Rheinische Post Mettmann

Gladbach braucht Punkte

Fünf Spieltage vor dem Saisonende ist die Abstiegsge­fahr für die Borussia noch nicht gebannt.

- VON JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Als Rocco Reitz nach seinem 3:1 beim VfL Wolfsburg vor Freude das Vereinswap­pen auf seinem Trikot küsste, wird in seinem Kopf nicht der Tabellenre­chner gerattert haben. Borussia Mönchengla­dbachs Positivers­cheinung der Saison spürte einfach, wie wichtig dieser Moment war, wie wichtig die drei Punkte sein würden. Knapp zwei Wochen und ein Spiel später – gegen Borussia Dortmund folgte eine 1:2-Heimnieder­lage – hat der Sieg in Wolfsburg zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Ohne ihn würde der Vorsprung auf den Relegation­splatz lediglich noch zwei Zähler betragen, stattdesse­n sind es immerhin fünf.

Vor dem Gastspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei der TSG Hoffenheim kann Gladbach die Abstiegsge­fahr trotzdem nicht ignorieren. Die Frage, wie akut Gerardo Seoanes Mannschaft noch unten reinrutsch­en könnte, reist mit in den Kraichgau. „Wir schauen von Spiel zu Spiel – auf unsere Leistung, auf den Gegner, was wir verbessern können“, bedient sich Borussias Trainer des alten Lucien-Favre-Mantras.

Das Team habe nach dem 0:3 gegen den SC Freiburg am Osterwoche­nende positive Signale mit seinen Leistungen gesendet. „Uns ist bewusst, dass wir punkten müssen, wenn wir mit den Mannschaft­en

unter uns nichts zu tun haben möchten“, sagt Seoane. Unklar ist nur: Wie viele Punkte sind noch nötig?

Ausgangsla­ge Gladbach und Werder Bremen haben 31 Punkte, Union Berlin 29, der VfL Wolfsburg 28, der VfL Bochum 27, der FSV Mainz 05 als 16. hat 26 und der 1. FC Köln als 17. hat 22 Punkte. Dahinter ist der SV Darmstadt (14) bereits abgeschlag­en und alle Teams vor Gladbach müssten historisch viele Zähler verspielen, um noch etwas mit dem Abstieg zu tun zu bekommen.

Historie Seit Einführung der DreiPunkte-Regel zur Saison 1995/96 hatte das Team auf Platz elf bislang durchschni­ttlich 35,2 Punkte auf dem Konto – und nie so wenige wie Borussia, die damit der historisch schwächste Elfte ist. Mit 31 Punkten hatten Mannschaft­en im Schnitt 3,4 Vorsprung auf Platz 16 zu diesem Zeitpunkt. In Anbetracht seiner schlechten Saison hat Gladbach also noch ein angenehmes Polster – und vier Teams als Puffer zwischen sich und der Relegation.

Formkurve Mainz hat elf Punkte aus den vergangene­n sechs Spielen geholt, die fünf Mannschaft­en vor den 05ern in Summe nur 16. Borussia hat mit sechs Zählern aus sechs Partien bereits die zweitbeste Form im Tabellenke­ller. Wie Köln, Union,

Wolfsburg, Bochum und Bremen feierte sie allerdings maximal einen Sieg in diesem Zeitraum – und alle gelangen ausschließ­lich in direkten Abstiegsdu­ellen.

Restprogra­mm Köln, Bochum, Wolfsburg und Union bekommen es noch mit jeweils drei Gegnern aus dem Keller zu tun, gleich am Samstag gibt es die Duelle Köln gegen Darmstadt und Wolfsburg gegen Bochum. Borussia sollte sich ihrer Sorgen besser in den nächsten drei Partien entledigen – entweder in Hoffenheim, gegen Union oder in Bremen. Denn danach geht es noch gegen Frankfurt und Stuttgart. Am letzten Spieltag könnte es brisant werden: Dann empfängt Wolfsburg die Mainzer und Bremen trifft auf Bochum.

Mahnende Beispiele Werder rutschte vor drei Jahren als bislang letzte Mannschaft im Endspurt noch unten rein. Die Hanseaten verspielte­n unglaublic­he elf Punkte Vorsprung in zehn Spielen, fünf Spieltage vor dem Ende war ihr Vorsprung allerdings schon auf weniger als Gladbachs derzeitige fünf geschrumpf­t. Mehr verspielte in den finalen fünf Partien seit 1995 niemand, beim VfB Stuttgart 2016, Eintracht Frankfurt 2011, Arminia Bielefeld 2003 und Köln 1998 waren es jeweils genau fünf. Das Quartett liefert die mahnenden Beispiele für Gladbach: Alle vier holten maximal noch einen Punkt. 2011 und 1998 war es übrigens Borussia selbst, die mit einer Aufholjagd profitiert­e.

Fazit Nun ist Seoanes Team alles daran gelegen, nicht zum akuten Sorgenkind zu werden. Zunächst einmal sollte Borussia verhindern, an einem der letzten beiden Spieltage womöglich noch den Schalter umlegen zu müssen. Wen der Sog einmal erfasst hatte, der konnte sich ihm in der jüngeren Vergangenh­eit fast nie mehr entziehen. Mit nur einem weiteren Sieg dürfte Gladbach den Klassenerh­alt theoretisc­h sicher haben, trotzdem könnte die Rettung so spät feststehen wie seit der Relegation­steilnahme 2011 nicht.

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FOTO: DPA Rocco Reitz küsst im Spiel gegen Wolfsburg das Vereinslog­o.

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