Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Konzept für das Erkelenz der Zukunft
Mit einem Integrierten Handlungskonzept wollen Rat und Verwaltung die Erkelenzer Innenstadt modernisieren. So ist der aktuelle Stand der Dinge.
ERKELENZ In einem „beispielhaften Beteiligungsprozess“, so der Technische Beigeordnete Ansgar Lurweg, wurden Ideen und Konzepte für Erkelenz entwickelt und diskutiert. Noch nie in der Geschichte der Stadt hätten sich Bürger derart intensiv beteiligt.
„Es gibt keine Stadt bisher, die sich bei einer Planung so breit aufgestellt hat wie wir.“Nach einer Auftaktveranstaltung in der Stadthalle im Dezember 2018 wurden ausgewählte Innenstadtbereiche intensiver betrachtet, um dann konkrete Maßnahmen und Projekte umzusetzen. Zu den Bereichen gehören der Markt, der Franziskanerplatz, Kölner Straße, der Grünring und Burg sowie der Ziegelweiherpark.
Die Stadt Erkelenz hat nun für den Franziskanerplatz sowie den Grünring/Westpromenade konkrete Förderanträge bei der Bezirksregierung eingereicht. Voraussichtlich 2021 soll dort mit der Umgestaltung begonnen werden. Bürger hatten sich im Frühjahr aktiv an der Planung beteiligt und zahlreiche Vorschläge mitgeteilt. Dabei machte das Coronavirus den Planern einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Öffentliche Veranstaltungen und ein Workshop mussten ausfallen, stattdessen war im Mai und Juni eine Beteiligung nur per Internet möglich. Die Online-Beteiligung generierte innerhalb der knapp zweieinhalb Wochen 1135 Aufrufe. Insgesamt wurden die rund 170 schriftlichen Beiträge, inklusive der übertragenen Eingaben aus den eingegangenen E-Mails etwa 1260 Mal mit „finde ich auch“oder „finde ich nicht“bewertet.
Die Ergebnisse der Beteiligung, bei der drei mögliche Modelle vorgestellt wurden: Der Franziskanerplatz soll mehr Aufenthaltsqualität erhalten durch ein Wasserspiel und mehr Platz für Außengastronomie. In der Westpromenade soll ein neuer Weg parallel zu den Parkplätzen angelegt und durch eine Hecke von diesen optisch getrennt werden. Zusätzliche Wege sollen die Grünflächen
zugänglich machen und zum Verweilen einladen.
Bei der CDU als größter Ratsfraktion stoßen Konzept, Vorgehensweise und erste Ergebnisse auf Zustimmung. „Ich bin froh, dass wir mit Erkelenz 2030 einen Weg gefunden haben, der einerseits von einer erfahrenen, externen Agentur moderiert wird, um einen anderen Blickwinkel zu bekommen, und andererseits die Bürgerinnen und Bürger regelmäßig mit einbezieht“, sagt der Fraktionsvorsitzende Marwin Altmann. „Eine solch große Bürgerbeteiligung wie bei Erkelenz 2030 hat es in unserer Stadt noch nie gegeben.“Perspektivisch meint er zum Handlungskonzept: „Im nächsten Jahr ist es wichtig, zunächst die Situation des ruhenden und fließenden Verkehrs zu klären. Wenn einzelne Parkflächen zur besseren Nutzung der Plätze wegfallen, müssen wir sie zentrumsnah an anderer Stelle auffangen. Hier befürworten wir eher eine größere Anlage als viele kleine Lösungen. Zudem müssen wir ein einheitliches System für die Parkraumbewirtschaftung finden.“Des Weiteren sollen Anwohner und
Mitarbeiter der Geschäfte vermehrt Parkplätze in den Tiefgaragen nutzen, damit oberirdische Parkflächen für Kunden und Besucher der Innenstadt frei bleiben.
Auch die Grünen äußern grundsätzliche Zustimmung. „Ich halte das Konzept für einen richtigen Schritt zur Erhaltung einer attraktiven Innenstadt“, sagte Fraktionssprecher Hans Josef Dederichs. „Die Innenstadtsanierung bietet jetzt die einmalige Gelegenheit zu überlegen, wie sich das Einkaufs- und Kulturherz unserer Stadt zukünftig ausrichten soll.“Dabei weist er auf zwei konträre Denkrichtungen hin. Für die einen bestehe Attraktivität darin, möglichst viele Parkplätze in der Stadt zur Auswahl zu haben, um mit dem Auto möglichst nahe an jedes Geschäft heranfahren zu können. Die andere Blickrichtung gehe in einen grünen Fußgängerbereich mitten in der Stadt mit hohem Aufenhaltswert. „Als Grüne wollen wir hier mit einem Kompromiss anfangen. Erst einmal müssen Ersatzparkplätze für wegfallende Stellplätze in der Innenstadt geschaffen werden. Eine Möglichkeit ist hier der Abriss des bestehenden und Neubau eines neuen, größeren Parkhauses Ostpromenade.“
Die Grünen schlagen zur Umsetzung des Konzepts einen Unterausschuss
des Stadtentwicklungsausschusses vor. Sie fordern noch mehr Transparenz, und Mitwirkungsmöglichkeiten der Betroffenen sollen gestärkt werden. „Letztlich ist unsere Innenstadt nicht die Innenstadt der Autofahrer, Fahrradfahrer, Geschäftsinhaber, Besucher oder Anwohner, sondern es ist unser aller Innenstadt, in der wir uns alle wohlfühlen müssen und in der wir uns gerne aufhalten.“
Die Vorsitzende des von Dederichs angesprochenen Ausschusses, Katharina Gläsmann (SPD), steht „voll und ganz hinter dem InHK Erkelenz 2030“. Gerade Corona habe das Aufwerten der Innenstadt noch nötiger gemacht, „damit unser Einzelhandel und unsere Gastronomie deutlich stärkere Anziehungspunkte bekommen“. Sie bestätigt Lurwegs Ansicht zur Beteiligung der Bürger: „So wie sie geplant war mit Onlinebeteiligung, begleitet von öffentlichen Foren, Workshops und Spaziergängen war es das vollständigste Beteiligungskonzept, das die Stadt je hatte. Auch bei den nächsten Schritten wird es wieder Beteiligungsmöglichkeiten geben“, versichert sie.