Es gibt viele Gründe für Kriminalität
BERLIN Neue Zahlen zur Kriminalität sorgen gerade für Diskussionen in Deutschland. Denn die Polizei musste vergangenes Jahr so viele Straftaten bearbeiten wie zuletzt vor sieben Jahren. Dabei fiel auf: Von den Beschuldigten kamen viele Menschen aus dem Ausland. Auch darüber sprechen gerade viele.
Der Experte Christian Walburg sagt: Man dürfe es sich aber nicht zu einfach machen. Warum jemand kriminell wird, ist kompliziert und hängt von vielen Dingen ab. „Es kann zu Straftaten kommen, wenn Menschen sozial nicht gut eingebunden sind und in schwierigen Verhältnissen aufwachsen und leben“, erklärt der Fachmann. Auch Armut erhöht die Gefahr, dass jemand Verbotenes macht.
Dabei ist der Anteil jüngerer Menschen unter Straftätern oft hoch. Walburg sagt: „Meist geht es dabei um leichte Delikte wie kleine Diebstähle oder Sachbeschädigungen. Es ist zu einem gewissen Grad normal, dass man als junger Mensch auch mal Grenzen austestet und gegen Regeln verstößt.“Kinder und Jugendliche müssten erst lernen, zu entscheiden, was richtig und falsch ist: „Bei den allermeisten Jugendlichen gelingt das.“
„Auch unter Zugewanderten und Geflüchteten begeht nur ein kleiner Teil Straftaten“, erklärt der Experte. Aber bei ihnen könnten mehrere Gründe zusammenkommen: „Sie sind häufiger jünger, männlich, nicht so gut sozial eingebunden und häufiger von Armut betroffen.“Außerdem hätten manche von ihnen in ihrer Heimat oder auf der Flucht Gewalt erlebt. Und was kann man gegen Kriminalität tun? Eltern und Schulen sollten unterstützt werden, rät Walburg: „Es sollte vermittelt werden, dass Gewalt nicht okay ist.“Wer neu herkommt, sollte schnell gut eingegliedert werden und etwa Hilfe bei der Sprache bekommen. Je besser die Bedingungen im Umfeld oder die Anerkennung in der Schule, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit, dass jemand kriminell wird. Der Fachmann sagt auch: „Wir leben in Deutschland im Vergleich in einem sehr sicheren Land.“
Marc Mendelson steht vor einem Haus in der Kleiststraße 36 in Berlin. Vor mehr als 80 Jahren stand dort ein anderes Haus. Marc Mendelsons Stief-Urgroßmutter Rose Mendelsohn und ihre Tochter Lilli Henoch wohnten damals dort im zweiten Stock. Aber: „Das Haus wurde im Krieg zerstört“, sagt Mendelson. Damals regierten die Nationalsozialisten in Deutschland, kurz Nazis. Sie brachten sehr viele Menschen um. Dazu zählten vor allem Juden und Jüdinnen. Außerdem griffen deutsche Soldaten viele Länder an und lösten so den Zweiten Weltkrieg aus.
Die Nazis erließen viele neue Gesetze. Eines zwang Juden, ihr Zuhause zu verlassen und zu anderen Juden zu ziehen. Es trat am 30. April vor genau 85 Jahren in Kraft. In Berlin, Düsseldorf und Dresden entstanden daraufhin „Judenhäuser“. In denen mussten Juden auf engem Raum zusammenleben. Heute werden solche Wohnungen Zwangsräume genannt. Auch Rose Mendelsohn und ihre Tochter mussten zu einer fremden jüdischen Familie ziehen. Denn auch