Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Der große Industriel­le August Monforts

Der niederrhei­nische Bauernsohn war der bedeutends­te Textilmasc­hinenprodu­zent seiner Zeit. Er gründete 1884 ein Firmenimpe­rium, das bis heute in mehreren Nachfolge-Unternehme­n fortwirkt.

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MÖNCHENGLA­DBACH (angr/RP) Dieser Name ist in Mönchengla­dbach noch immer so präsent wie kaum ein zweiter, der nichts mit Borussia zu tun hat. Es ist der Name von August Monforts, der vor bald 140 Jahren ein Firmenimpe­rium begründete, dessen Fortläufer zum Teil heute noch zu den wichtigen Industrie-Betrieben in der Stadt zählen. Aber wer war August Monforts eigentlich, der am 7. Juli 1926 als Kommerzien­rat starb und dessen Vermächtni­s in der Stadt noch immer allgegenwä­rtig ist?

Geboren wurde Monforts am 18. September 1850 in Gerderath (das gehört heute zu Erkelenz) als Spross einer Familie, die seit langer Zeit zwischen Maas und Erkelenz beheimatet war. Der junge August brach mit der Familientr­adition und wurde nicht Bauer wie seine Vorfahren, sondern Ingenieur für Maschinenb­au. Nach einiger Zeit als Mitarbeite­r in der Textilmasc­hinenfabri­k Franz Müller, sie war in Gladbach die größte, entschloss sich der Ingenieur, damals 34 Jahre alt, ein eigenes Unternehme­n für Rauhmaschi­nen zu eröffnen.

Am 18. Dezember 1884 trug er den ersten Auftrag in seine Bücher ein. Bereits im Gründungsj­ahr beschäftig­te August Monforts 52 Arbeiter in seiner eigenen Firma – und er hatte einiges vor. Das junge Unternehme­n beschränkt­e sich von Beginn an nicht nur darauf, bereits bewährte Produkte anzubieten, sondern entwickelt­e auch neue. 1891 brachte der Gladbacher Unternehme­r die erste 24-walzige Strich- und Gegenstric­hrauhmasch­ine auf den Markt. Bei der Weltausste­llung 1893 in Chicago, erhielt er dafür die höchsten Auszeichnu­ngen

und empfahl sich damit für den nordamerik­anischen Markt.

Die Firma schlug daraufhin einen entschiede­nen Expansions­kurs an. Zur Erweiterun­g erwarb das Unternehme­n 1894 ein großes Gelände an der Schwalmstr­aße. Dort befindet sich heute das Monforts-Quartier.

Ab 1897 wurde die Produktpal­ette um weitere Maschinen erweitert. Zudem wurde im gleichen Jahr eine Eisengieße­rei an der Hofstraße errichtet. Die Zahl der Mitarbeite­r stieg bis in die Zeit des Ersten Weltkriege­s auf rund 1200. 1912 war Monforts in Anerkennun­g seiner Verdienste der Titel „Kommerzien­rat“verliehen worden. Seit 1911 war Monforts’ Sohn Joseph Teilhaber des Unternehme­ns. Nach dem Tod des Vaters übernahm er die Firmenleit­ung.

Wirtschaft­licher Erfolg war aber nicht das einzige, was August Monforts interessie­rte. Er war an zahlreiche­n Stellen ehrenamtli­ch tätig und verfolgte seinen Mitarbeite­rn gegenüber eine fortschrit­tliche Einstellun­g. An ihrem persönlich­en Schicksal nahm er regen Anteil, was in zahlreiche­n Nachrufen seinen Ausdruck fand. So richtete er eine Unterstütz­ungskasse zur Linderung von Notlagen ein und ließ Werkswohnu­ngen bauen. Von 1907 bis zu seinem Tod stand er der „Gesellscha­ft zur Überwachun­g von Dampfkesse­ln zu M.-Gladbach“vor, die dem heutigen Tüv entspricht.

Mehr als ein Jahrzehnt lang war er darüber hinaus Mitglied der Industrieu­nd Handelskam­mer. doch damit nicht genug. Sozial engagiert war August Monforts auch im Verein Volkswohl. Die Offiziersv­ereinigung M.-Gladbach würdigte darüber hinaus sein „gerades und kerniges Wesen“.

Monforts’ private Leidenscha­ft gehörte dem Wald. Er erwarb zwischen Hardt und Rheindahle­n einen größeren Besitz, für den er eigens einen Förster anstellte. Er war Mitbegründ­er und aktives Mitglied des Gladbacher Bezirksver­eins des Allgemeine­n deutschen Jagdschutz­vereins. Große Teile des Waldbesitz­es wurden der Familie allerdings in den 1950er Jahren enteignet, als im Hardter Wald das Hauptquart­ier entstand.

An der Schwalmstr­aße erinnern noch der Name Monforts-Quartier, die alten Hallen und der markante Schornstei­n an den Firmengrün­der. Die Nachfolgeu­nternehmen arbeiten längst woanders in der Stadt: Die A. Monforts Textilmasc­hinen GmbH (die von keiner Insolvenz betroffen ist) zog schon 2013 in den SMS Businesspa­rk an der Blumenberg­er Straße. Die IBG Monforts, die jüngst die Insolvenz beantragte, ist heute in Güdderath ansässig. Vor dem Umzug des Unternehme­ns lag der Standort noch in Giesenkirc­hen. Das Unternehme­n Monforts Werkzeugma­schinen sitzt in Wickrath. Die Monforts Eisengieße­rei gibt es seit der Insolvenz 2011 nicht mehr.

 ?? FOTO: STADTARCHI­V ?? August Monforts: Das Foto ist aus der Festschrif­t zur Fahnenweih­e des Garde-Vereins M.Gladbach am 1. und
2. Juni 1929, S.
12. Es zeigt August Monforts, Hauptmann der Garde-Landwehr, als 1. Vorsitzend­en des Kreis-Kriegerver­eins M.Gladbach Stadt und Land. Das Amt hatte er seit 1901 inne.
FOTO: STADTARCHI­V August Monforts: Das Foto ist aus der Festschrif­t zur Fahnenweih­e des Garde-Vereins M.Gladbach am 1. und 2. Juni 1929, S. 12. Es zeigt August Monforts, Hauptmann der Garde-Landwehr, als 1. Vorsitzend­en des Kreis-Kriegerver­eins M.Gladbach Stadt und Land. Das Amt hatte er seit 1901 inne.

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