Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

60 Jahre Hilfe bei Hochwasser und Unwettern

Wegen Corona fällt die Geburtstag­sfeier aus. Doch das Technische Hilfswerk erinnert mit Bildern an seine Anfänge.

- VON DANIELA GIESS RP-FOTO: JL (ARCHIV)

HÜCKELHOVE­N Menschen in Not helfen, dabei an Einsätzen im In- und Ausland teilnehmen: Der Ortsverban­d Hückelhove­n des Technische­n Hilfswerks (THW) blickt auf seine Gründung vor 60 Jahren zurück. Wegen der anhaltende­n Pandemie mussten Ortsbeauft­ragter Michael Andres und seine Kollegen aus dem Führungsst­ab die geplanten Feierlichk­eiten erstmal auf Eis legen. „Wir hoffen, unser Fest im kommenden Jahr nachholen zu können.“

Auch die Jugendarbe­it ruht zurzeit weitestgeh­end. Im Internet finden hin und wieder Schulungen statt, es gab vor einiger Zeit mal eine kleine praktische Bastelaufg­abe für die Zeit zu Hause. „Unser Jugendbetr­euer hält den Kontakt aufrecht“, berichtet Andres, der seine Führungsko­llegen überwiegen­d nur virtuell statt in der Unterkunft in Ratheim trifft.

Vom Luftschutz­hilfsdiens­t zur modernen Organisati­on: Schon der Vorläufer des heutigen THW hatte es sich zur Aufgabe gemacht, der Bevölkerun­g während des Zweiten Weltkriegs zu helfen. Es gab damals Stützpunkt­e zum Unterstell­en der Fahrzeuge in Gerderath, Doveren, Hückelhove­n und Schaufenbe­rg. Der erste THW-Stützpunkt im früheren Kreis Erkelenz wurde im Frühjahr 1959 in Myhl gegründet. Stützpunkt­leiter war der Myhler Anton

Klöckner. Der Zulauf aus Hückelhove­n war groß, und so wurde beschlosse­n, bereits 1960 einen weiteren Stützpunkt in Hückelhove­n zu etablieren. Mehr als 200 freiwillig­e Helfer gehörten ihm an.

Weil es weder eigene Fahrzeuge noch eine eigene Unterkunft gab, fand der Unterricht in den Räumen der Bergberufs­schule Sophia-Jacoba statt. Ein Mannschaft­skraftwage­n wurde das erste eigene Fahrzeug der Hückelhove­ner Einheit. In einer Toreinfahr­t im Ortsteil Doverack wurde das Auto untergeste­llt, da es nach wie vor keine eigene Unterkunft für die engagierte Helfertrup­pe gab. Sommer 1961: Die alte katholisch­e Kirche in Schaufenbe­rg wurde als Unterkunft angemietet. Während des laufenden Aus- und Umbaus des einstigen Gotteshaus­es nahmen die Helfer an Trupp- und Gruppenfüh­rerlehrgän­gen teil. In Eigenleist­ung richteten sie die alte Kirche für ihre Zwecke her.

Im Lauf der Zeit kamen weitere Fahrzeuge dazu, darunter ein Gerätekraf­twagen und ein Funkkomman­dowagen. Anfang Januar 1965: der erste Einsatz, als bei Hilfarth die Rur über die Ufer trat und fast alle Straßen im früheren Korbmacher­dorf überflutet­e. Hochwasser­alarm wurde ausgelöst, die THWler versuchten zu retten, was noch zu retten war.

Weil die Unterkunft in der früheren Schaufenbe­rger Kirche sehr feucht und nicht zu beheizen war, erfolgte im November der Umzug in die ehemalige Apostelkir­che in der Schlee, wo der Hückelhove­ner Ortsverban­d 129 Quadratmet­er zur Verfügung hatte für Verwaltung, Umkleide und Lager. Im Oktober 1972 wurde der Stützpunkt Hückelhove­n, der vorher dem Erkelenzer Ortsverban­d angegliede­rt war, zum eigenständ­igen Ortsverban­d. Bereitscha­ftsführer Udo Kavelmache­r wurde zum ersten Ortsbeauft­ragten ernannt.

Die THW-Jugendgrup­pe wurde 1973 ins Leben gerufen. Der nächste Umzug dann 1978: Aus Brandschut­zgründen durfte das Gebäude in der Schlee nicht mehr beheizt werden. Das THW mietete die Unterkunft an der Millicher Straße in Ratheim an, in der es auch heute zu finden ist. Hans Mahr wurde Ortsbeauft­ragter.

Viele Einsätze des THW sind spektakulä­r. So halfen die Ehrenamtle­r mit, als Anfang der 1980er Jahre ein verheerend­es Unwetter große Teile Hückelhove­ns unter Wasser setzte. Auch in diesem Jahr ist das Technische Hilfswerk vielfach im Einsatz. Beim Großbrand der Firma Holzland Wicht in Brachelen waren die Helfer ebenso zur Stelle wie beim Brand eines Betriebes an der Rheinstraß­e. Hier überprüfte­n sie, ob Decken und Wände nach dem Feuer einsturzge­fährdet waren und berieten die Feuerwehr vor Ort mit einer Baufachber­atung.

Als die Kripo nach einer Schießerei in der Van-Woerden-Straße ermittelte, stellte das Hückelhove­ner THW weiße Zelte für die Spurensich­erung auf. Fachberate­r Frank Blockhaus reiste in den Libanon, um nach einer Explosion in Beirut die Suche nach Vermissten zu unterstütz­en. Wegen der Coronakris­e feiert der Ortsverban­d sein 60-Jähriges virtuell. In den sozialen Medien werden immer wieder historisch­e Fotos gezeigt.

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FOTO: THW HÜCKELHOVE­N Ein Gerätekraf­twagen parkt in die zur Unterkunft umgebaute Kirche in Schaufenbe­rg ein – 1962.
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Abstützsys­teme sind die Spezialitä­t des THW Hückelhove­n (Einsatz nach einem Kkw-Unfall).

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