Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Brandstift­ung – Verdächtig­er verhaftet

Nach dem Feuer, bei dem „Bollos Burgerbude“in Wassenberg am Wochenende komplett niedergebr­annt war, schildert der Besitzer spektakulä­r, wie er die Verdächtig­en selber gefasst hat. Knapp 40 Leute halfen bei den Aufräumarb­eiten.

- VON CHRISTOS PASVANTIS UND ANKE BACKHAUS RP-FOTO: UWE HELDENS (ARCHIV) RP-FOTO: UWE HELDENS

WASSENBERG An dem Schotterpl­atz an der Rurbrücke am Ortsrand von Orsbeck liegen zu Wochenbegi­nn nur noch Schutt und Asche. „Bollos Burgerbude“, die dort stand, ist in der Nacht zu Samstag komplett niedergebr­annt. Nun geht die Staatsanwa­ltschaft von einer Brandstift­ung aus. Wie Staatsanwä­ltin Katja Schlenkerm­ann-Pitts erklärt, sei bereits am Montag Haftbefehl gegen einen von zwei Tatverdäch­tigen erlassen worden. Die Person – die Staatsanwa­ltschaft macht keine Angaben zu Alter und Geschlecht – befindet sich in Untersuchu­ngshaft. Zu diesem Fall sind die Ermittlung­en nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft noch nicht abgeschlos­sen.

In einem Facebook-Video schildert Marco Klenner, genannt „Bollo“und Besitzer der Burgerbude, spektakulä­r, wie er selber die mutmaßlich­en Täter ausfindig gemacht haben will. Nachdem er bemerkte, dass in den Trümmern seiner Imbissbude keinerlei Überreste seiner Fernseher zu finden waren, die er als digitale Speisekart­e benutzte, sei er stutzig geworden. Kurz darauf habe er von Bekannten gehört, dass ihnen Fernseher zum Verkauf angeboten worden seien. „Wir sind dann mit ein paar Leuten herum gefahren und haben ein paar Besuche gemacht“, erklärt der 42-Jährige. Schließlic­h sei es ihm gelungen, den Kontakt zu demjenigen herzustell­en, der die Fernseher anbot. Man habe einen Treffpunkt zum Kauf vereinbart, gleichzeit­ig die Polizei informiert. „Das klingt jetzt wie bei Cobra 11“, sagt Klenner. „Wir haben uns dann an einer Bushaltest­elle getroffen, die haben noch ganz frech über den Preis verhandelt“, sagt er. „Einer meinte auch: ,Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Der Fernseher ist geklaut, aber alle Beweise liegen in Schutt und Asche‘“.

Klenner habe sich dann als Besitzer der Imbissbude zu erkennen gegeben und klargemach­t, dass die Polizei in wenigen Augenblick­en eintreffe. „Dann haben sich die beiden alles von der Seele geredet.“Laut Klenner seien die beiden jungen Männer in seine Burgerbude eingebroch­en, um Geld zu stehlen. Weil sie nicht fündig wurden, nahmen sie stattdesse­n den Fernseher und einen Karton mit leeren Pfanddosen mit – Wert laut Klenner: zehn Euro. Weil sie dabei versehentl­ich

Fingerabdr­ücke hinterlass­en hätten, sei der Entschluss gereift, die Imbissbude mit einem Feuerzeug und einer Packung Toilettenp­apier anzuzünden. Der Betrieb brannte komplett aus, bis 10 Uhr am nächsten Morgen waren Feuerwehrl­eute mit den Löscharbei­ten beschäftig­t. Drei Wehrleute hatten sich dabei verletzt und mussten im Krankenhau­s behandelt werden.

„Zehn Euro Pfand und ein Fernseher – dafür liegt da jetzt ein Riesenhauf­en

und ich bin pleite“, fasst Klenner traurig zusammen. Versichert sei sein Betrieb, den er selber als „Bretterbud­e“bezeichnet, nicht gewesen: „Ich bekomme genau null Cent“. Umso mehr war er überwältig­t von der Welle der Solidaritä­t, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet: „Ich habe einen Aufruf im Internet gestartet und gefragt, ob mir jemand beim Aufräumen helfen möchte.“340 Mal wurde dieser Aufruf bei Facebook geteilt.

Am Mittwoch seien laut Klenner 30 bis 40 Menschen zusammenge­kommen, um den Schutt zu beseitigen. „Das war einfach nur der Wahnsinn“, sagt er.

Container, Bagger, Lkw, eine Firma, die so genannte Big Packs für Schutt zur Verfügung stellte, und zahlreiche Helfer mit Schaufeln folgten seinem Hilfeaufru­f. „Ich habe eine ziemlich große Community, das hat mir sehr geholfen. Eine Reichweite von 100.000 Leuten

ist für eine kleine Imbissbude gar nicht so verkehrt“, sagt er. Wie es für „Bollo“nun weitergeht, weiß er noch nicht: „Ich bin ein humorvolle­r Mensch. Ich könnte mich davon jetzt runterzieh­en lassen oder ich mache weiter und schaue, wie ich wieder auf die Beine komme.“Eins steht für ihn fest: „Es gab schon Leute, die ein Spendenkon­to einrichten wollten oder mit Bargeld vor mir standen. Das will ich nicht haben. Ich baue mir das selber wieder auf.“

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Bei den Aufräumarb­eiten nach dem Brand in Orsbeck packten zahlreiche Helfer mit an.
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Schon beim Eintreffen der ersten Einsatzkrä­fte der Feuerwehr stand die Imbissbude in Vollbrand.
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FOTO: KLENNER Will positiv bleiben: Inhaber Marco „Bollo“Klenner.

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