Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Die Bahn fährt wegen Krise Milliardenverluste ein
BERLIN/DÜSSSELDORF (rky) Die Deutsche Bahn erwartet für dieses Jahr einen Verlust von insgesamt 5,3 Milliarden Euro. Das berichtet die „FAZ“unter Berufung auf interne Unterlagen für die anstehende Sitzung des Bahn-Aufsichtsrats am 9. Dezember. Informierte Kreise bestätigen die Zahl.
Die Fernzüge seien derzeit im Schnitt nur noch zu 20 Prozent ausgelastet, die Regionalzüge zu 55 bis 60 Prozent, heißt es in der Vorlage. Damit lägen die Verkehrszahlen aktuell auf den langen Strecken ähnlich niedrig wie beim ersten Lockdown im Frühjahr. In den Regionalzügen sieht es derzeit etwas besser aus. Erstaunlich sind die erwarteten Jahresverluste der Bahn nicht. Für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres hatte der Konzern bereits einen Verlust von 3,7 Milliarden Euro ausgewiesen. Die Bundesregierung sagte dem Staatskonzern im Konjunkturpaket vom Juni eine Aufstockung des Eigenkapitals um fünf Milliarden Euro zu, um das Defizit auszugleichen.
Dieses Vorgehen hatte der Bundesrechnungshof am Dienstag scharf kritisiert. Es deute sich an, dass das Geschäft 2020 nicht so schlecht gelaufen sei wie noch im Frühjahr befürchtet worden war, heißt es in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages. „Vor diesem Hintergrund ist die sofortige und vollständige Auszahlung der Eigenkapitalhilfe von fünf Milliarden Euro nicht zu rechtfertigen“, schrieb der Bundesrechnungshof.
Auch die NRW-Landesregierung muss sich mit der Krise des Bahnsektors beschäftigen. Die Defizite im Schienennahverkehr wie den S-Bahnen sind in diesem Jahr dank eines Rettungspaketes von Bund und Land zwar abgedeckt. Doch für 2021 steht noch nicht fest, wie es weitergehen soll. So rechnet der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr nächstes Jahr mit Mindereinnahmen im Nahverkehr von rund 220 Millionen Euro, nachdem dieses Jahr ein Defizit von 260 Millionen Euro ausgeglichen werden musste. „Wir hoffen, dass der Staat auch den Fehlbetrag in 2021 ausgleichen kann“, sagte VRR-Vorstand José Luis Castrillo unserer Redaktion. Dafür allerdings müssten Mittel aus diesem ins nächste Jahr übertragen werden.