Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Worauf im Lockdown zu achten ist
Für Arbeitnehmer, die im Homeoffice arbeiten, gelten besondere Regeln.
DÜSSELDORF Die Weihnachtsferien starten dieses Jahr schon am 19. Dezember und damit zwei Tage früher. Der Bund fordert seitWochen alle Firmen auf, möglichst viele Beschäftigte lange ins Homeoffice zu schicken. Wir erklären, wie die Rechtslage ist.
Darf man zu Homeoffice gezwungen werden?
Bundesarbeitsminister und Politologe Hubertus Heil (SPD) meint, Homeoffice dürfe nur in gegenseitigem Einvernehmen festgelegt werden. Der Düsseldorfer Anwalt Julius Reiter sagt dagegen, es gehöre zum Direktionsrecht eines Unternehmens, Beschäftigte aus Gründen des Infektionsschutzes zeitweise nach Hause zu schicken. Notfalls müsse es eine Änderungskündigung geben. Langfristige Heimarbeit sei nur bei Zustimmung beider Seiten möglich.
Gibt es ein Recht auf Homeoffice, wenn Kinder wegen der vorzeitigen Ferien betreut werden müssen?
Das NRW-Kultusministerium hat eine Notbetreuung angekündigt. Ansonsten betont der Viersener Anwalt Sebastian Schröder, dass niemand zur Anwesenheit in einer Firma gezwungen werden kann, wenn die Kinder zu Hause sein müssen und man keinen Betreuer hat. „Dann muss eine Firma Homeoffice anbieten.“Eine andere Lösung würde kein Arbeitsgericht akzeptieren. Schröder und auch Reiter meinen, dass es außerdem einen Anspruch auf unbezahlte Tage gibt, um Kinder zu betreuen.
Muss der Chef das Homeoffice ausstatten?
Das hängt von den Betriebsvereinbarungen ab. Die Unternehmen sprechen in der Regel von mobilem Arbeiten, weil sie dann ein Büro zu Hause nicht komplett finanzieren müssen. Bei mobiler Arbeit gilt es dagegen als ausreichend, wenn die Firma Smartphone,
Laptop oder auch Papier bezahlt.
Bezahlt der Fiskus das Homeoffice mit?
Materialkosten für das Arbeiten in den eigenen vier Wänden können gerade im Jahr 2020 relativ gut von der Steuer abgesetzt werden. Das kann auch der Kauf eines Monitors oder Druckers sein, obwohl es besser ist, wenn der Arbeitgeber solche Kosten direkt trägt. Ein echtes Arbeitszimmer können Arbeitnehmer aber nur von der Steuer absetzen, wenn es ein abgeschlossener Raum ist. Der Bund der Steuerzahler schlägt vor, dass Arbeitnehmer etwa für eine Arbeitsecke in der Küche wenigstens eine kleine Homeoffice-Pauschale von 100 Euro absetzen dürfen.
Ist man im Homeoffice versichert?
Sofern ein Arbeitnehmer für die Firma aktiv war, zahlt die gesetzliche Unfallversicherung. Das muss aber im Zweifelsfall vom Arbeitnehmer bewiesen werden, so Schröder.