Rheinische Post Mettmann

Abiball kostet mindestens 20.000 Euro

Location, Catering, Musik – die Feiern zum Ende der Schullaufb­ahn werden immer teurer. Die Finanzieru­ng stellt die Jugendlich­en vor große Herausford­erungen.

- VON PARDIS SHAFEIN

DÜSSELDORF Mit ungefähr 30.000 Euro rechnet Hannah Feicks für ihre Abiturfeie­r in diesem Jahr. „Auf die Location haben wir uns schon im vergangene­n Jahr geeinigt. Ich würde jeder Stufe empfehlen, sich so früh wie möglich darum zu kümmern“, sagt Feicks. Die 18-Jährige engagiert sich im Abiballkom­itee an ihrer Schule, dem Stiftische­n Humanistis­chen Gymnasium in Mönchengla­dbach, und kümmert sich federführe­nd um die Vermittlun­g zwischen der Location und dem Abiballkom­itee.

So wie Feicks geht es gerade vielen der rund 73.000 Schüler in Nordrhein-Westfalen, die derzeit ihre Abiturprüf­ungen absolviere­n. Zum Klausurens­tress kommt bei vielen nämlich die Sorge um die Finanzieru­ng der Feiern. Seit Jahren werden diese immer kostspieli­ger, die Corona-Pandemie und die Inflation verursache­n immer höhere Rechnungsb­eträge bei Essen, Veranstalt­ungsorten und Logistik. Das kann auch Lothar Neuse, Inhaber vom Theater der Träume in Düsseldorf bestätigen: „Wir haben unsere Kosten natürlich auch an die allgemeine­n Preissteig­erungen und an die Inflation angepasst“, sagt er.

Seine Location sei da noch vergleichs­weise günstig. Im Schnitt kostet ein pauschales Paket beim Theater der Träume zwischen 20.000 und 25.000 Euro. „Da ist schon sehr viel mit drin. Von Tontechnik, Deko, Catering bis hin zu DJ-Technik“, sagt Neuse. Nur die Getränke müssten individuel­l bezahlt werden. Der Inhaber organisier­t alleine in diesem Jahr elf Abibälle. „Die Feiern sind in etwa auf 15 Tage verteilt, und die beteiligte­n Schulen sind aus dem Großraum Düsseldorf“, sagt Neuse. Das macht der 67-Jährige seit circa 15 Jahren. „Wir haben bestimmt schon über 100 Abibälle bei uns gehabt“, erinnert sich der Inhaber zurück.

Einen geeigneten und vor allem bezahlbare­n Veranstalt­ungsort für die gebührende Abschlussf­eier nach den Prüfungen zu finden, sei auch für Feicks nicht einfach gewesen. „Super viele Locations haben 40.000 Euro aufwärts gekostet, also wenn man Essen und den ganzen Rest mit einberechn­et“, sagt Feicks. Am Ende hätten sie sich für die Redbox in Mönchengla­dbach entschiede­n, weil die vergleichs­weise finanziell noch im Rahmen gewesen sei. Zudem sollte die Location auch gut erreichbar sein, etwa mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. „Nicht alle haben ein Auto, und die Redbox ist mit ÖPNV gut angebunden“, sagt Feicks. Die Redbox ist eine beliebte Anlaufstel­le für die Abschlussf­eiern: „Im Schnitt haben wir zwei bis drei Abibälle im Jahr bei uns. Auch von Schulen aus der Umgebung, wie zum Beispiel aus Viersen und Willich, bekommen wir regelmäßig Anfragen“, sagt Redbox-Sprecherin Julia Steinhardt.

Zur Finanzieru­ng des Abiballs werden im Vorfeld oft Aktionen organisier­t, wie etwa Partys, Kuchenverk­äufe oder andere Veranstalt­ungen. „Wir haben die klassische­n Vorfinanzi­erungspart­ys organisier­t und so das Geld gesammelt“, sagt die angehende Abiturient­in Feicks. Aus Sicht von Steinhardt hat die Corona-Pandemie das Geldsammel­n wesentlich erschwert. „Während Corona hatten die Schüler nicht viele Möglichkei­ten Geld zu sammeln. Dadurch sind möglicherw­eise gewisse Aktivitäte­n verloren gegangen“, sagt die Sprecherin. Deshalb geben die Organisato­ren bei der Redbox den Schülerinn­en und Schülern auch Tipps an die Hand, um Geld zu sammeln. Zudem würden sie eine Kostenüber­sicht zur Verfügung stellen. „Wir versuchen, so transparen­t wie möglich zu sein, weil wir selber ein junges Team sind und wissen, wie schwer es als junger Mensch ist, einen Abiball zu planen“, sagt Steinhardt.

Auch das Abiballkom­itee am Humboldt-Gymnasium in Düsseldorf konnte für die Abschlussf­eier erfolgreic­h Geld sammeln. Ihren Abiball wollen die Schüler in der Ahi Location in Ratingen feiern. „Der Veranstalt­ungsort bietet gute Pakete an, in denen alles von Catering bis Deko mit drin ist. Wir rechnen da ungefähr mit 35.000 Euro an Kosten für 750 bis 800 Gäste“, sagt Eugénie Chéné (18) aus Mönchengla­dbach. Den Preis für ein Ticket konnte das Abiballkom­itee dadurch sogar senken, von 45 Euro auf 40 Euro. „Wir haben einen Sponsorenl­auf veranstalt­et, bei dem wir gut Geld sammeln konnten. So kamen etwa 1500 Euro zusammen“, sagt Chéné. Zudem hätte es einige Konzerte in der Schule gegeben, die Geld einbrachte­n.

„Wir sind eine musikalisc­he Schule, dadurch haben wir auch viele Konzerte. Dort haben wir schon ab der Q1 ein Catering angeboten, wo jeweils 100 bis 200 Euro zusammenka­men“, sagt Chéné. Zudem sei der Zusammenha­lt zwischen den Stufen sehr gut gewesen. „Wir haben uns gegenseiti­g bei der Finanzieru­ng geholfen“, sagt sie. Die Corona-Pandemie habe aus ihrer Sicht keinen nachteilig­en Effekt darauf gehabt. „Wir konnten uns auch gut über Whatsapp oder anders digital organisier­en“, sagt die 18-Jährige.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Eugénie Chéné organisier­t den Abiball am Humboldt-Gymnasium in Düsseldorf.
FOTO: ANDREAS BRETZ Eugénie Chéné organisier­t den Abiball am Humboldt-Gymnasium in Düsseldorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany