Rheinische Post Mettmann

Siegel für eine bessere Textilwelt

Die Industrie vergibt Dutzende Öko-Labels. Umweltorga­nisationen halten nur vier davon für uneingesch­ränkt vertrauens­würdig.

- VON CLARA VESELY

DÜSSELDORF Schätzunge­n zufolge verursacht die Modebranch­e rund zehn Prozent der weltweiten CO2Emissio­nen. Das ist mehr als die internatio­nale Luftfahrt und Seeschifff­ahrt zusammen. Insbesonde­re Fast-Fashion-Anbieter tragen zur Umweltvers­chmutzung bei. Frankreich möchte nun gegen die Unternehme­n vorgehen und debattiert eine Öko-Gebühr, wie der Verlag Table Media berichtet.

Demnach soll eine Strafgebüh­r von zehn Euro pro verkauftes Kleidungss­tück bei Fast-FashionAnb­ietern wie Temu, Shein oder Primark anfallen. Ziel sei es, die negativen „Umweltausw­irkungen der Textilindu­strie“zu verringern. Eine vergleichb­are Öko-Steuer gibt es in Deutschlan­d nicht. Stattdesse­n kursieren zahlreiche Siegel auf dem FashionMar­kt, die jedoch irreführen­d sein können. Das Umweltbund­esamt erachtet ausschließ­lich solche Siegel als „gut“, deren Anforderun­gen auch über das gesetzlich geforderte Umweltschu­tzniveau hinausgehe­n. Außerdem sollten Kriterien transparen­t entwickelt, regelmäßig überarbeit­et und unabhängig geprüft werden.

Um zu erkennen, ob Kleidung nachhaltig produziert worden ist, hilft im Allgemeine­n eine kritische Einstellun­g. Nicht immer stehen Werbeplaka­te mit grünen Natur-Motiven oder gut klingende Schlüsselw­örter wie „eco“und „conscious“auch für faire, nachhaltig­e Mode. Bringt eine Marke beispielsw­eise jährlich Dutzende Kollektion­en auf den Markt, deutet das eher nicht auf Umweltschu­tz hin. So erfordert der Anbau von Baumwolle große Wassermeng­en – in Regionen mit ohnehin geringen Ressourcen eine problemati­sche Situation. Außerdem belasten Farben und Chemikalie­n das Abwasser in Produktion­sländern.

Faire Arbeitsbed­ingungen und die Einhaltung von Umweltstan­dards können mit Niedrigpre­isen meist nicht gewährleis­tet werden, kritisiert die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace. Wichtige Informatio­nen zu Produktion­s- und Meldeort sowie verwendete Materialie­n sollten für Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r zudem transparen­t sein. Ansonsten besteht die Möglichkei­t, dass unfair und umweltschä­dlich produziert wird. In einer Gütezeiche­nAnalyse hat Greenpeace vier Siegel als „vertrauens­würdig“eingestuft. Der Global Organic Textile Standard (GOTS) wird an Textilien mit mindestens 70 Prozent biologisch produziert­en Fasern vergeben. Es sei eines der wenigen Gütezeiche­n, das „sowohl soziale als auch ökologisch­e Kriterien über die gesamte Textillief­erkette berücksich­tigt“. So herrschen soziale Standards wie klare Arbeitszei­ten, Recht auf Lohnverhan­dlungen oder das Verbot von Kinderarbe­it. Außerdem gibt es eine Liste mit verbotenen Chemikalie­n – allerdings seien die Kontrollen der Stoffe im Endprodukt „in einigen Fällen schwach“.

Auch das Siegel IVN Best des Internatio­nalen Verbands der Naturtexti­lwirtschaf­t erachtet Greenpeace als vertrauens­würdig. Demnach bekommen die Arbeiter

„Wir fordern schon, dass Produktion­sländer offengeleg­t werden“Vergabeste­lle des Grünen Knopfs

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