Karstadt gibt vierte Etage für Galeria ab
Das Warenhaus an der Schadowstraße verteilt das Sortiment der Haushaltswaren-Abteilung auf die anderen Geschosse. Oben wird 2025 die neue Galeria-Zentrale entstehen – mit etwa 400 Mitarbeitern. Verhandelt wurde im Kö-Kaufhof.
STADTMITTE Büros statt Bettenstudio, Verwaltung statt Verkauf: Die vierte Etage des Warenhauses Karstadt an der Schadowstraße wird sich im kommenden Jahr fundamental verändern. Wie unsere Redaktion aus dem Umfeld des Unternehmens erfahren hat, wird die bisherige Haushaltswaren-, Elektrogeräte- und Bettenabteilung im obersten Geschoss umgebaut – damit dort die neue Zentrale des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof entstehen kann.
Schon übers Wochenende hatten uns mehrere Quellen aus dem Warenhaus berichtet, dass die Hauptverwaltung – intern „Service-Center“genannt – vom bisherigen Standort Essen nach Düsseldorf ziehen wird. Jetzt gibt es neue Details, die vor allem für Karstadt-Kunden interessant sind. Ein Sprecher von Galeria ließ unsere Anfrage dazu bisher unbeantwortet.
Nach Angaben von mehreren Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, wird das Kaufhaus an der Schadowstraße ab kommendem Jahr auf einem Geschoss weniger verkaufen. Das Sortiment auf der vierten Etage wird sich auf die anderen Ebenen verteilen, damit Platz für Büros entsteht.
Aktuell besteht die GaleriaHauptverwaltung mit Abteilungen wie Einkauf, Logistik oder IT aus rund 900 Köpfen. Aber jeder zweite muss das Unternehmen im Zuge der Sanierung verlassen. Nachdem schon am Samstag die Schließung von 16 der bundesweit 92 Warenhäuser offiziell verkündet wurde, haben an diesem Montag die Beschäftigten in der Zentrale von den Auswirkungen des Insolvenzplans erfahren. Galeria ist zum dritten Mal pleite, daher muss Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus das Unternehmen gesundschrumpfen – und Kosten sparen, wo es nur geht.
Eine Maßnahme ist die Aufgabe von Filialen, die andere ein Kahlschlag in der Zentrale. Nur 400 bis 450 Mitarbeiter werden bleiben, als weitere Sparmaßnahme müssen sie umziehen: Die bisherige Zentrale in Essen kostet nach Angaben einer Galeria-Führungskraft eine „außerordentlich hohe Miete“, angeblich mehrere Millionen Euro pro Jahr. Der neue Standort an der Schadowstraße dagegen wird deutlich günstiger, weil Galeria dort mit Karstadt schon Mieter ist. „Der Umzug wird nicht in einem Rutsch passieren, sondern nach und nach im Laufe der ersten Jahreshälfte 2025“, sagte Insolvenzverwalter Denkhaus der Deutschen Presse-Agentur.
Aus der Filiale Schadowstraße heißt es, dass man sich sehr auf die Veränderung freue. Denn während der Standort lange Zeit als Schließungskandidat bei Galeria galt, „sind wir plötzlich ein Leuchtturm im Konzern“, sagt ein Mitarbeiter. Er glaubt nicht, dass die geringere Fläche der Filiale schade – im Gegenteil. „16.000 Quadratmeter sind eine gute Größe, um profitabel zu bleiben. Und es wird mehr Verkäufer pro Etage geben.“Das Sortiment werde gestrafft, die breiten Gänge mit Ware gefüllt, nicht mehr von jedem Artikel fünf, sondern vielleicht nur noch drei Varianten präsentiert.
Eine Kernidee des Umzugs der Zentrale in die Filiale ist, die Abteilung Einkauf mit dem Verkauf vor Ort zusammenzubringen. Über die Details wurde von Dienstag bis Freitag vergangener Woche verhandelt – an einem Ort, der sich ebenfalls als neue Zentrale beworben hatte: der Kaufhof an der Kö. Wie ein Insider berichtet, trafen sich bis zu 60 hochrangige Galeria-Beschäftigte und -Betriebsräte mit Insolvenzverwalter
Stefan Denkhaus in der sechsten Etage des Warenhauses, um über die Zukunft des Unternehmens zu sprechen.
Warum hat sich Galeria für Karstadt statt Kaufhof als neue Zentrale entschieden? Über die genauen Gründe gibt es nur Vermutungen. Einerseits wird die Miete eine Rolle gespielt haben: Die Adresse Königsallee 1 ist eine der teuersten Lagen der Stadt. Andererseits braucht der Kaufhof an der Kö eher mehr als weniger Platz für den Verkauf. Vor allem die Parfümerie im Erdgeschoss ist bei Luxusmarken sehr gefragt. Nun, da die Insolvenz bald abgeschlossen ist, gibt es wieder viele neue Interessenten für die Fläche. In jedem Fall ist der Wirtschaftsstandort Düsseldorf unterm Strich der große Gewinner der Galeria-Gespräche.