Der Entwickler, der einfach weitermacht
Signa, Gerchgroup, Interboden und Development Partner sind pleite – Momeni dagegen entwickelt gerade vier große Büro-Projekte auf einmal in Düsseldorf. Mitten in der Immobilienkrise. Was macht Geschäftsführer Hanjo Hautz so sicher, dass er sich da nicht v
DÜSSELDORF Zur Begrüßung erzählt Hanjo Hautz erst mal eine Anekdote aus alten Zeiten. Im Jahr 2011, als er gerade bei dem Immobilienentwickler Momeni angefangen hatte, war das Düsseldorfer Dreischeibenhaus sein allererstes Projekt – und wurde in der Lokalpresse als „unvermietbarer Ladenhüter“niedergemacht. „Den Artikel habe ich mir aufbewahrt“, sagt Hautz. Denn ihm und Momeni gelang das Unerwartete: Komplettsanierung, Vollvermietung, Verkauf. Bis heute verwaltet Momeni das wiederbelebte Büro-Wahrzeichen und hat in der 13. Etage des Dreischeibenhauses auch seine lokale Dependance. Bei dem Treffen dort oben geht es um eine entscheidende Frage: Kann der Entwickler erneut die Skeptiker dieser Stadt mit Erfolgen überzeugen?
Denn was Hanjo Hautz, mittlerweile Geschäftsführer des Hamburger Unternehmens, in Düsseldorf vorhat, ist mutig. Aber hoffentlich nicht übermütig. Während namhafte Projektentwickler wie Signa, Gerchgroup, Interboden oder Development Partner in die Insolvenz gestürzt sind, baut Momeni weiter. Vier auf einen Streich.
So viele laufende Vorhaben wie der bundesweit aktive Entwickler hat aktuell keiner in der Landeshauptstadt: Die Trinkaus-Bank an der Kö wird wiederbelebt, am Kennedydamm entstehen zwei Bürokomplexe, im Hafen ein 18-geschossiger Turm. So wird es binnen der kommenden Jahre Zehntausende Quadratmeter frische Flächen in besten Lagen geben – vorausgesetzt, alles läuft nach Plan.
Dass bisher alles gut geht, können die Bürgerinnen und Bürger täglich begutachten: Die Baustelle am Trinkaus-Karree lärmt und staubt so, wie es bei einem Großprojekt sein muss. Der Rückbau ist durch, jetzt wird die alte Bankzentrale zum modernen Bürobau aufgestockt. Und beim Neubau „One Plaza“am Kennedydamm können Autofahrer aus dem Fenster den Fortschritt an der Fassade beobachten.
Die Vorhaben nehmen also Form an. Aber wird das denn auch sicher fertig? Bitte nicht noch mehr Bauruinen, denkt man sich da als Düsseldorfer. Ein renommierter Makler sagt, in der Stadt seien ja schließlich „schon reihenweise Entwickler umgekippt“. Woher denn Momeni das Selbstvertrauen nehmen wolle und das Vertrauen geben könne, nicht dem gleichen Schicksal zu erliegen?
Hanjo Hautz hat gleich mehrere Argumente, was bei Momeni den Unterschied ausmacht. Abgesehen vom Inhalt ist bei dem 49-Jährigen aber schon rein persönlich eine Abgrenzung zu anderen Entwicklern auszumachen: Er wirkt ziemlich zurückhaltend. Kein auffälliger Pferdeschwanz wie bei Uwe Reppegather von Centrum, sondern schütteres Haar und Bänker-Brille. Keine PR-trächtigen Auftritte wie Gerchgroup-Gründer Mathias Düsterdick, sondern bisher kaum Präsenz in der Öffentlichkeit. „Wir sind keiner von den Lauten“, sagt Hautz.
