Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
60 Jahre Hilfe bei Hochwasser und Unwettern
Wegen Corona fällt die Geburtstagsfeier aus. Doch das Technische Hilfswerk erinnert mit Bildern an seine Anfänge.
HÜCKELHOVEN Menschen in Not helfen, dabei an Einsätzen im In- und Ausland teilnehmen: Der Ortsverband Hückelhoven des Technischen Hilfswerks (THW) blickt auf seine Gründung vor 60 Jahren zurück. Wegen der anhaltenden Pandemie mussten Ortsbeauftragter Michael Andres und seine Kollegen aus dem Führungsstab die geplanten Feierlichkeiten erstmal auf Eis legen. „Wir hoffen, unser Fest im kommenden Jahr nachholen zu können.“
Auch die Jugendarbeit ruht zurzeit weitestgehend. Im Internet finden hin und wieder Schulungen statt, es gab vor einiger Zeit mal eine kleine praktische Bastelaufgabe für die Zeit zu Hause. „Unser Jugendbetreuer hält den Kontakt aufrecht“, berichtet Andres, der seine Führungskollegen überwiegend nur virtuell statt in der Unterkunft in Ratheim trifft.
Vom Luftschutzhilfsdienst zur modernen Organisation: Schon der Vorläufer des heutigen THW hatte es sich zur Aufgabe gemacht, der Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs zu helfen. Es gab damals Stützpunkte zum Unterstellen der Fahrzeuge in Gerderath, Doveren, Hückelhoven und Schaufenberg. Der erste THW-Stützpunkt im früheren Kreis Erkelenz wurde im Frühjahr 1959 in Myhl gegründet. Stützpunktleiter war der Myhler Anton
Klöckner. Der Zulauf aus Hückelhoven war groß, und so wurde beschlossen, bereits 1960 einen weiteren Stützpunkt in Hückelhoven zu etablieren. Mehr als 200 freiwillige Helfer gehörten ihm an.
Weil es weder eigene Fahrzeuge noch eine eigene Unterkunft gab, fand der Unterricht in den Räumen der Bergberufsschule Sophia-Jacoba statt. Ein Mannschaftskraftwagen wurde das erste eigene Fahrzeug der Hückelhovener Einheit. In einer Toreinfahrt im Ortsteil Doverack wurde das Auto untergestellt, da es nach wie vor keine eigene Unterkunft für die engagierte Helfertruppe gab. Sommer 1961: Die alte katholische Kirche in Schaufenberg wurde als Unterkunft angemietet. Während des laufenden Aus- und Umbaus des einstigen Gotteshauses nahmen die Helfer an Trupp- und Gruppenführerlehrgängen teil. In Eigenleistung richteten sie die alte Kirche für ihre Zwecke her.
Im Lauf der Zeit kamen weitere Fahrzeuge dazu, darunter ein Gerätekraftwagen und ein Funkkommandowagen. Anfang Januar 1965: der erste Einsatz, als bei Hilfarth die Rur über die Ufer trat und fast alle Straßen im früheren Korbmacherdorf überflutete. Hochwasseralarm wurde ausgelöst, die THWler versuchten zu retten, was noch zu retten war.
Weil die Unterkunft in der früheren Schaufenberger Kirche sehr feucht und nicht zu beheizen war, erfolgte im November der Umzug in die ehemalige Apostelkirche in der Schlee, wo der Hückelhovener Ortsverband 129 Quadratmeter zur Verfügung hatte für Verwaltung, Umkleide und Lager. Im Oktober 1972 wurde der Stützpunkt Hückelhoven, der vorher dem Erkelenzer Ortsverband angegliedert war, zum eigenständigen Ortsverband. Bereitschaftsführer Udo Kavelmacher wurde zum ersten Ortsbeauftragten ernannt.
Die THW-Jugendgruppe wurde 1973 ins Leben gerufen. Der nächste Umzug dann 1978: Aus Brandschutzgründen durfte das Gebäude in der Schlee nicht mehr beheizt werden. Das THW mietete die Unterkunft an der Millicher Straße in Ratheim an, in der es auch heute zu finden ist. Hans Mahr wurde Ortsbeauftragter.
Viele Einsätze des THW sind spektakulär. So halfen die Ehrenamtler mit, als Anfang der 1980er Jahre ein verheerendes Unwetter große Teile Hückelhovens unter Wasser setzte. Auch in diesem Jahr ist das Technische Hilfswerk vielfach im Einsatz. Beim Großbrand der Firma Holzland Wicht in Brachelen waren die Helfer ebenso zur Stelle wie beim Brand eines Betriebes an der Rheinstraße. Hier überprüften sie, ob Decken und Wände nach dem Feuer einsturzgefährdet waren und berieten die Feuerwehr vor Ort mit einer Baufachberatung.
Als die Kripo nach einer Schießerei in der Van-Woerden-Straße ermittelte, stellte das Hückelhovener THW weiße Zelte für die Spurensicherung auf. Fachberater Frank Blockhaus reiste in den Libanon, um nach einer Explosion in Beirut die Suche nach Vermissten zu unterstützen. Wegen der Coronakrise feiert der Ortsverband sein 60-Jähriges virtuell. In den sozialen Medien werden immer wieder historische Fotos gezeigt.