Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Hausbau ist auch Glückssache
Der Traum vom eigenen Haus scheitert häufig schon am fehlenden Grundstück. Denn die Nachfrage ist deutlich höher als das Angebot. Auch in Mönchengladbach. Bei Shahram Honarvar entschied das Los.
RHEINDAHLEN Shahram Honarvar spricht gelegentlich davon, dass er das Haus „gewonnen“hat. Das ist natürlich so nicht ganz richtig. Er hat das Baugrundstück an der Thomas-Merkelbach-Straße nicht geschenkt bekommen, sondern muss dafür die übliche sechsstellige Summe investieren. Bei der Art und Weise, wie er das Grundstück erworben hat, da darf sich Honarvar aber sehr wohl als Gewinner fühlen. Denn am Ende setzte er sich gegen etliche andere Bewerber durch – per Zufall.
Die städtische Entwicklungsgesellschaft EWMG vergab die Grundstücke in Rheindahlen per Losverfahren. „Grundsätzlich gilt es, über alle Wohnbauangebote in der Stadt hinweg bestmögliche Chancengleichheit zu schaffen. Daher werden die Grundstücke je nach Lage, Größe und Typ über verschiedene Systeme vergeben. Beim Sozialpunktesystem oder Höchstgebotsverfahren werden automatisch bestimmte Interessentengruppen präferiert. Das Losverfahren stellt alle gleich“, sagt EWMG-Sprecherin Christina Schnoklake.
Insgesamt 425 Bewerbungen erhielt die EWMG daraufhin für die 22 Baugrundstücke zum Preis von 310 Euro pro Quadratmeter. Als Glücksfee fungierte eine Software, die im Beisein eines Notars per Zufallsgenerator die künftigen Hausbauer ermittelte. Die Bewerbung von Honarvar und seiner Familie wurde an Nummer 15 gezogen. Im Frühjahr 2019 erhielt er dann per E-Mail die frohe Kunde über ein rund 500 Quadratmeter großes Baugrundstück. „Wir haben uns natürlich sehr gefreut“, sagt Honarvar, „es war sogar unser Wunschgrundstück zur Feldseite hin. Wir hätten aber auch jedes andere genommen, da wir einfach ein Grundstück bekommen wollten. Das ist in Mönchengladbach gar nicht so einfach.“
Honarvar hatte vor allem gehofft, dass die Anzahl der Bewerbungen aufgrund der großen Grundstücke nicht so hoch sei. Schnoklake widerspricht dem: „Die Bewerberquote war durchschnittlich hoch. Das zeigt den großen Bedarf an Wohnraum.“Geklappt hat es trotzdem für Honarvar. Baubeginn war im Januar dieses Jahres.
Aktuell leben er und seine Familie noch in einer Doppelhaushälfte. Mit den beiden Kindern wurde es dort irgendwann aber zu klein.
„Das Haus hat keinen Keller und war nicht mehr perfekt für uns. Außerdem muss man bei einer Doppelhaushälfte immer Rücksicht auf die Nachbarn nehmen“, sagt Honarvar, der als Ingenieur vor zehn Jahren mit seiner Familie aus dem Iran nach Deutschland kam.
2017 entstand daher die Idee, ein eigenes Haus zu bauen. Die Suche nach einem geeigneten Baugrundstück verlief jedoch zunächst ohne Erfolg: Denn nicht nur das Angebot war gering, für Honarvar war der Hausbau auch an eine entscheidende Voraussetzung gebunden. „Wir wohnen schon jetzt in Rheindahlen, ich arbeite hier, meine Kinder gehen zur Schule – daher wollten wir nicht den Stadtteil wechseln“, sagt er. Umso attraktiver erschienen die Grundstücke an der Thomas-Merkelbach-Straße. Es war das einzige Baugebiet, für das sich die Familie bewarb. Honarvar spricht daher nicht ohne Grund von „etwas Glück“, das sie hatten.
Was den 47-Jährigen zum eigenen Hausbau antreibt? Er sieht ein eigenes Haus zum einen als gute Wertanlage und auf lange Sicht als günstiger als lebenslang zur Miete zu wohnen. Zum anderen sei er „Fan“davon, bei einem Hausbau sich alle Wünsche erfüllen zu können, wie man leben möchte. „Den Außenbereich habe ich dem Architekten überlassen, im Inneren haben wir uns aber selbst entfaltet, was die Anordnung der Zimmer angeht.“So war der Familie ein offener Bereich aus Ess- und Wohnzimmer und Küche wichtig. Dazu ein Kamin und ein Gästezimmer im Erdgeschoss, wenn die Eltern zu Besuch kommen. Und einen Keller.
Seit Baubeginn im Januar fährt Honarvar fast täglich zweimal zur Baustelle, um alles zu begutachten – einmal morgens, wenn er seinen Sohn zur Schule bringt und einmal abschließend abends. „Es ist schön, jeden Tag die Veränderungen zu sehen“, sagt er.
Große Probleme habe es dabei während der Bauphase nicht gegeben. „Wir haben alle Arbeiten von einem Generalunternehmen erledigen lassen, die erstellen das Haus quasi schlüsselfertig. Das hat sich ausgezahlt“, sagt Honarvar.
Er hofft, dass das auch bis zum Bauende in wenigen Wochen so bleibt. Im Haus sind nur noch Elektronik-, Sanitär,- und Innenraumarbeiten zu erledigen. Kurz vor Weihnachten ist der Einzug geplant. Dann hat sich für Honarvar und seine Familie der Traum vom eigenen Haus in Mönchengladbach erfüllt.