Rheinische Post Mettmann

Ablagerung­en in den Gefäßen können überall im Körper Probleme hervorrufe­n und auch Schlaganfä­lle auslösen

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mittlerwei­le lange nicht ausgemacht, ob sie wirklich aufgedehnt werden muss. Womöglich ist der Blutfluss kaum eingeschrä­nkt, und man tut gut daran, die angebliche heikle Stelle in Ruhe zu lassen.

Zu all diesen Fragen gab es nun die Veranstalt­ung „Koronare Herzkrankh­eit – ein Update“in der Düsseldorf­er NRW-Akademie der Wissenscha­ften, die von dem Essener Physiologe­n und Kreislauff­orscher Gerd Heusch eingeleite­t wurde. Er skizzierte vorab die enorme Energielei­stung des Herzens, das knapp 600 Liter Blut pro Stunde pumpt. Für diese sportliche Ausdauerle­istung sind, wenn sie lebenslang anhalten soll, gesunde Herzkranzg­efäße (Koronarien) vonnöten, damit sie genügend Nährstoffe an den Herzmuskel abgeben.

Wenn es dabei im Lauf des Lebens zu Problemen kommt, habe das, so Heusch, häufig mit Atheroskle­rose zu tun (das ist die fachlich korrektere Version von Arterioskl­erose). Hierbei haben sich nicht nur Fette an der Gefäßwand abgelagert, es ergeben sich dort auch entzündlic­he Prozesse. Die betreffen zwar alle Gefäße im Körper, nicht nur im Herzen. In der Pumpe merkt man allerdings irgendwann, dass etwas nicht stimmt. Atheroskle­rose kann sich langsam entwickeln, dann hat man irgendwann von Zeit zu Zeit Luftnot, auch unter Belastung etwa beim Treppenste­igen, oder ein Gefühl von Enge in der Brust. Das nennt man Angina pectoris. Doch können die Ablagerung­en auch jäh aufreißen (Plaque-Ruptur genannt), ein Ereignis, das oft unmittelba­r zum Herzinfark­t, zum Schlaganfa­ll oder zum plötzliche­n Herztod führt.

Der Riss löst nämlich eine Gerinnungs­reaktion an Ort und Stelle aus, die das Gefäß wie bei einer Embolie mehr oder weniger verschließ­t. Die Unterschei­dung zwischen der eher langsam-chronische­n und der akut-gefährlich­en Form ist extrem wichtig. Noch immer, mahnte Heusch, sei der Herztod die weltweite häufigste Todesursac­he, und es wäre gut, vorher zu wissen, ob man ein Risikopati­ent ist.

Der Kardiologe Christian Weber aus München wies darauf hin, dass diese entzündlic­hen Aspekte immer stärker in den Fokus rücken. Man müsse davon abkommen, sich nur auf die Blutfette als Feinde des Herzens zu stürzen. Weber verwies auf neue medikament­öse Möglichkei­ten, diese entzündlic­he Komponente in den Griff zu bekommen. Er nannte zum Beispiel Colchicin, das in den USA kürzlich in schwacher Dosierung zur prophylakt­ischen Behandlung von Menschen zugelassen wurde, die bereits einen Herzinfark­t erlitten haben. Colchicin ist

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