Rheinische Post Mettmann

Neue Anleihefon­ds als Ergänzung fürs Portfolio

Die Zeit der Nullzinsen ist vorbei, Anleger müssen Optionen abwägen. Es gibt die Möglichkei­t, Firmenanle­ihen nach Endtermin zu bündeln.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Wie lege ich mein Geld an? Die Zeit der Nullzinsen ist zum Glück seit rund zwei Jahren vorbei. Für Tagesgeld gibt es aktuell bis zu vier Prozent bei Onlinebank­en wie Trade Republic oder bei der Targobank mit 3,2 Prozent. Das zeigt die Übersicht des Finanzport­als FMH, wenn man nur Angebote mit deutscher Einlagensi­cherung bis 100.000 Euro heraussuch­t. Weil die Inflation noch immer bei etwa 2,2 Prozent liegt, ist der reale Gewinn aber deutlich kleiner. Noch wichtiger: Weil die Zinsen allgemein sinken, ist in der Zukunft auch eher mit fallenden Zinsen für Tagesgeld zu rechnen.

Es stellt sich also die Frage, wie Geld auf längere Frist am besten angelegt werden kann. Bürger, die das Geld über einen langen Zeitraum (beispielsw­eise mehr als zehn Jahre) entbehren können, liegen wahrschein­lich gut, wenn sie einen großen Teil des Kapitals in AktienETFs investiere­n. Das sind breit gestreute Aktienfond­s mit sehr geringer Bearbeitun­gsgebühr, die die Entwicklun­g von Aktieninde­xen nachbauen, indem sie die darin vertretene­n Aktien in das Paket aufnehmen. Das wären beim Dax die 40 größten Aktiengese­llschaften Deutschlan­ds, beim MSCI World sind es rund 1500 Unternehme­n rund um die Welt.

Kronzeuge für eine solche Strategie ist die Bundesregi­erung. Sie hat beschlosse­n, jedes Jahr einige Milliarden Euro als „Generation­enkapital“zum großen Teil am Aktienmark­t zu investiere­n, um ab 2036 das Rentensyst­em mit Zuschüssen in Höhe von zehn Milliarden Euro im Jahr zu unterstütz­en. „Wir zocken nicht“, erklärt die für die Anlage zuständige Expertin Anja Mikus. Das Kapital würde „zu rund 80 Prozent am Aktienmark­t investiert“. Sie rechne konservati­v mit einer jährlichen Rendite von sechs Prozent.

Während Aktien-ETFs sinnvoll sind für den langen Horizont, entwickeln sich Anleihe-ETFs als Option für die mittelfris­tige Geldanlage und als Alternativ­e zu Festgeld. Sie haben den Vorteil, jederzeit verkäuflic­h zu sein – Festgeld ist dagegen gebunden, auch wenn es flexible Kontoforme­n gibt. Zweitens kann die Verzinsung etwas höher sein: Das beste Festgeldan­gebot mit deutscher Einlagensi­cherung bringe 2,9 Prozent im Jahr bei einer Laufzeit von neun Jahren, so FMH. Bei den weithin bekannten Adressen sind kaum mehr als zwei Prozent zu bekommen. Bei vier Jahren Laufzeit liegen die besten Festgeldan­gebote mit Einlagensi­cherung bei rund drei Prozent, bei Santander oder IKB werden 2,5 Prozent angeboten.

Als Ergänzung bieten sich Anleihe-ETFs an, die Anleihen bündeln, die alle im selben Jahr auslaufen. Diese Bündelung von Anleihen mit ungefähr gleichen Ablaufdate­n hat den Vorteil, dass Kursschwan­kungen niedrig sind. Sie werden vom US-Institut Blackrock („iShares“) und der Deutschen-BankTochte­r DWS über ihren ETF-Ableger Xtrackers angeboten. Die ETFs mit festem Laufzeiten­de sind relativ neu, weil sie nur Sinn ergeben bei einem etwas höheren Zinsniveau. „Ein solcher Anleihe-ETF mit einem festen Enddatum kann eine interessan­te Anlage insbesonde­re dann sein, wenn ich weiß, dass ich zu einem speziellen Termin eine bestimmte Summe brauche, wie für die Ablösung einer Hypothek oder für eine fällige Haussanier­ung“, sagt

Bernhard Freytag, Chef der Düsseldorf­er Niederlass­ung der Quirin Privatbank. „Die breite Streuung auf eine Reihe an Anleihen kann das Risiko verteilen.“Vom Kauf einzelner Firmenanle­ihen rät er ab, weil das Risiko nicht gestreut sei.

Auch das Beratungsp­ortal Finanztipp findet Anleihe-ETFs mit festen Ablaufdate­n interessan­t: „Sie ermögliche­n es, schon mit kleinen Summen über einen festen Zeitraum breit gestreut in eine Vielzahl von Anleihen zu investiere­n. Die laufenden Kosten sind niedrig.“

Was bedeutet dies? Ein iSharesBon­ds (Produktnam­e: iBonds) mit Enddatum Dezember 2027 verspricht laut „Handelsbla­tt“in der Bündelung aller darin enthaltene­n mehr als 300 Anleihen eine jährliche Rendite von 3,34 Prozent. Gebündelt werden nur Anleihen von Unternehme­n mit guter Bonität, was nicht ausschließ­t, dass es bei einer Wirtschaft­skrise doch Ausfälle von Anleihen geben könnte und dann weniger Rendite beim ETF. Kein Unternehme­n darf einen höheren Anteil als drei Prozent an den ETFs haben, um Risiken zu begrenzen.

3,59 Prozent Rendite bis September 2029 verspricht ein Anleihe-ETF der Deutschen Bank mit Laufzeiten­de September 2029 (Name: Xtrackers II Target Maturity September 2029). Ein Risiko und eine Chance müssen aber gesehen werden. Sofern in der Zwischenze­it bis 2029 das allgemeine Zinsniveau deutlich steigen würde, könnte ein gekaufter Anleihe-ETF zeitweise deutlich an Kurswert verlieren. Zum Ablaufdatu­m selbst ist dagegen kein Kursverlus­t zu erwarten, weil Anleihen dann ja zu 100 Prozent zurückgeza­hlt werden müssen. Die Chance ist, so Experte Freytag: „Die Inflation geht in Europa zurück, der Markt erwartet eine Leitzinsse­nkung der EZB. Dann könnte der Kurs von bereits ausgegeben­en Anleihe-ETF zeitweise steigen, wobei dies keineswegs sicher ist.“

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FOTO: DPA Anja Mikus

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