Kostet Künstliche Intelligenz meinen Job?
Düsseldorf Congress bringt seit Mittwoch beim ersten „Navigator Festival“Experten zusammen, die sich über Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz austauschen.
DÜSSELDORF „Es ist etwas Großes, was auf uns zukommt“, sagt Holger Schmidt, Experte für digitale Geschäftsmodelle und auch als „Netzökonom“bekannt. Denn Künstliche Intelligenz (KI) sei inzwischen auf einem Level, dass viele sie als nächste Basistechnologie sehen. Also eine bahnbrechende Veränderung, die substanzielle Wohlstandsveränderungen mit sich bringen werden, wie es einst die Erfindung der Dampfmaschine oder der Start des World Wide Web taten. „Wir stehen am Beginn einer Basistechnologie“, sagt auch Holger Schmidt.
Seit Mittwoch bringt die Düsseldorf Congress GmbH mit ihrer ersten eigenen Veranstaltung (ansonsten organisiert sie große Events für Gastveranstalter) lokale und überregionale Player rund um das Thema Künstliche Intelligenz zusammen. Experte Schmidt eröffnete als Keynote-Speaker am ersten Tag das Programm und zeigte, wie gewaltig die Möglichkeiten und Auswirkungen des KI-Einsatzes sein können und werden.
„KI wird helfen, neue digitale Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln“, so Schmidt – in diesem Bereich sei man erst am Anfang. Denn sichtbar waren zunächst nur die einfachen, schnell zu erreichenden Effekte, die Produktivitätssteigerungen etwa in der Software-Entwicklung und bei kognitiven Tätigkeiten bewirken – und auch das hat zwei Seiten: „Die Löhne für Übersetzer gehen massiv runter“– da sehen wir es jetzt schon, dass da etwas in Bewegung geraten ist.“
Der Experte zeigt in seinem Vortrag, was schon jetzt möglich ist oder bald möglich sein kann. Pharmaunternehmen forschen, wie generative KI in Zukunft die Medikamentenentwicklung
beschleunigen kann. In einem Test in der Augenheilkunde hat kürzlich erst eine KI bewiesen, dass sie in Kenntnis der Untersuchungsergebnisse präziser diagnostiziert als 80 Prozent der Ärzte. Roboter werden immer bessere darin, ihre Umgebung wahrzunehmen, Schlüsse daraus zu sehen und dies in Handlungen umzusetzen.
Bedeutet das, dass nun alle um ihre Jobs fürchten müssen? Gerade in Deutschland schätzen jedenfalls enorm viele Arbeitnehmer eben dieses Risiko bisher als sehr gering ein, geringer als in vielen anderen Ländern, wie Schmidt anhand von
Umfragen zeigt. Womöglich auch der Tatsache geschuldet, dass die Fähigkeiten von KI noch nicht ausreichend bekannt sind.
Schmidt schürt in diesem Zusammenhang zwar keine Panik, aber er mahnt: „Wir haben alle in der Hand, ob wir uns selbst mit KI besser machen und sie nutzen, oder ob wir das nicht tun. Dann laufen wir natürlich Gefahr, dass an dieser Stelle etwas passiert und dass möglicherweise die KI unseren Job macht.“Dass die Künstliche Intelligenz inzwischen jedenfalls deutlich mehr kann als bunte Bildchen zu malen und automatisierte Mails zu verschicken, sei jedenfalls klar. Sein Rat: „Dazulernen und nicht unterschätzen.“
Annette Walz, Director Innovation & Community Engagement bei Düsseldorf Congress, hatte zur Begrüßung der Gäste betont, dass das „Navigator-Festival“kein reines Tech-Event“sei: „Wir schauen uns das Lösungspotenzial an, beispielsweise im Hinblick auf den Fachkräftemangel, und wir überlegen uns gemeinsam, wie wir Menschen dazu befähigen können, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.“Düsseldorf-Congress-CEO Maria Kofidou sagt über das Event, es unterstreiche Düsseldorfs Rolle als
führende Destination für innovative Veranstaltungen: „Wir sind stolz, die Digital-Community mit der Stadtgesellschaft zu verbinden und Düsseldorf als Zentrum für Technologie und Austausch zu präsentieren.“
Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) dankte der DC dafür, „dass sie dieses neue Forum ins Leben gerufen habe: „Düsseldorf ist in jedem Fall der richtige Ort, um über Künstliche Intelligenz und die Digitalisierung zu sprechen.“Die Stadt habe immer Neuerungen aufgegriffen und angenommen; Innovationen seien von Düsseldorf ausgegangen, nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Kultur, in der Wissenschaft und in der Musik. „Wir sind bereit, zu lernen und Neues zu wagen“, sagte Keller: „Das ist Teil der DNA unserer Stadt.“Um Zeitenwenden zu meistern, brauche es immer Mut und die richtigen Rahmenbedingungen – doch man betrachte Künstliche Intelligenz nicht als Gefahr, sondern als Chance.