwischen 3350 und 6480 Euro pro Quadratmeter. Die höchsten Preise mussten in Langenfeld gezahlt werden. Die meisten Verkäufe gab es mit 22 Verträgen in Hilden. In Mettmann wurde lediglich ein Verkauf registriert. In Erkrath, Wülfrath und Heiligenhaus gab es keine Verkäufe. „Trotz teilweise sinkender Preise hat sich die Lage für junge Familien mit Kindern nicht verbessert, falls sie Wohneigentum erwerben wollen“, sagte Axel Willinghöfer. In den Vorjahren seien die jungen Familien wegen der teils drastischen Preissteigerungen nicht zum Zuge gekommen. Nun, bei tendenziell preiswerteren Angeboten, seien die Banken und Sparkassen deutlich zurückhaltender bei der Vergabe von Immobilienkrediten.
Diese Entwicklung habe Auswirkungen auf den Mietwohnungsmarkt. Denn eigentlich kaufwillige Familien drängten in den Mietwohnungsmarkt, falls sie kein Eigenheim erwerben könnten. Wer trotz aller Widrigkeiten sein Traumobjekt bauen könne, sei sparsamer als in den Vorjahren. Bei der Durchsicht der von den Notaren übermittelten und dann anonymisierten Verträge fiel dem Gutachterausschuss auf, dass immer häufiger auf eine Garage verzichtet wurde. Auch gebe es einen Trend dazu, das eigene Traumhaus lediglich auf eine Bodenplatte zu stellen und den teuren Keller wegzulassen. Bauträger hätten ihr Leistungsverzeichnis deutlich abgespeckt.