Der Gründer der Physiotherapie-Schule geht
38 Jahre hat Frank-Peter Bossert das Institut für Physiotherapie am EVK geleitet. Sein Nachfolger Carsten Kotzte ist schon im Amt.
DÜSSELDORF Bevor Frank-Peter Bossert sich für die Ausbildung zum Masseur, medizinischen Bademeister und Krankengymnasten entschied, hat er zunächst einmal ein BWL-Studium beginnen „Aber ich kam während des Studiums kaum mit Menschen in Berührung, deshalb habe ich es nach vier Semestern abgebrochen“, erinnert sich der heute 66-Jährige. Ein Bekannter hat ihm damals zu der Ausbildung geraten – und diesen Schritt hat er während seines gesamten Berufslebens nie bereut.
Der gebürtige Stuttgarter arbeitete einige Jahre unter anderem in Koblenz, München und Trier – immer mit der Vision im Hinterkopf, eines Tages eine Schule für Physiotherapie zu gründen. Per Inserat in einer Fachzeitschrift suchte er 1985 einen Kooperationspartner für sein ambitioniertes Vorhaben. Es meldete sich der damalige Verwaltungsdirektor der Stiftung EVK, Wolfgang Holz – und die Dinge nahmen ihren Lauf.
Zum Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf gehörte damals schon die so genannte „Badeabteilung“, das heutige Institut für Physiotherapie, damals wie heute nicht nur für stationäre Patienten des Krankenhauses, sondern auch für ambulante Behandlungen. Bossert übernahm 1986 die Leitung und ein Jahr später auch die der neu gegründeten Schule für Physiotherapie mit 24 Plätzen. „Wir haben in verschiedenen Räumen der Stiftung an der Kirchfeldstraße begonnen und sind 1994 in die heutigen Räume gezogen“, erzählt Bossert.
Von Anfang an genoss die Schule einen guten Ruf, unter anderem auch, weil sie den angehenden Physiotherapeuten während ihrer dreijährigen Ausbildung attraktive Praxiseinsätze bietet – vom Krankenhaus über Praxen und Seniorenheime bis hin zu Rehaeinrichtungen. So war die Zahl der Bewerber stets groß, obwohl bis 2010 ein monatliches Schulgeld von zuletzt 450 Euro bezahlt und die Ausbildung weitere zehn Jahre lang selbst finanziert werden musste. Erst im Dezember 2020 wurden aus den Schülerinnen und Schülern Azubis, die seitdem eine monatliche Ausbildungsvergütung erhalten. Ganz wichtig war Schulleiter Bossert zudem die Akademisierung der Physiotherapie, die den Beruf weiter professionalisiert und deutlich attraktiver macht.
So hat er nicht nur selbst noch mit Anfang 50 berufsbegleitend einen Masterstudiengang absolviert, sondern auch die seit 2009 bestehende Kooperation der Schule mit der Hochschule Osnabrück initiiert. Interessierte können ausbildungsbegleitend studieren und nach bestandener Prüfung ihr Studium für weitere drei Semester an der Hochschule fortsetzen, um den akademischen Grad Bachelor of Science zu erlangen – etwa 30 Prozent der Azubis nehmen diese Möglichkeit wahr.
Ende Mai nun geht der engagierte Ausbilder offiziell in den Ruhestand. Sein Nachfolger, Carsten Kotzte, hat bereits am 1. April die Leitung sowohl der Schule als auch des Instituts übernommen – eingearbeitet von seinem Vorgänger. Der 33-Jährige ist Physiotherapeut und Gesundheitspädagoge. Seine Masterarbeit in der Erwachsenenbildung schrieb der gebürtige Spreewälder über selbstgesteuertes Lernen und Digitalisierung in der Physiotherapie – ein Thema, das ihm sehr am Herzen liegt.
Nach Stationen in Rosenheim, Traunstein, Salzburg und zuletzt in Rheine freut er sich nun auf die neue Herausforderung in Düsseldorf. „Als Leiter der physiotherapeutischen Ambulanz und als Schulleiter kann ich meine beiden beruflichen Lieben, die praktische Physiotherapie und die Pädagogik, gut verknüpfen und beides in einem Beruf leben“, erklärt er. Sein Ziel sei, zukünftig zu 70 Prozent als Ausbilder und zu 30 Prozent als Physiotherapeut zu arbeiten.
Neben ihrer Liebe zum Beruf verbindet die beiden Männer auch die Liebe zur Musik. So spielt Bossert leidenschaftlich gern Klavier und freut sich, endlich auch einmal tagsüber Zeit für Rock und Pop zu haben. Kotzke ist ein hervorragender Sänger, hatte bereits Hauptrollen in verschiedenen Musicals und möchte gern demnächst an einem Casting im Capitol Theater teilnehmen.