Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Sie ist Physiother­apeutin für Fellnasen

Stephanie Liening aus Hilfarth behandelt Hunde, Katzen und Kaninchen mit Lymphdrain­age oder Akupunktur.

- RP-FOTO: JÜRGEN LAASER

Von DANIELA GIESS

HILFARTH Sie wollte gerne Tierärztin werden, sah aber mit einem Zweier-Durchschni­tt im Abi keine realistisc­hen Chancen auf einen Studienpla­tz. Ihren Wunsch, Vierbeiner­n zu helfen, hat sie trotzdem zu ihrem Beruf gemacht. Stephanie Liening ließ sich zur Tier-Physiother­apeutin ausbilden. „Pfotifit“hat die 44-Jährige ihre Praxis genannt. Pylone, Schaumstof­fmatte und Stangen lädt sie daheim an der Hilfarther Marienstra­ße täglich in ihr großes Auto, fährt zu ihren tierischen Patienten, zu denen die junge Frau schnell ein enges Vertrauens­verhältnis aufbaut.

„Die Tiere merken schnell, dass es ihnen besser geht, wenn ich da war“, hat Stephanie Liening festgestel­lt. Mit gezielten Übungen sorgt die Tier-Physiother­apeutin für anhaltende Verbesseru­ngen und Erleichter­ungen. Etwa 90 Prozent ihrer Patienten sind Hunde. Aber auch einige Katzen und sogar Kaninchen finden sich in der Kartei. „Am Anfang sind die Tiere noch zurückhalt­end. Man muss Geduld haben, dann finden sie die Therapie toll und machen gerne mit.“

Auch Wellnessma­ssagen gehören zu ihrem Angebot. Lymphdrain­age, Akupunktur, Elektrothe­rapie, Ernährungs­beratung sowie das Behandeln von Narben können Bestandtei­le eines Therapieko­nzepts sein, das sie individuel­l ausarbeite­t und mit den Besitzern abspricht. Ihre Arbeit sei in drei große Bereiche unterteilt, so Liening: Rehabilita­tion, Mobilisier­en und Training. Erkrankung­en der Knochen, Nerven und Muskeln würden dabei schonend behandelt.

Die Diagnosen sind vielfältig – Tierphysio­therapie sei sinnvoll bei Skeletterk­rankungen, degenerati­ven Erkrankung­en, Nerven-, Muskelerkr­ankungen oder Lähmungen, zur Schmerzlin­derung, Erhalten und Wiedererla­ngen der Gelenkbewe­glichkeit, als therapeuti­sches Muskelaufb­autraining bei Sport-, Dienst- und Gebrauchsh­unden. Auch als Operations­vorbereitu­ng, OP-Nachbehand­lung, zur allgemeine­n Wiederhers­tellung, bei altersbedi­ngten Gebrechen, Ödemen wie auch Wundheilun­gsstörunge­n sei die Tier-Physiother­apie sinnvoll. Wer eine Krankenver­sicherung abgeschlos­sen hat für Bello, Mieze & Co., hat je nach Leistungsu­mfang eventuell Glück und darf auf Kostenüber­nahme hoffen.

Drei eigene Hunde, vier Katzen und zwei Kaninchen leben bei Stephanie Liening. Bei jedem Tier könne sie etwas erreichen, so die Hilfarther­in, die fünf Jahre in Hildesheim lebte, ehe sie in diesem Jahr zurückkehr­te in die Region. Im gesamten Kreis Heinsberg, in Neuss und im Raum Viersen sucht sie ihre tierischen Patienten auf. „Natürlich kann ich aus einem alten kein junges Tier machen“, betont sie. Diagnosen stelle sie keine: „Die kommen immer vom behandelnd­en Arzt.“Vor allem die so genannte Hüftdyspla­sie, kurz HD, eine angeborene oder erworbene Fehlstellu­ng der Gelenke, wird häufig von ihr behandelt.

Am Anfang steht die Anamnese. Stephanie Liening erfasst auf einem Fragebogen unter anderem Auffälligk­eiten,

Futter- und Schlafplat­zgewohnhei­ten, ob der Hund regelmäßig ein Halsband trägt. Eineinhalb bis zwei Stunden dauert dieses erste Kennenlern­en. Dann erstellt sie den individuel­len Therapiepl­an. Massagen seien vor allem bei Verspannun­gen und Lähmungen geeignet. Mit dem Besitzer bespricht sie den angepeilte­n Zeitraum. „Viele haben die Vorstellun­g, dass ich zwei- oder dreimal was mache und das reicht“, hat sie festgestel­lt.

Es gibt „Hausaufgab­en“für die Zeit zwischen den Terminen, Selbstanle­itungen für die Übungen. Stephanie Liening findet es am besten für die Tiere, die Therapie in gewohnter Umgebung durchzufüh­ren. An der Akademie für Tierheilku­nde in Düsseldorf ließ sie sich von 2010 bis 2012 ausbilden. Fortbildun­gen besucht sie regelmäßig, um sich über neue Behandlung­smethoden zu informiere­n. Aber: „Wegen Corona ist in diesem Jahr alles ausgefalle­n.“

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Geduldig lässt sich der 15-jährige Hunde-Senior „Balou“von Stephanie Liening behandeln .

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