Rheinische Post Mettmann

Kostet Künstliche Intelligen­z meinen Job?

Düsseldorf Congress bringt seit Mittwoch beim ersten „Navigator Festival“Experten zusammen, die sich über Chancen und Risiken der Künstliche­n Intelligen­z austausche­n.

- VON NICOLE LANGE

DÜSSELDORF „Es ist etwas Großes, was auf uns zukommt“, sagt Holger Schmidt, Experte für digitale Geschäftsm­odelle und auch als „Netzökonom“bekannt. Denn Künstliche Intelligen­z (KI) sei inzwischen auf einem Level, dass viele sie als nächste Basistechn­ologie sehen. Also eine bahnbreche­nde Veränderun­g, die substanzie­lle Wohlstands­veränderun­gen mit sich bringen werden, wie es einst die Erfindung der Dampfmasch­ine oder der Start des World Wide Web taten. „Wir stehen am Beginn einer Basistechn­ologie“, sagt auch Holger Schmidt.

Seit Mittwoch bringt die Düsseldorf Congress GmbH mit ihrer ersten eigenen Veranstalt­ung (ansonsten organisier­t sie große Events für Gastverans­talter) lokale und überregion­ale Player rund um das Thema Künstliche Intelligen­z zusammen. Experte Schmidt eröffnete als Keynote-Speaker am ersten Tag das Programm und zeigte, wie gewaltig die Möglichkei­ten und Auswirkung­en des KI-Einsatzes sein können und werden.

„KI wird helfen, neue digitale Geschäftsm­odelle und Produkte zu entwickeln“, so Schmidt – in diesem Bereich sei man erst am Anfang. Denn sichtbar waren zunächst nur die einfachen, schnell zu erreichend­en Effekte, die Produktivi­tätssteige­rungen etwa in der Software-Entwicklun­g und bei kognitiven Tätigkeite­n bewirken – und auch das hat zwei Seiten: „Die Löhne für Übersetzer gehen massiv runter“– da sehen wir es jetzt schon, dass da etwas in Bewegung geraten ist.“

Der Experte zeigt in seinem Vortrag, was schon jetzt möglich ist oder bald möglich sein kann. Pharmaunte­rnehmen forschen, wie generative KI in Zukunft die Medikament­enentwickl­ung

beschleuni­gen kann. In einem Test in der Augenheilk­unde hat kürzlich erst eine KI bewiesen, dass sie in Kenntnis der Untersuchu­ngsergebni­sse präziser diagnostiz­iert als 80 Prozent der Ärzte. Roboter werden immer bessere darin, ihre Umgebung wahrzunehm­en, Schlüsse daraus zu sehen und dies in Handlungen umzusetzen.

Bedeutet das, dass nun alle um ihre Jobs fürchten müssen? Gerade in Deutschlan­d schätzen jedenfalls enorm viele Arbeitnehm­er eben dieses Risiko bisher als sehr gering ein, geringer als in vielen anderen Ländern, wie Schmidt anhand von

Umfragen zeigt. Womöglich auch der Tatsache geschuldet, dass die Fähigkeite­n von KI noch nicht ausreichen­d bekannt sind.

Schmidt schürt in diesem Zusammenha­ng zwar keine Panik, aber er mahnt: „Wir haben alle in der Hand, ob wir uns selbst mit KI besser machen und sie nutzen, oder ob wir das nicht tun. Dann laufen wir natürlich Gefahr, dass an dieser Stelle etwas passiert und dass möglicherw­eise die KI unseren Job macht.“Dass die Künstliche Intelligen­z inzwischen jedenfalls deutlich mehr kann als bunte Bildchen zu malen und automatisi­erte Mails zu verschicke­n, sei jedenfalls klar. Sein Rat: „Dazulernen und nicht unterschät­zen.“

Annette Walz, Director Innovation & Community Engagement bei Düsseldorf Congress, hatte zur Begrüßung der Gäste betont, dass das „Navigator-Festival“kein reines Tech-Event“sei: „Wir schauen uns das Lösungspot­enzial an, beispielsw­eise im Hinblick auf den Fachkräfte­mangel, und wir überlegen uns gemeinsam, wie wir Menschen dazu befähigen können, sich mit diesem Thema zu beschäftig­en.“Düsseldorf-Congress-CEO Maria Kofidou sagt über das Event, es unterstrei­che Düsseldorf­s Rolle als

führende Destinatio­n für innovative Veranstalt­ungen: „Wir sind stolz, die Digital-Community mit der Stadtgesel­lschaft zu verbinden und Düsseldorf als Zentrum für Technologi­e und Austausch zu präsentier­en.“

Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) dankte der DC dafür, „dass sie dieses neue Forum ins Leben gerufen habe: „Düsseldorf ist in jedem Fall der richtige Ort, um über Künstliche Intelligen­z und die Digitalisi­erung zu sprechen.“Die Stadt habe immer Neuerungen aufgegriff­en und angenommen; Innovation­en seien von Düsseldorf ausgegange­n, nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Kultur, in der Wissenscha­ft und in der Musik. „Wir sind bereit, zu lernen und Neues zu wagen“, sagte Keller: „Das ist Teil der DNA unserer Stadt.“Um Zeitenwend­en zu meistern, brauche es immer Mut und die richtigen Rahmenbedi­ngungen – doch man betrachte Künstliche Intelligen­z nicht als Gefahr, sondern als Chance.

 ?? FOTO: WILLI NOTHERS PHOTOGRAPH­Y | DÜSSELDORF CONGRESS ?? Digital-Experte Holger Schmidt hielt am Mittwoch eine Keynote zum Auftakt des zweitägige­n Navigator-Festivals von Düsseldorf Congress.
FOTO: WILLI NOTHERS PHOTOGRAPH­Y | DÜSSELDORF CONGRESS Digital-Experte Holger Schmidt hielt am Mittwoch eine Keynote zum Auftakt des zweitägige­n Navigator-Festivals von Düsseldorf Congress.

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