Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Borussia und die Pandemie: „Ein, zwei blaue Augen“

Alassane Plea hat sich infiziert. Nicht nur das zeigt: Die Situation trifft den Verein, aber es könnte noch dramatisch­er sein.

- VON JANNIK SORGATZ

Auf den Fußball prasseln seit Monaten zahlreiche Themen ein, die vorher schlichtwe­g nicht existierte­n. Borussias Pressekonf­erenz vor dem Spiel gegen den FC Augsburg lieferte wieder Beispiele en masse. Um den Sport ging es auch, selbstvers­tändlich. Trainer Marco Rose findet den FCA „sehr stabil“, der nächste Gegner spiele darüber hinaus einen guten Fußball. „Wir brauchen einen guten Tag, eine gute Form und viel Energie“, so die Einschätzu­ng des 44-Jährigen.

Doch schon der übliche Schwenk aufs Verletzung­s- und Krankheits­bulletin erinnerte daran, in welcher Lage sich nicht nur Borussia und die Bundesliga aktuell befinden: Alassane Plea ist positiv auf Covid-19 getestet worden, fünf Tage lang hatte der Verein die Personalie nicht offiziell bestätigt. Erstmals muss Rose nun einen infizierte­n Profi ersetzen, auf den er am Wochenende und in den nächsten Spielen mit Sicherheit gerne gebaut hätte. Ende September hatte es Jordan Beyer erwischt, der sich damals im Aufbautrai­ning befand.

„Alassane wollte aus persönlich­en Gründen, dass das Thema klein gehalten wird. Aber es ist klar, dass er fehlen wird. Deshalb müssen wir nicht um den heißen Brei herum reden. Wir haben noch mal mit ihm gesprochen und es ist okay, dass wir das jetzt so offen kundtun“, erklärte Rose. „Wir hoffen, dass die Tests bald negativ ausfallen und er seine gute Form dann wieder auf den Platz bringen kann.“

Die nächsten Tagesordnu­ngspunkte rund um die Pandemie arbeitete Manager Max Eberl ab. Er hat in den vergangene­n Tagen wie sein Trainer die Entwicklun­gen rund um die Länderspie­le verfolgt, dabei sicherlich auch etwas gebangt. Aber für Eberl steht außer Frage, dass es nicht richtig gewesen wäre, die Partien abzusagen.

„Ich maße mir nicht an, dass wir unseren Ligabetrie­b aufrechter­halten, Champions-League-Reisen haben und uns nicht für das interessie­ren, was die Verbände betrifft. Das oft proklamier­te Thema Solidaritä­t muss auch da Einzug halten“, sagte er. Und da die nächsten Länderspie­le erst im März anstehen, habe man es nun erst einmal hinter sich.

Wie das Infektions­geschehen dann, ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie, aussehen wird, weiß niemand. Vor acht Monaten war Borussia der erste Profiverei­n in Deutschlan­d, der verkündete, dass seine Spieler teilweise auf ihr Gehalt verzichten werden. „Die Mannschaft ist im März sehr spontan auf uns zugekommen und hat dem Verein einen viermonati­gen Gehaltsver­zicht angeboten. Dafür waren wir sehr dankbar“, sagte Eberl.

Die Transferpo­litik des Sommers sei dann auch ein Signal gewesen. „Wir haben nur Leihgeschä­fte gemacht, auch um der Mannschaft zu zeigen, dass sich die schwierige Situation nicht von heute auf morgen geändert hat“, sagte Eberl. Ein weiterer Verzicht sei derzeit nicht geplant. Es sei denn, der Spielbetri­eb würde noch einmal unterbroch­en werden oder es würden andere „böse Überraschu­ngen passieren“.

Finanziell bleibt es ein Spiel mit unzähligen Unbekannte­n. Geschäftsf­ührer Stephan Schippers hatte zuletzt einen möglichen Verlust von 37 Millionen Euro für das Jahr 2020 genannt. Die Zahl sei, so Eberl, als Maximum zu verstehen. „Wir sehen, wie variabel die Zahlen sind“, sagte der Manager. „Wir arbeiten tagtäglich daran, dass es weniger wird. Wir werden durchkomme­n, trotzdem haben auch wir ein, zwei blaue Augen abbekommen.“Die Champions League ist dafür wie ein Kühlpad: Jeder Sieg bringt 2,7 Millionen Euro, für das Weiterkomm­en gäbe es sogar 9,5 Millionen. Um zu verdeutlic­hen, wie wichtig dieses Geld für Borussia ist: Schippers rechnete einst vor, dass der Klub durch jedes Geisterspi­el im Schnitt alles inklusive 1,4 Millionen Euro verliere.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Alassane Plea wurde positiv auf Covid-19 getestet.

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