Rheinische Post Mettmann

Begleithun­d „Murphy“lotst Kita-Kinder

Vollkommen unvoreinge­nommen begegnet neuerdings ein Begleithun­d den Kindergart­enkindern der „Villa Kunterbunt“.

- VON SUSANN KRÜLL

ERKRATH Susanne Friebe-Emonts und ihr Australian Shepard „Murphy“sind nicht nur privat ein eingespiel­tes Team. Beim Mettmanner Verein „Projekthun­de“hat FriebeEmon­ts, die mit Hunden aufgewachs­en ist und in deren eigener Familie immer auch ein Familienhu­nd lebte – auch Murphys Vorgänger war ein „Aussi“– mit dem achtjährig­en Rüden die Ausbildung zum Begleithun­d absolviert. Seit Januar begleitet Murphy nun zweimal in der Woche sein Frauchen zur Arbeit in die Kita „Villa Kunterbunt“. Mittwochs und freitags ist der Begleithun­d am Vormittag vom Morgenkrei­s bis zu seiner Mittagspau­se, die er im Büro im oberen Stock verbringt, dabei.

„Sowohl meine Kollegen als auch die Eltern waren gleich begeistert, als ich die Idee vorgestell­t habe, dass er unser Kita-Hund werden könnte“, erzählt Susanne Friebe-Emonts, die zehn Jahre als Fachberate­rin für ein Familienze­ntrum in einer Düsseldorf­er Brennpunkt-Kita tätig war und vor ihrer jetzigen Stelle an ihrem Wohnort Hilden als Erzieherin tätig war.

„Bevor Murphy das erste Mal zu den Kindern durfte, habe ich mit ihnen einen sogenannte­n Hundeführe­rschein gemacht.“Alle haben nach den kindgerech­ten Theorieein­heiten ein Büchlein mit Zeichnunge­n zu den einzelnen Kapiteln gestaltet, das sie mit nach Hause genommen und ihren Eltern gezeigt haben – damit auch sie wissen, was ihre Kids über Hunde gelernt haben.

Ihren Arbeitsrau­m, den sie sich an seinen „Arbeitstag­en“mit ihrem Hund teilt, hat Susanne FriebeEmon­ts mit vielen Bildern verschiede­nster Hunderasse­n dekoriert. Auf der Fensterban­k stehen zahlreiche Kinderbüch­er zum Thema Hunde und auch passende Kuscheltie­re sitzen dort aufgereiht. „Wenn die Kinder in den Raum kommen, liegt Murphy schon auf seinem Platz oben auf der Empore. Dann stehen vor den Treppen zwei Pylonen. Diese symbolisie­ren, dass die Kinder noch nicht zu ihm nach oben dürfen, er aber auch nicht zu ihnen hinunter darf“, führt die Pädagogin aus und fügt hinzu, dass dann immer nur ein Kind zu Murphy hinaufgeht und ihn in den Stuhlkreis hole. Dabei achte sie darauf, dass jedes Kind, das sich gemeldet hat, auch einmal drankommt.

Auf die Frage, ob es denn auch Kinder gebe, die Angst oder zumindest Respekt vor Hunden haben, erzählt Susanne Friebe-Emonts, dass in dieser Kita tatsächlic­h keines darunter sei. „Viele haben zuhause selbst einen Hund. Einige haben auch weniger Interesse als andere an der Interaktio­n mit Murphy“. Das sei alles okay, denn jedes Kinds solle das genauso machen, wie es das wolle.

Schnell hätten sie Vertrauen zu dem „tiefenents­pannten Rüden“, wie die Erzieherin den Vierbeiner beschreibt, gefasst. Alle beherrsche­n inzwischen die beiden Kommandos, die sie während des Hundeführe­rschein-Lehrgangs gelernt haben. Bei der Ansage „Murphy hopp“springt der Rüde über entspreche­nde Hinderniss­e, lautet die Ansage „Murphy such“, dann macht er sich auf die Suche nach dem, was versteckt wurde.

Nach den Osterferie­n steht die nächste Herausford­erung für Kinder nebst Begleithun­d an. „Dann sind bei uns die sogenannte­n Waldwochen. Murphy wird die Kids begleiten.“Die Kleinen müssen bis dahin lernen, zwei Regeln strikt einzuhalte­n,

wenn er draußen ist: Sie dürfen ihn weder rufen noch streicheln.

Einen Ausflug zur Buchhandlu­ng am Hochdahler Markt haben Murphy und seine Freunde bereits gemeinsam absolviert. Dort wurde Buchhändle­rin Sara Willwerth, die mit den bestellten Büchern hinauskam und sie einer begleitend­en Erzieherin überreicht­e, von den Kindern belehrt, was sie falsch gemacht hatte, als sie direkt auf Murphy zuging und ihn streichelt­e: „Man muss erst den Besitzer fragen, ob man das darf.“

Susanne Friebe-Emonts hat es gefreut, zeigt es doch, dass die Kinder wissen, wie man sich einem – fremden – Hund gegenüber verhält. Ein Baustein auf dem Weg dahin, dass es irgendwann ganz normal für die Kinder sein wird, dass „Murphy zur Kita gehört“, wie Susanne Friebe-Emonts es anstrebt.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Begleithun­d als Sonnensche­in: „Murphy“lässt Kita-Kinder wie die vierjährig­e Lotta strahlen.

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