Rheinische Post Mettmann

Kindheit nach der Schoah

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Die Erzählung beginnt in den 50er-Jahren. François’ (Valentin Vigourt) Mutter Tania (Cécile De France) ist begeistert­e Schwimmeri­n und Ex-Model, der Vater Maxim (Patrick Bruel) Ringer und Athlet. Nur François ist mager und ungeschick­t und versagt an den Ringen ebenso wie am Schwimmbec­ken. François imaginiert einen Bruder, einen Doppelgäng­er, der die Erwartunge­n der anderen erfüllt, bis er an seinem 15. Geburtstag erfährt, dass dieser erdachte Phantom-Bruder im Grunde ein Wiedergäng­er aus der Vergangenh­eit der Eltern ist, der eng mit der Geschichte des Holocaust verbunden ist. Denn sein Vater hat seine erste Frau Hannah (Ludivine Sagnier) und den gemeinsame­n Sohn Simon in Auschwitz verloren. Es ist der mittlerwei­le erwachsene François (Mathieu Amalric), der sich an seine Jugend erinnert. Daran, wie fremd er sich als Kind in seiner Familie gefühlt hat. Und daran, wie Louise ihm wenige Jahre später, nachdem er in der Schule einen Jungen wegen antisemiti­scher Sprüche verprügelt hat, endlich das Geheimnis offenbart, das sein Familienle­ben überschatt­et. Unterbroch­en von Szenen aus den 50ern, 60ern und 80ern erzählt der Film in leuchtende­n Bildern die Geschichte von Maxims erster Ehe inmitten einer jüdischen Großfamili­e, von François’ Bruder Simon, von dessen Existenz er nichts wusste, und davon, wie Maxim und Tania damals im Exil zusammenge­funden haben. „Ein Geheimnis“wird umso farbenfroh­er, je tiefer der Film in die Vergangenh­eit eindringt. Dagegen macht die Gegenwart mit ihren Schwarzwei­ß-Bildern einen fast tristen Eindruck.

Ein Geheimnis,

20.15 Uhr, Arte

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