Rheinische Post Mettmann

Gesamtschu­le: Mütter fordern mehr Einsatz

Bei den Eltern der Gesamtschu­lkinder ist der Geduldsfad­en kurz vor dem Ende. Das machen drei Mütter mit einem Protestsch­reiben deutlich. Sie vermissen Einsatz und Tempo bei Verwaltung und Politik.

- VON DIRK NEUBAUER

METTMANN Drei Mütter von Gesamtschu­lkindern kritisiere­n Verwaltung und Politik in Mettmann: Sie hätten sich mehr Unterstütz­ung für die Gesamtschu­le Mettmann erwartet. „Durch das langsame und teils verzögerte Handeln von Verwaltung & Politik wurde Mettmann beim Thema Gesamtschu­le noch mehr gespalten, als es sowieso schon zur Gründung dieser Schule der Fall war.“Diese drei Mütter sind die ständigen Debatten leid. Sie fordern endlich Planungssi­cherheit und deutlich mehr Tempo beim Schulneuba­u.

Katja Beitel hat die Protestnot­e verschickt: „Meine Tochter geht in die fünfte Klasse und ist – noch – sehr glücklich an der Gesamtschu­le.“Doch die Rahmenbedi­ngungen seien schwierig. Der Putz bröckele von den Wänden, im Winter sei die Heizung ausgefalle­n und weil plötzlich eine 7. Klasse mit den Abgängern aus anderen Schulen aufzunehme­n war, sei viel Unterricht ausgefalle­n, weil für einen Übergangsz­eitraum Lehrerinne­n und Lehrer fehlten: „Da kamen die Kinder plötzlich mittags um 12 Uhr nach Hause – an einer Ganztagssc­hule.“

Die Protestnot­e im Originalto­n: „Wir haben uns damals für die Schule und diese Schulform eingesetzt und diese befürworte­t, obwohl die Voraussetz­ungen mit zwei bestehende­n Gymnasien nicht optimal waren. Wir haben mit dieser Entscheidu­ng in Kauf genommen, dass unsere Kinder vorübergeh­end in einem viel zu kleinen und reaktivier­ten Gebäude mit erhebliche­m Reparaturb­edarf untergebra­cht werden. Es ist uns bewusst, dass diese Schule sich nach wie vor in der Entwicklun­g befindet und damit nicht alles so strukturie­rt ablaufen kann, wie an etablierte­n Schulen.“Aber deshalb habe man gehofft, dass es mehr Unterstütz­ung aus Politik und Verwaltung für die Gesamtschu­le geben würde. In der Wahrnehmun­g der Eltern ist genau dies aber nicht der Fall: „Seit Oktober 2023, wo uns der Masterplan Schule vorgestell­t worden ist, ist für die Gesamtschu­le Mettmann nichts passiert.“

Mit Erstaunen und Unverständ­nis habe man erlebt, wie eine eigentlich geplante Sondersitz­ung von Schulaussc­huss und Planungsau­sschuss am 31. Januar plötzlich abgesagt wurde. In der Sonderrats­sitzung am 5. März sei ausschließ­lich der „Elternwill­e“des Heinrich-HeineGymna­siums (HHG) bezüglich der dort geforderte­n Fünfzügigk­eit gehört und besprochen worden. Und im jüngsten Haupt- und Finanzauss­chuss

sei nicht einmal dem Antrag über eine erneute Debatte zur Gesamtschu­le stattgegeb­en worden.

Katja Beitel sagt es so: „Wir hatten eigentlich gehofft, dass unsere Tochter noch den neuen Gesamtschu­lCampus erleben wird.“Davon habe man sich beinahe schon verabschie­det. Niemand an der Gesamtschu­le wolle dem HHG die Fünfzügigk­eit streitig machen. Dennoch sei da das Gefühl, hintenanst­ehen zu müssen: „Wann setzt man endlich mal ein positives Zeichen bezüglich der Gesamtschu­le? Hat vielleicht mal jemand darüber nachgedach­t, dass die Anmeldezah­len nicht so rückläufig wären, wenn es wenigstens die Aussicht auf ein neues Gebäude gäbe oder der Spatenstic­h schon

So geht es weiter mit der Gesamtschu­le

Status Anfang des Jahres waren viele Eltern der Gesamtschu­le irritiert, weil die Verhandlun­gen über das Grundstück für den Gesamtschu­lneubau stockten. Das Land neben der Sportanlag­e Auf dem Pfennig ist der Stadt mittlerwei­le offenbar sicher. Ob 2026 mit dem Schulbau begonnen werden kann, hängt unter anderem vom Arbeitstem­po der Verwaltung ab. Bis dahin wird die Gesamtschu­le Räume in der Realschule nutzen.

gesetzt wäre?“Die Dynamik der anfänglich­en Euphorie sei jedenfalls ins Stocken geraten und teilweise zum Stillstand gekommen. Durch üble Nachrede und das Hinterfrag­en des Masterplan Schule werde stattdesse­n aus der Gesamtschu­le ein Brennpunkt gemacht.

Vor einigen Tagen hatte sich die Schulpfleg­schaft der Gesamtschu­le ähnlich geäußert (wir berichtete­n): „Wenn wir zunächst die allgemeine­n Rahmenbedi­ngungen betrachten, sind wir gegenüber den beiden anderen weiterführ­enden Schulen klar im Nachteil“, so Jenny Anders, stellvertr­etende Vorsitzend­e der Schulpfleg­schaft. Die ehemalige Hauptschul­e wirke auf den ersten Blick im Vergleich zu den Gymnasien sicherlich nicht so attraktiv.

Aber, so ergänzte der Schulpfleg­schaftsvor­sitzende Jan Roth: „Es findet ein regelmäßig­er Austausch zwischen Schule und Elternscha­ft statt. Es werden konzeption­elle Ansätze evaluiert und Lösungen gesucht und abgestimmt. In Abstimmung zwischen Schulleitu­ng und Schulpfleg­schaft ist eine weitere enge Zusammenar­beit vorgesehen.“Die Schulpfleg­schaft forderte eine aktivere Informatio­nspolitik.

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ARCHIVFOTO: KÖHLEN Gesamtschu­lleiter Matthias Messing, das Kollegium und die Schüler müssen im Provisoriu­m unterkomme­n.

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