Neue Anleihefonds als Ergänzung fürs Portfolio
Die Zeit der Nullzinsen ist vorbei, Anleger müssen Optionen abwägen. Es gibt die Möglichkeit, Firmenanleihen nach Endtermin zu bündeln.
DÜSSELDORF Wie lege ich mein Geld an? Die Zeit der Nullzinsen ist zum Glück seit rund zwei Jahren vorbei. Für Tagesgeld gibt es aktuell bis zu vier Prozent bei Onlinebanken wie Trade Republic oder bei der Targobank mit 3,2 Prozent. Das zeigt die Übersicht des Finanzportals FMH, wenn man nur Angebote mit deutscher Einlagensicherung bis 100.000 Euro heraussucht. Weil die Inflation noch immer bei etwa 2,2 Prozent liegt, ist der reale Gewinn aber deutlich kleiner. Noch wichtiger: Weil die Zinsen allgemein sinken, ist in der Zukunft auch eher mit fallenden Zinsen für Tagesgeld zu rechnen.
Es stellt sich also die Frage, wie Geld auf längere Frist am besten angelegt werden kann. Bürger, die das Geld über einen langen Zeitraum (beispielsweise mehr als zehn Jahre) entbehren können, liegen wahrscheinlich gut, wenn sie einen großen Teil des Kapitals in AktienETFs investieren. Das sind breit gestreute Aktienfonds mit sehr geringer Bearbeitungsgebühr, die die Entwicklung von Aktienindexen nachbauen, indem sie die darin vertretenen Aktien in das Paket aufnehmen. Das wären beim Dax die 40 größten Aktiengesellschaften Deutschlands, beim MSCI World sind es rund 1500 Unternehmen rund um die Welt.
Kronzeuge für eine solche Strategie ist die Bundesregierung. Sie hat beschlossen, jedes Jahr einige Milliarden Euro als „Generationenkapital“zum großen Teil am Aktienmarkt zu investieren, um ab 2036 das Rentensystem mit Zuschüssen in Höhe von zehn Milliarden Euro im Jahr zu unterstützen. „Wir zocken nicht“, erklärt die für die Anlage zuständige Expertin Anja Mikus. Das Kapital würde „zu rund 80 Prozent am Aktienmarkt investiert“. Sie rechne konservativ mit einer jährlichen Rendite von sechs Prozent.
Während Aktien-ETFs sinnvoll sind für den langen Horizont, entwickeln sich Anleihe-ETFs als Option für die mittelfristige Geldanlage und als Alternative zu Festgeld. Sie haben den Vorteil, jederzeit verkäuflich zu sein – Festgeld ist dagegen gebunden, auch wenn es flexible Kontoformen gibt. Zweitens kann die Verzinsung etwas höher sein: Das beste Festgeldangebot mit deutscher Einlagensicherung bringe 2,9 Prozent im Jahr bei einer Laufzeit von neun Jahren, so FMH. Bei den weithin bekannten Adressen sind kaum mehr als zwei Prozent zu bekommen. Bei vier Jahren Laufzeit liegen die besten Festgeldangebote mit Einlagensicherung bei rund drei Prozent, bei Santander oder IKB werden 2,5 Prozent angeboten.
Als Ergänzung bieten sich Anleihe-ETFs an, die Anleihen bündeln, die alle im selben Jahr auslaufen. Diese Bündelung von Anleihen mit ungefähr gleichen Ablaufdaten hat den Vorteil, dass Kursschwankungen niedrig sind. Sie werden vom US-Institut Blackrock („iShares“) und der Deutschen-BankTochter DWS über ihren ETF-Ableger Xtrackers angeboten. Die ETFs mit festem Laufzeitende sind relativ neu, weil sie nur Sinn ergeben bei einem etwas höheren Zinsniveau. „Ein solcher Anleihe-ETF mit einem festen Enddatum kann eine interessante Anlage insbesondere dann sein, wenn ich weiß, dass ich zu einem speziellen Termin eine bestimmte Summe brauche, wie für die Ablösung einer Hypothek oder für eine fällige Haussanierung“, sagt
Bernhard Freytag, Chef der Düsseldorfer Niederlassung der Quirin Privatbank. „Die breite Streuung auf eine Reihe an Anleihen kann das Risiko verteilen.“Vom Kauf einzelner Firmenanleihen rät er ab, weil das Risiko nicht gestreut sei.
Auch das Beratungsportal Finanztipp findet Anleihe-ETFs mit festen Ablaufdaten interessant: „Sie ermöglichen es, schon mit kleinen Summen über einen festen Zeitraum breit gestreut in eine Vielzahl von Anleihen zu investieren. Die laufenden Kosten sind niedrig.“
Was bedeutet dies? Ein iSharesBonds (Produktname: iBonds) mit Enddatum Dezember 2027 verspricht laut „Handelsblatt“in der Bündelung aller darin enthaltenen mehr als 300 Anleihen eine jährliche Rendite von 3,34 Prozent. Gebündelt werden nur Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität, was nicht ausschließt, dass es bei einer Wirtschaftskrise doch Ausfälle von Anleihen geben könnte und dann weniger Rendite beim ETF. Kein Unternehmen darf einen höheren Anteil als drei Prozent an den ETFs haben, um Risiken zu begrenzen.
3,59 Prozent Rendite bis September 2029 verspricht ein Anleihe-ETF der Deutschen Bank mit Laufzeitende September 2029 (Name: Xtrackers II Target Maturity September 2029). Ein Risiko und eine Chance müssen aber gesehen werden. Sofern in der Zwischenzeit bis 2029 das allgemeine Zinsniveau deutlich steigen würde, könnte ein gekaufter Anleihe-ETF zeitweise deutlich an Kurswert verlieren. Zum Ablaufdatum selbst ist dagegen kein Kursverlust zu erwarten, weil Anleihen dann ja zu 100 Prozent zurückgezahlt werden müssen. Die Chance ist, so Experte Freytag: „Die Inflation geht in Europa zurück, der Markt erwartet eine Leitzinssenkung der EZB. Dann könnte der Kurs von bereits ausgegebenen Anleihe-ETF zeitweise steigen, wobei dies keineswegs sicher ist.“