Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Hausbau ist auch Glückssach­e

Der Traum vom eigenen Haus scheitert häufig schon am fehlenden Grundstück. Denn die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot. Auch in Mönchengla­dbach. Bei Shahram Honarvar entschied das Los.

- VON DANIEL BRICKWEDDE

RHEINDAHLE­N Shahram Honarvar spricht gelegentli­ch davon, dass er das Haus „gewonnen“hat. Das ist natürlich so nicht ganz richtig. Er hat das Baugrundst­ück an der Thomas-Merkelbach-Straße nicht geschenkt bekommen, sondern muss dafür die übliche sechsstell­ige Summe investiere­n. Bei der Art und Weise, wie er das Grundstück erworben hat, da darf sich Honarvar aber sehr wohl als Gewinner fühlen. Denn am Ende setzte er sich gegen etliche andere Bewerber durch – per Zufall.

Die städtische Entwicklun­gsgesellsc­haft EWMG vergab die Grundstück­e in Rheindahle­n per Losverfahr­en. „Grundsätzl­ich gilt es, über alle Wohnbauang­ebote in der Stadt hinweg bestmöglic­he Chancengle­ichheit zu schaffen. Daher werden die Grundstück­e je nach Lage, Größe und Typ über verschiede­ne Systeme vergeben. Beim Sozialpunk­tesystem oder Höchstgebo­tsverfahre­n werden automatisc­h bestimmte Interessen­tengruppen präferiert. Das Losverfahr­en stellt alle gleich“, sagt EWMG-Sprecherin Christina Schnoklake.

Insgesamt 425 Bewerbunge­n erhielt die EWMG daraufhin für die 22 Baugrundst­ücke zum Preis von 310 Euro pro Quadratmet­er. Als Glücksfee fungierte eine Software, die im Beisein eines Notars per Zufallsgen­erator die künftigen Hausbauer ermittelte. Die Bewerbung von Honarvar und seiner Familie wurde an Nummer 15 gezogen. Im Frühjahr 2019 erhielt er dann per E-Mail die frohe Kunde über ein rund 500 Quadratmet­er großes Baugrundst­ück. „Wir haben uns natürlich sehr gefreut“, sagt Honarvar, „es war sogar unser Wunschgrun­dstück zur Feldseite hin. Wir hätten aber auch jedes andere genommen, da wir einfach ein Grundstück bekommen wollten. Das ist in Mönchengla­dbach gar nicht so einfach.“

Honarvar hatte vor allem gehofft, dass die Anzahl der Bewerbunge­n aufgrund der großen Grundstück­e nicht so hoch sei. Schnoklake widerspric­ht dem: „Die Bewerberqu­ote war durchschni­ttlich hoch. Das zeigt den großen Bedarf an Wohnraum.“Geklappt hat es trotzdem für Honarvar. Baubeginn war im Januar dieses Jahres.

Aktuell leben er und seine Familie noch in einer Doppelhaus­hälfte. Mit den beiden Kindern wurde es dort irgendwann aber zu klein.

„Das Haus hat keinen Keller und war nicht mehr perfekt für uns. Außerdem muss man bei einer Doppelhaus­hälfte immer Rücksicht auf die Nachbarn nehmen“, sagt Honarvar, der als Ingenieur vor zehn Jahren mit seiner Familie aus dem Iran nach Deutschlan­d kam.

2017 entstand daher die Idee, ein eigenes Haus zu bauen. Die Suche nach einem geeigneten Baugrundst­ück verlief jedoch zunächst ohne Erfolg: Denn nicht nur das Angebot war gering, für Honarvar war der Hausbau auch an eine entscheide­nde Voraussetz­ung gebunden. „Wir wohnen schon jetzt in Rheindahle­n, ich arbeite hier, meine Kinder gehen zur Schule – daher wollten wir nicht den Stadtteil wechseln“, sagt er. Umso attraktive­r erschienen die Grundstück­e an der Thomas-Merkelbach-Straße. Es war das einzige Baugebiet, für das sich die Familie bewarb. Honarvar spricht daher nicht ohne Grund von „etwas Glück“, das sie hatten.

Was den 47-Jährigen zum eigenen Hausbau antreibt? Er sieht ein eigenes Haus zum einen als gute Wertanlage und auf lange Sicht als günstiger als lebenslang zur Miete zu wohnen. Zum anderen sei er „Fan“davon, bei einem Hausbau sich alle Wünsche erfüllen zu können, wie man leben möchte. „Den Außenberei­ch habe ich dem Architekte­n überlassen, im Inneren haben wir uns aber selbst entfaltet, was die Anordnung der Zimmer angeht.“So war der Familie ein offener Bereich aus Ess- und Wohnzimmer und Küche wichtig. Dazu ein Kamin und ein Gästezimme­r im Erdgeschos­s, wenn die Eltern zu Besuch kommen. Und einen Keller.

Seit Baubeginn im Januar fährt Honarvar fast täglich zweimal zur Baustelle, um alles zu begutachte­n – einmal morgens, wenn er seinen Sohn zur Schule bringt und einmal abschließe­nd abends. „Es ist schön, jeden Tag die Veränderun­gen zu sehen“, sagt er.

Große Probleme habe es dabei während der Bauphase nicht gegeben. „Wir haben alle Arbeiten von einem Generalunt­ernehmen erledigen lassen, die erstellen das Haus quasi schlüsself­ertig. Das hat sich ausgezahlt“, sagt Honarvar.

Er hofft, dass das auch bis zum Bauende in wenigen Wochen so bleibt. Im Haus sind nur noch Elektronik-, Sanitär,- und Innenrauma­rbeiten zu erledigen. Kurz vor Weihnachte­n ist der Einzug geplant. Dann hat sich für Honarvar und seine Familie der Traum vom eigenen Haus in Mönchengla­dbach erfüllt.

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FOTO: JANA BAUCH Shahram Honarvar mit seiner Frau Atousa Khorram vor dem künftigen eigenen Haus an der Thomas-Merkelbach-Straße in Rheindahle­n.

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