Gegen Russlands Übermacht
Täglich gehen unzählige Geschosse auf die Verteidiger der Ukraine nieder. Um sich zu wehren, fehlt ihnen jedoch wegen des Munitionsmangels die Schlagkraft. Ein Besuch an der Bachmut-Front.
dem Munitionsbunker schon die erste über 40 Kilogramm schwere Munition heran, ein anderer Kamerad die Treibladungsbeutel, die die Reichweite der 155-Millimeter-Geschosse steigern. Sie haben kaum die Panzerhaubitze erreicht, als der Einsatz schon wieder abgeblasen wird. Denis versucht, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Dann kommt eine Drohnenwarnung, und alle verschwinden im Bauch der Krab.
Der Mann, der diesen Einsatz wieder zurückgerufen hat, sitzt wenige Kilometer entfernt in einem Kommando-Panzer. Unteroffizier Witalij hat wenig Gutes zu berichten. „Unsere Munition ist limitiert. Und wir müssen eine harte Priorisierung umsetzen“, sagt der 26-Jährige. Er erklärt, wie sie funktioniert: „Um alle militärischen Ziele unter Beschuss zu nehmen, reicht die Munition nicht. Also sortieren wir die Ziele aus. Selbst Mörser dürfen wir nicht mehr unter Beschuss nehmen. Doch deren Granaten töten unsere Soldaten“, sagt der junge Mann.
So sieht er nach eigenen Aussagen Drohnen-Aufnahmen, bei denen sich russische Soldaten in aller Ruhe unter offenem Himmel treffen. „Sie schütteln sich die Hände, spazieren herum. 600 Meter von der Front entfernt.“Dort zerreißen die Granaten der russischen Aggressoren die Verteidiger. Russland hat sich Munition aus Nordkorea und Belarus beschafft und stellte die eigene Wirtschaft in den Kriegsmodus um. In Deutschland blockiert Olaf Scholz die Lieferung von Taurus-Raketen, die die Versorgungslinien der russischen Armee empfindlich stören könnten. Die EU hält Versprechen nicht ein, und in den USA blockieren die Republikaner mit einem irrlichternden Präsidentenkandidaten die dringend benötigten Hilfen für die Ukraine. Das ist die Lage. Derweil richtet Wladimir Putin schon sein Augenmerk auf das nächste Ziel: Moldau. Witalij, Denis, Kapelan, Wassili und Juri sind sich sicher, es wird nicht bei der Ukraine bleiben. Putins Machthunger spüren sie bei jedem Einschlag.