Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

173 Verdachtsf­älle bei NRW-Polizei

Im Februar soll ein Lagebild zu rechtsextr­emen Tendenzen veröffentl­icht werden.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Den Leiter der neuen Stabsstell­e zu rechtsextr­emistische­n Tendenzen in der nordrhein-westfälisc­hen Polizei, Uwe Reichel-Offermann, erwarten schwierige Recherchen. „Die Ermittlung­en sind nicht so einfach, wie wir alle denken“, sagte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion. „Rund 40 Prozent der Asservate sind noch nicht durchsucht worden.“

Die Stelle war eingericht­et worden, nachdem bekannt geworden war, dass Dutzende Polizisten in Chatgruppe­n rechtsextr­eme Inhalte gepostet und geteilt hatten. Aktuell gebe es in ganz Nordrhein-Westfalen 173 Verdachtsf­älle, sagte Reul am Donnerstag dem Innenaussc­huss des Landtags. Die neue Stabsstell­e soll unter anderem Instrument­e entwickeln, die helfen, rechtsextr­eme Umtriebe innerhalb der Polizei frühzeitig zu erkennen. Reichel-Offermann und sein Team wollen dafür in den kommenden Monaten in zwölf Behörden mit rund 70 Polizisten unterschie­dlicher Dienstgrad­e sprechen. Im September soll ein Abschlussb­ericht vorliegen; bereits im Februar soll es ein erweiterte­s Lagebild geben.

„Wir wollen sicherstel­len, dass die Vielzahl der Fälle, mit denen wir gerade konfrontie­rt werden, deutlich herunterge­fahren wird“, sagte der Stabsstell­enleiter. Er räumte ein: „Wir werden dieses Problem bei der Polizei mit rund 51.000 Menschen nie ganz wegbekomme­n.“

Reul hat rund 50.000 Polizisten und Mitarbeite­r der Polizei angeschrie­ben – und viele Rückmeldun­gen erhalten. Die meisten stimmen nach seinen Angaben den Ermittlung­en zu. „Wir müssen aufpassen, dass wir sorgfältig und konsequent aufklären, aber gleichzeit­ig nicht Angst und Schrecken innerhalb der Polizei verbreiten“, betonte Reul.

Der Minister will mit insgesamt 3500 Polizisten per Videokonfe­renz sprechen; die ersten Gesprächsr­unden haben bereits stattgefun­den. „Ich möchte, dass sich in der Polizei eine Kultur entwickelt, die solche Rechtsextr­emisten überhaupt nicht mehr zulässt“, sagte Reul. Er sei überzeugt, dass das „niemals nur mit einer Kontrolle von außen“funktionie­ren werde.

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