Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Fall Greta: Angeklagte bestreitet alle Vorwürfe
Die Erzieherin, die das Mädchen in einer Viersener Kita getötet haben soll, ließ eine Erklärung verlesen.
MÖNCHENGLADBACH (mrö) Im Mordprozess um den Tod der dreijährigen Greta aus Viersen hat die tatverdächtige Erzieherin des Mädchens alle Tatvorwürfe bestritten. Sandra M. wird neben Mord auch Misshandlung von Schutzbefohlenen in neun Fällen vorgeworfen. Vor dem Landgericht Mönchengladbach verlas der Verteidiger der 25-Jährigen am Donnerstag eine entsprechende Erklärung, die nur einen Satz umfasste: „Unsere Mandantin bestreitet die Tatvorwürfe insgesamt.“
Die 25 Jahre alte Frau ist angeklagt, im April in ihrer Kita in Viersen während des Mittagsschlafs den Brustkorb von Greta so fest zusammengedrückt zu haben, dass das Mädchen später im Krankenhaus starb. Schon zuvor soll sie in drei anderen Kitas in Krefeld, Kempen und Tönisvorst zwei Mädchen und einem Jungen den Brustkorb zusammengepresst und sie damit in Lebensgefahr gebracht haben.
Am zweiten Prozesstag gab Sandra M. an, dass sie im Alter von 13 Jahren von einem angeheirateten Onkel missbraucht worden sei. Unter Tränen schilderte sie, dass sie das Geschehen schwer belaste. Deshalb habe sie im vergangenen Jahr eine Psychologin aufgesucht und dort Sitzungstermine wahrgenommen.
„Das fehlende Geständnis ändert die Beweislage nicht wesentlich“, zeigte sich Staatsanwalt Stefan Lingens nach der Verhandlung überzeugt. „Ich gehe weiter davon aus, dass der Angeklagten nachgewiesen werden kann, dass sie die ihr zur Last gelegten Taten begangen hat.“In den rechtsmedizinischen Gutachten spreche sehr viel dafür, dass Fremdeinwirkung ursächlich für die Symptome der Kinder gewesen sei. Lingens stellt fest: „Und dann muss man sich die Frage stellen: Wer kommt da in Betracht?“Es gebe eine ganze Reihe von Dokumentationen, die erklärten, wer zur Tatzeit Zugang zu den Kindern hatte, und es gebe Zeugenaussagen, die das ergänzten, so der Staatsanwalt. „Wenn man die Fälle übereinanderlegt, bleibt nach meiner Interpretation nur eine Person übrig – und das ist die Angeklagte.“
Gretas Mutter ist Nebenklägerin – wie auch die Eltern von zwei weiteren Kita-Kindern. Ihre Anwältin Marie Lingnau erklärte nach der Verhandlung: „Aus Sicht von Gretas Mama war das heute ein sehr unbefriedigender Tag. Sie hat sich natürlich mehr erhofft – eine Erklärung: Warum musste Greta sterben? Warum sind andere Kinder verletzt worden?“