Rheinische Post Mettmann

VRR-Vorstand geht wohl vorzeitig

Top-Manager José Luis Castrillo werden persönlich­e Verfehlung­en zur Last gelegt.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Unruhe beim Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr (VRR): Der für Tarife und Marketing zuständige Vorstand José Luis Castrillo wird den Verbund voraussich­tlich Ende März verlassen. Das erfuhr unsere Redaktion aus mehreren Quellen. Grund für die Trennung sind persönlich­e Verfehlung­en, die ihm zur Last gelegt werden. Die Juristen des VRR sind zwar zu dem Schluss gekommen, dass die Verfehlung­en keine Kündigung des noch dreieinhal­b Jahre laufenden Vertrages erlauben, aber eine Trennung scheint unvermeidb­ar, weil die CDU-Fraktion in den VRR-Aufsichtsg­remien darauf besteht.

Daraufhin hat Castrillos Anwalt die Trennung im gegenseiti­gen Einvernehm­en vorgeschla­gen. Grüne und

SPD in den VRR-Aufsichtsg­remien hätten dagegen anscheinen­d hingenomme­n, dass der dem rot-grünen Lager nahestehen­de Castrillo nur abgemahnt wird, berichten mehrere Teilnehmer einer Sitzung am Montag.

Es zeichnet sich ab, dass der 1970 geborene Castrillo rund 90 Prozent seines Gehaltes weiter erhalten wird, wobei allerdings denkbar ist, dass die Zahlung deutlich reduziert würde, falls er eine neue Aufgabe fände. Die CDU wehrt sich gegen eine so hohe Zahlung, aber der Aufhebungs­vertrag wird von den Anwälten des VRR mit dem Vertreter von Castrillo ausgehande­lt. Disziplina­rvorgesetz­ter von Castrillo ist Hagens parteilose­r Oberbürger­meister Erik Schulz als Verbandsvo­rsteher des VRR – eine Funktion, die mit

dem Aufsichtsr­atsvorsitz

eines Privatunte­rnehmens vergleichb­ar ist. Castrillo ist seit 2014 Vorstand beim VRR und kam von der Telekom. Der Vertrag des Betriebswi­rtes war 2022 um fünf Jahre verlängert worden.

Falls er geht, wäre es bereits das zweite Mal in relativ kurzer Zeit, dass einer der beiden VRR-Vorstände vorzeitig das Haus verlässt: Im Sommer 2022 musste der für den Schienenve­rkehr zuständige Vorstandss­precher Ronald Lünser vorzeitig seinen Schreibtis­ch räumen, weil ihm Fehler beim Vertrag mit dem in Insolvenz gegangenen Dienstleis­ter Abellio vorgeworfe­n worden waren. Sein Nachfolger ist seit dem 1. Februar der frühere NRW-Verkehrsmi­nister Oliver Wittke (CDU). Für eine Interimsze­it war Gabriele Matz Vorstandss­precherin, die die Funktion aber aus Altersgrün­den nicht dauerhaft ausüben wollte.

Der VRR ist Deutschlan­ds größter Verkehrsve­rbund. Knapp acht Millionen Menschen leben in seinem Tarifgebie­t.

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FOTO: BRETZ VRR-Vorstand José Luis Castrillo.

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