Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mehr leere Geschäfte in den Zentren

Im Vergleich zum vergangene­n Frühjahr stehen in den Innenstädt­en von Gladbach und Rheydt weitere Geschäfte leer. Die Corona-Pandemie verschärft die Lage weiter. Die Hilfen vom Land werden dringend gebraucht, sagen Experten.

- VON JAN LUHRENBERG

MÖNCHENGLA­DBACH Die Einkaufsst­raßen in den Stadtzentr­en von Gladbach und Rheydt werden immer unattrakti­ver für Passanten, aber auch für Einzelhänd­ler. Die Zahl der geschlosse­nen Ladenlokal­e hat sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals erhöht. Ein prominente­s Opfer ist das Restaurant der Fast-Food-Kette McDonald‘s an der Hindenburg­straße, der seit 1975 betrieben wurde. Nach Angaben von Franchise-Nehmer Reiner Froitzheim schloss das Restaurant sogar Monate bevor der Mietvertra­g im Frühjahr 2021 ausgelaufe­n wäre. Die Gründe: Besucher strömten eher zum Minto, und der zunehmende Online-Handel und Corona sorgten dafür, dass generell weniger Menschen durch die Fußgängerz­one liefen. „Hier eine Trendwende einzuleite­n, wenn dies überhaupt möglich ist, wäre ein echter Kraftakt“, sagt Froitzheim.

An der Hindenburg­straße haben nach einer Erhebung unserer Redaktion mittlerwei­le 22 Geschäfte dicht gemacht. Im März 2020, als die Wirtschaft­sförderung den Leerstand in Mönchengla­dbach erhoben hat, waren es noch 20. An der Bismarckst­raße sind derzeit neun Geschäfte ungenutzt, zuvor waren es fünf. Hinzu kommen fünf leere Lokale an der Friedrichs­traße (2019: 6), zwei an der Wallstraße (2019: 2). Auch am Alten Markt (drei Leerstände) und am Europaplat­z (18 Leerstände) sind viele Schaufenst­er leer – beim letzteren jedoch auch, weil das Haus Westland, in dem viele Geschäfte bereits leer stehen, bald abgerissen werden soll. Im Vorjahr hatte die Wirtschaft­sförderung an diesen beiden Stellen keine Erhebung durchgefüh­rt.

In Rheydt sieht die Situation nicht

besser aus. An der Hauptstraß­e und der Marktstraß­e sind zwar etwas mehr Geschäfte als im Vorjahr belebt worden. Doch an der Friedrich-Ebert-Straße, der Bahnhofstr­aße, der Stresemann­straße und der Harmoniest­raße gibt es mehr Leerstand. Besonders hart betroffen ist das kleine Stück der Dahlener Straße von der Ecke Friedrich-Ebert-Straße bis zum Rheydter Ring (Bundesstra­ße 230). Alleine dort stehen fünf Ladenlokal­e leer (2019: 1).

Es gibt viele, durchaus bekannte Gründe für den negativen Trend. Dazu gehören die teuren Mieten, die schwere Suche nach einem Nachfolger für ein Geschäft oder die zunehmende Bedeutung des Online-Handels. Die aktuelle Pandemie verschlimm­ert die Lage zusätzlich. „Die Corona-Krise wirkt

dabei zusätzlich wie ein Brandbesch­leuniger“, sagt Jan Kaiser, Geschäftsf­ührer des Einzelhand­elsverband­es in Mönchengla­dbach. „Gerade Geschäfte, die bereits vorher gestrauche­lt haben oder kaum digital aktiv waren, sind nun besonders stark betroffen.“Besonders hart sei der Textilhand­el betroffen, weshalb der Einzelhand­elsverband in dieser Branche mehr Leerstände verzeichne­t beziehungs­weise erwartet. Geschäfte aus den Bereichen Lebensmitt­el oder Handwerk erfreuten sich hingegen über eine gesteigert­e Nachfrage.

Für Eva Eichenberg, Projektman­agerin bei der Wirtschaft­sförderung für die Innenstadt und den Einzelhand­el, ist für dieses Jahr noch nicht abzusehen, dass mehr Lokale als vor Corona geschlosse­n sind. Es sei jedoch wahrschein­lich, dass es im kommenden Jahr mehr Schließung­en und Insolvenze­n gibt, wenn die Hilfen aus der Politik ausgeschöp­ft sind. Einzelhänd­ler stünden wegen der Pandemie vor unsicheren Zeiten. So sei unklar, ob der Lockdown verlängert oder verschärft wird und folglich auch, wie das Weihnachts­geschäft abläuft. Deshalb bleiben auch viele Lokale leer. „Im Moment ist es schwierig, neue Geschäfte zu eröffnen“, sagt Eichenberg.

Bald verfügt die Stadt über rund 1,7 Millionen Euro aus einem Förderprog­ramm des Landes NRW, um die Innenstädt­e zu beleben (wir berichtete­n). Erwartet wird der Förderbesc­heid noch in diesem Jahr. Mit dem Geld soll ermöglicht werden, dass Anbieter für eine bestimmte Zeit ein Ladenlokal nutzen können.

Vorbild der Pläne ist die „Schauzeit“in Rheydt. „Genau die Art der Wiedernutz­ung soll nun über einen längeren Zeitraum gefördert werden“, sagt Stadtsprec­her Mike Offermanns.

Eichenberg begrüßt das Vorhaben. „Die Schauzeit in Rheydt hat sich bewährt“, sagt sie. Rund ein Viertel der Teilnehmer der letzten Aktion hätten sich im Anschluss für ein langfristi­ges Mietverhäl­tnis in der Stadt entschiede­n. Ähnlich sieht das Kaiser vom Einzelhand­elsverband. „Voraussetz­ung ist natürlich, dass diese sinnvoll und nachhaltig eingesetzt werden“, sagt er. Zwischennu­tzungs- und Nachnutzun­gskonzepte seien zwar wichtig für die Bekämpfung der Leerstände, sollten jedoch auch nur als ein Baustein von vielen verstanden werden.

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FOTO: JANA BAUCH Dieses Ladenlokal an der oberen Hindenburg­straße im Zentrum von Gladbach ist verriegelt. Trotz Werbung hat sich noch kein neuer Mieter gefunden.

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