Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Gesundheit­s-Soli schadet nur

Statt Soli Ost nun Soli Corona? Der SPD-Vorschlag geht am Problem vorbei.

- ANTJE HÖNING

Als Peter Altmaier (CDU) vor einem Jahr seine Mittelstan­dsstrategi­e vorstellte, war sie wieder da: die goldene 40. Bei 40 Prozent sollte die Sozialabga­benquote gedeckelt werden, forderte der Bundeswirt­schaftsmin­ister. Gerade mittelstän­dische Firmen seien von höheren Lohnnebenk­osten besonders betroffen. In der Tat: Schon jetzt zahlen Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r für Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslos­enversiche­rung fast 40 Prozent. Doch nun wankt die 40. Die Krankenkas­sen kündigen massiv steigende Zusatzbeit­räge an.

Als Ausweg fordern die Ministerpr­äsidenten der SPD-regierten Länder

nun, einen Gesundheit­s-Soli einzuführe­n. Gesundheit und Solidaritä­t – zwei Worte, die sich gut anhören, oder? Nein. Es wäre ein Treppenwit­z, wenn der Staat ausgerechn­et jetzt, wo der Soli für den Aufbau Ost endlich abgeschaff­t werden soll, einen neuen Soli einführt. Die SPD-Länder begründen ihren Plan damit, dass die Pandemieko­sten auch von Beamten, Pensionäre­n und Selbststän­digen bezahlt werden sollen. Stimmt: Impfungen, Schnelltes­ts, Ausbau der Intensivka­pazitäten sind keine Aufgabe allein der Kassenpati­enten, sondern sie nutzen allen und müssen von allen geschulter­t werden. Doch ein Gesundheit­s-Soli ist dafür der falsche

Weg. Erstens belastet er auch die vielen mittelstän­dischen Unternehme­n. Steuererhö­hungen aber sind das letzte, was Gastwirte, Handwerker und Freiberufl­er jetzt brauchen. Zudem sollte die Koalition auf die Ursachen des Beitragsdr­ucks schauen. Das sind nicht die Corona-Ausgaben, das sind die früheren, teuren Gesetze von Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) zur Beglückung der Krankenhäu­ser, die nun voll durchschla­gen. Statt über Steuererhö­hungen sollte die Koalition 2021 über eine Krankenhau­sreform sprechen. Das ist kein Thema für Altmaiers Sonntagsre­den, aber ein wichtiges Thema für alle, die das 40-Prozent-Ziel noch ernst nehmen.

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