Er redet langsam und bedacht, verwendet keine unnötigen Füllwörter, kommt sofort zur Sache. Ja, es gebe eine „irrsinnige Vertrauenskrise“im Immobilienmarkt, speziell bei Projektentwicklern. Ging es früher rein ums Produkt, in seinem Fall also um die geplanten Büroflächen und die Lage, müsse er jetzt in Gesprächen mit der Stadt und möglichen Mietern als allererstes mal erklären: „Wer dahintersteht, dass wir verlässlich aufgestellt sind, ob denn auch sicher fertig gebaut wird. Früher war das nie Thema.“
Hautz verweist dann gerne auf die Geschichte von Momeni – und das vielseitige Geschäftsmodell. Die Hamburger haben 20 Jahre Erfahrung mit Bürobauten in Bestlagen und entwickeln nicht nur, sondern verwalten auch. „Dass wir für die Mieter im Gebäude als Ansprechpartner bleiben, ist sehr wertvoll“, sagt Hautz. Mit seinen 110 Beschäftigten verwaltet Momeni mehr als eine Million Quadratmeter Mietfläche und entwickelt derzeit mehr als 200.000 Quadratmeter Büro-, Handels- und Gastroflächen, einen Großteil davon in Düsseldorf.
Dass Momeni beim Bauen der vier lokalen Bürohäuser das Geld
ausgeht, könne nicht passieren, sagt Hautz. „Alle Projekte sind durchfinanziert.“Noch so ein Unterschied zu anderen: Momeni kaufe ein Grundstück nur, wenn das Budget bis zum letzten Baustein gesichert sei. Bei einer 250-Millionen-Finanzierung wie für das „One Plaza“am Kennedydamm zum Beispiel kommt nur etwa die Hälfte von Banken. Der Rest ist Eigenkapital, aus eigener Tasche und von Versicherungen, Versorgungswerken und Vermögensverwaltern, die über einen Fonds als Eigentümer bei dem Projekt an Bord bleiben. „So können wir gelassen sein, wenn ein Gebäude nicht sofort verkauft wird.“
Und die konservative Kalkulation helfe auch, weniger Druck beim Anwerben von Mietern zu haben. Bisher produziere Momeni mit seinen Düsseldorfer Projekten „jede Menge Leerstand“, sagt ein Makler. Am Kennedydamm und an der Kö ist jeweils erst ein Mieter gefunden, im Hafen noch gar keiner. Andere Entwickler fangen erst mit dem Bau an, wenn zumindest der Ankermieter unterschrieben hat. „Wir merken aber, dass viele erst mal sehen wollen, was da entsteht“, sagt der Momeni-Chef.
Er vertraut darauf, dass ihm die Kernzielgruppe weiter vertraut: Berater, Prüfer, und vor allem: Kanzleien. Hanjo Hautz, Anwalts Liebling? Das wäre ihm viel zu dick aufgetragen, aber ja: „Wir sind mit fast allen Top-20-Kanzleien in Deutschland im Austausch über neue Büroflächen.“Wer Momeni-Mieter werden will, braucht Budget: Am Kennedydamm wird der Quadratmeter bis zu 35 Euro kosten, an der Kö noch mal zehn Euro mehr. Hautz rechtfertigt das mit modernem Arbeitsumfeld und flexibel nutzbaren Flächen. Wenig Flur, dadurch mehr Effizienz.
Trotzdem überzeugt das nicht direkt jedes Unternehmen zum Einzug. Der Industriekonzern Gea zum Beispiel schaute sich den Momeni-Neubau „One Plaza“an, bevorzugte dann aber doch das „Maxfrei“von Interboden in Derendorf als neue Zentrale. So etwas mache ihn nicht nervös, sagt Hautz. Er ist sicher: Die vier neuen Düsseldorfer Projekte werden keine Ladenhüter, sondern gefragte Büro-Immobilien. Die Nachfrage sei weiter da. „Und wenn alles fertig wird, haben wir in ein paar Jahren Produkte, mit denen wir uns auf dem Markt präsentieren können – und andere eben nicht.“