Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Brandstiftung – Verdächtiger verhaftet
Nach dem Feuer, bei dem „Bollos Burgerbude“in Wassenberg am Wochenende komplett niedergebrannt war, schildert der Besitzer spektakulär, wie er die Verdächtigen selber gefasst hat. Knapp 40 Leute halfen bei den Aufräumarbeiten.
WASSENBERG An dem Schotterplatz an der Rurbrücke am Ortsrand von Orsbeck liegen zu Wochenbeginn nur noch Schutt und Asche. „Bollos Burgerbude“, die dort stand, ist in der Nacht zu Samstag komplett niedergebrannt. Nun geht die Staatsanwaltschaft von einer Brandstiftung aus. Wie Staatsanwältin Katja Schlenkermann-Pitts erklärt, sei bereits am Montag Haftbefehl gegen einen von zwei Tatverdächtigen erlassen worden. Die Person – die Staatsanwaltschaft macht keine Angaben zu Alter und Geschlecht – befindet sich in Untersuchungshaft. Zu diesem Fall sind die Ermittlungen nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch nicht abgeschlossen.
In einem Facebook-Video schildert Marco Klenner, genannt „Bollo“und Besitzer der Burgerbude, spektakulär, wie er selber die mutmaßlichen Täter ausfindig gemacht haben will. Nachdem er bemerkte, dass in den Trümmern seiner Imbissbude keinerlei Überreste seiner Fernseher zu finden waren, die er als digitale Speisekarte benutzte, sei er stutzig geworden. Kurz darauf habe er von Bekannten gehört, dass ihnen Fernseher zum Verkauf angeboten worden seien. „Wir sind dann mit ein paar Leuten herum gefahren und haben ein paar Besuche gemacht“, erklärt der 42-Jährige. Schließlich sei es ihm gelungen, den Kontakt zu demjenigen herzustellen, der die Fernseher anbot. Man habe einen Treffpunkt zum Kauf vereinbart, gleichzeitig die Polizei informiert. „Das klingt jetzt wie bei Cobra 11“, sagt Klenner. „Wir haben uns dann an einer Bushaltestelle getroffen, die haben noch ganz frech über den Preis verhandelt“, sagt er. „Einer meinte auch: ,Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Der Fernseher ist geklaut, aber alle Beweise liegen in Schutt und Asche‘“.
Klenner habe sich dann als Besitzer der Imbissbude zu erkennen gegeben und klargemacht, dass die Polizei in wenigen Augenblicken eintreffe. „Dann haben sich die beiden alles von der Seele geredet.“Laut Klenner seien die beiden jungen Männer in seine Burgerbude eingebrochen, um Geld zu stehlen. Weil sie nicht fündig wurden, nahmen sie stattdessen den Fernseher und einen Karton mit leeren Pfanddosen mit – Wert laut Klenner: zehn Euro. Weil sie dabei versehentlich
Fingerabdrücke hinterlassen hätten, sei der Entschluss gereift, die Imbissbude mit einem Feuerzeug und einer Packung Toilettenpapier anzuzünden. Der Betrieb brannte komplett aus, bis 10 Uhr am nächsten Morgen waren Feuerwehrleute mit den Löscharbeiten beschäftigt. Drei Wehrleute hatten sich dabei verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden.
„Zehn Euro Pfand und ein Fernseher – dafür liegt da jetzt ein Riesenhaufen
und ich bin pleite“, fasst Klenner traurig zusammen. Versichert sei sein Betrieb, den er selber als „Bretterbude“bezeichnet, nicht gewesen: „Ich bekomme genau null Cent“. Umso mehr war er überwältigt von der Welle der Solidarität, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet: „Ich habe einen Aufruf im Internet gestartet und gefragt, ob mir jemand beim Aufräumen helfen möchte.“340 Mal wurde dieser Aufruf bei Facebook geteilt.
Am Mittwoch seien laut Klenner 30 bis 40 Menschen zusammengekommen, um den Schutt zu beseitigen. „Das war einfach nur der Wahnsinn“, sagt er.
Container, Bagger, Lkw, eine Firma, die so genannte Big Packs für Schutt zur Verfügung stellte, und zahlreiche Helfer mit Schaufeln folgten seinem Hilfeaufruf. „Ich habe eine ziemlich große Community, das hat mir sehr geholfen. Eine Reichweite von 100.000 Leuten
ist für eine kleine Imbissbude gar nicht so verkehrt“, sagt er. Wie es für „Bollo“nun weitergeht, weiß er noch nicht: „Ich bin ein humorvoller Mensch. Ich könnte mich davon jetzt runterziehen lassen oder ich mache weiter und schaue, wie ich wieder auf die Beine komme.“Eins steht für ihn fest: „Es gab schon Leute, die ein Spendenkonto einrichten wollten oder mit Bargeld vor mir standen. Das will ich nicht haben. Ich baue mir das selber wieder auf.“